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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Bis Sonntag waren es nur noch achtundvierzig Stunden. Ich hatte bis dahin noch viel zu tun. Sehr viel. Ich würde in den Truck einbrechen müssen, direkt hier im Schein der Laterne. Während der psychopathische Sohn von Kliner sich drei Meter entfernt in seinem Motelzimmer befand. Nicht gerade die sicherste Sache der Welt. Ich würde damit warten müssen. Bis Kid fest eingeschlafen war, und das Kratzen und Schaben nicht hörte, wenn ich zu Werke ging.
    Ich wartete eine halbe Stunde. Länger hielt ich es nicht aus. Ich startete den alten Cadillac und fuhr ihn durch die Stille. Die Kipphebel klackerten, und die Kolben schlugen. Der Motor machte einen höllischen Krach in der Stille. Ich parkte den Wagen direkt vor dem roten Truck. Mit der Motorhaube zur Tür von Kids Motelzimmer. Ich kletterte über den Beifahrersitz hinaus. Stand ruhig da und lauschte. Nichts.
    Ich nahm Morrisons Springmesser aus meiner Jackentasche und stieg auf den vorderen Kotflügel des Cadillacs. Dann über die Motorhaube und die Windschutzscheibe. Auf das Wagendach. Blieb dort oben ruhig stehen. Lauschte angestrengt. Nichts. Ich lehnte mich zum Truck hinüber und zog mich auf dessen Dach.
    Ein Lkw wie dieser hat ein durchsichtiges Dach. Eine Art Fiberglasplatte. Entweder das ganze Dach besteht daraus oder ein in das Blech eingesetztes Dachfenster. Damit soll etwas Licht in die Ladezone gelassen werden. Hilft beim Be- und Entladen. Vielleicht verringert es das Gewicht des Wagens. Vielleicht ist es auch billiger. Die Hersteller tun ja alles, um einen Dollar zu sparen. Über das Dach kommt man am besten in einen Truck wie diesen.
    Mein Oberkörper lag flach auf dem Fiberglas, und meine Füße stützten sich gegen die Ablaufrinne des Cadillacs ab. Ich streckte mich, so weit ich konnte, und ließ das Schnappmesser aufspringen. Stieß es in der Mitte des Dachs durch die Kunststoffplatte. Sägte mit der Klinge eine Klappe von etwa fünfundzwanzig Zentimeter Länge und vierzig Zentimeter Breite. Ich konnte sie nach unten drücken und hineinsehen. Als würde man durch einen schmalen Schlitz blicken.
    Das Licht im Motelzimmer ging an. Durch die Jalousie hindurch wurde ein gelbes Lichtquadrat auf den Cadillac geworfen. Und die Seite des roten Lkws. Auf meine Beine. Ich stöhnte leise auf und stieß mich ab. Zog mich auf das Dach des Lkws. Hielt den Atem an.
    Die Tür zum Motelzimmer öffnete sich. Der Kliner-Sohn kam heraus. Starrte auf den Cadillac. Bückte sich und sah hinein. Umrundete ihn und überprüfte den Truck. Die Türen zur Fahrerkabine. Rüttelte an den Türgriffen. Das Fahrzeug ruckelte und schaukelte unter mir. Er ging zum hinteren Teil und überprüfte die Türen. Rüttelte an den Griffen. Ich hörte, wie die Türen gegen die Verschlüsse stießen.
    Er umrandete den ganzen Lkw. Ich lag da und hörte auf das Geräusch seiner Schritte unter mir. Er überprüfte noch einmal den Cadillac. Dann ging er wieder hinein. Die Tür zum Zimmer schlug zu. Das Licht ging aus. Das gelbe Lichtquadrat verschwand.
    Ich wartete fünf Minuten. Lag auf dem Dach und wartete. Dann stützte ich mich auf meine Ellbogen. Langte nach dem Schlitz, den ich gerade in das Fiberglas geschnitten hatte. Drückte die Klappe nach unten und hakte meine Finger ein. Zog mich hinüber und starrte hinein.
    Der Truck war leer. Vollkommen leer. Es war nicht das geringste zu sehen.

KAPITEL 24

    Es waren über vierhundert Meilen zurück zum Polizeirevier in Margrave. Ich fuhr die gesamte Strecke so schnell, wie ich es wagen konnte. Ich mußte Finlay sehen. Mußte eine vollkommen neue Theorie aufstellen. Ich parkte den alten Cadillac in einer Lücke direkt neben Teales brandneuem Modell. Ging hinein und nickte zum Wachhabenden hinüber. Er nickte zurück.
    »Finlay da?« fragte ich ihn.
    »Hinten«, sagte er. »Der Bürgermeister ist bei ihm.«
    Ich umrundete die Empfangstheke und lief durch den Mannschaftsraum zum Rosenholzbüro. Finlay war mit Teale dort. Finlay hatte schlechte Neuigkeiten für mich. Das konnte ich an der Neigung seiner Schultern sehen. Teale sah mich überrascht an.
    »Zurück in der Army, Mr. Reacher?« fragte er.
    Ich brauchte eine Sekunde, um zu begreifen. Er meinte meinen Tarnanzug. Ich musterte ihn von oben bis unten. Er trug einen glänzenden, grauen Anzug, der mit Stickereien übersät war. Schmale Krawatte mit Silberklammer.
    »Wag es nicht, mit mir über Klamotten zu sprechen, du Arschloch«, sagte ich.
    Er blickte überrascht an sich hinunter. Wischte

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