Jack Reacher 01: Größenwahn
nach rechts. Schlich um die Motorhaube herum, warf mich fünf Meter weiter in das Erdnußfeld und drückte mich flach auf den Boden. Kroch durch die Büsche und brachte mich auf die Höhe, wo ihr Wagen auf dem Weg hinter dem Bentley halten mußte. Preßte mich gegen die kräftigen Stengel, tief unter den Blättern, auf die feuchte, rote Erde. Dann wartete ich. Sie waren bestimmt sechzig oder siebzig Meter zurückgefallen. Meine plötzliche Beschleunigung hatten sie nicht mitgemacht. Ich ließ den Sicherungshebel zurückschnappen. Dann hörte ich ihren braunen Buick. Ich vernahm das Geräusch des Motors und das Ächzen der Stoßdämpfer. Der Wagen geriet auf dem Weg vor mir in Sicht. Er hielt hinter dem Bentley, vor dem Wäldchen. Er war ungefähr sieben Meter von mir entfernt.
Es waren ziemlich schlaue Burschen. Ich hatte schon schlechtere gesehen. Der Beifahrer war auf der Straße ausgestiegen, bevor sie in den Weg eingebogen waren. Er dachte, ich sei im Wäldchen. Er beabsichtigte, mich von hinten zu überraschen. Der Fahrer kletterte im Wagen herum und ließ sich auf der Beifahrertür, also auf der entgegengesetzten Seite zum Wäldchen, aus dem Wagen fallen. Direkt vor mir. Er hielt einen Revolver in der Hand und kniete im Staub, mit dem Rücken zu mir, glaubte, durch den Buick vor mir versteckt zu sein, und sah durch den Wagen hindurch auf das Wäldchen. Ich mußte ihn dazu bringen, daß er sich in Bewegung setzte. Ich wollte ihn nicht in der Nähe des Wagens haben. Der Wagen mußte fahrtüchtig bleiben. Ich wollte nicht, daß er beschädigt wurde.
Sie beobachteten das Wäldchen. Das war mein Plan gewesen, Warum sollte ich den ganzen Weg zum einzigen Wäldchen weit und breit fahren und mich dann in einem Feld verstecken? Ein klassisches Ablenkungsmanöver. Sie waren darauf reingefallen, ohne überhaupt darüber nachzudenken. Der Typ am Wagen starrte durch die Bäume. Ich starrte auf seinen Rücken. Ich hielt die Desert Eagle auf ihn gerichtet und atmete flach. Sein Partner schlich langsam durch die Bäume und suchte mich. Sehr bald schon würde er in mein Blickfeld kommen.
Er kam nach ungefähr fünf Minuten. Er hielt einen Revolver vor sich. Schlängelte sich um das Heck des Buicks hemm. Hielt sich in einer gewissen Distanz zum Bentley, Er kauerte sich neben seinem Partner nieder, und die beiden sahen sich achselzuckend an. Dann nahmen sie den Bentley unter die Lupe. Befürchteten, daß ich unter dem Wagen lag oder hinter dem stattlichen Kühler aus Chrom herumschlich. Der Typ, der gerade aus dem Wäldchen gekommen war, kroch durch den Staub, hielt den Buick zwischen sich und den Bäumen und starrte direkt vor mir unter den Bentley, um meine Füße zu sehen.
Er kroch die gesamte Länge des Bentleys ab. Ich konnte hören, wie er stöhnte und keuchte, während er sich auf seinen Ellbogen vorwärtshievte. Dann kroch er den gesamten Weg zurück und hockte sich wieder neben seinem Partner nieder. Die beiden ratschten zur Seite und standen langsam neben der Motorhaube des Buicks auf. Sie gingen hinüber und überprüften das Innere des Bentleys. Sie liefen zusammen zum Rand des Wäldchens und starrten in die Dunkelheit. Sie konnten mich nicht finden. Dann kamen sie zurück und standen auf dem Feldweg, in einiger Distanz zu den Wagen, vor dem orangefarbenen Himmel, und starrten mit dem Rücken zum Feld, mit dem Rücken zu mir, auf die Bäume.
Sie wußten nicht, was sie tun sollten. Es waren Stadtjungen. Vielleicht aus Miami. Sie trugen typische Floridakleidung. Sie waren an neonbeleuchtete Straßen und Baustellen gewöhnt.
Sie waren an Operationen unter Autobahnbrücken und auf abfallübersäten Plätzen gewöhnt, die Touristen nie zu Gesicht bekamen. Sie wußten nicht, was sie mit einem Wäldchen mitten in einer Million Morgen Erdnußfelder anfangen sollten.
Ich schoß beiden in den Rücken, als sie so dastanden. Zwei schnelle Schüsse. Zielte hoch zwischen ihre Schulterblätter. Die große Automatik machte ein Geräusch, als würden Handgranaten explodieren. Vögel schossen von überall her in die Höhe. Die beiden Schüsse hallten wie Donner über die Landschaft. Die Rückstöße prellten meine Hand. Die beiden Männer wurden nach vorn geschleudert. Landeten auf ihren Gesichtern auf der gegenüberliegenden Seite des Feldweges, ausgestreckt vor den Bäumen. Ich hob meinen Kopf und spähte hinüber. Sie zeigten die typische Schlaffheit und Leere, die bleibt, wenn das Leben erloschen ist.
Ich hielt meine Waffe
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