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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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hatte es bescheiden als die Bibel im Kampf gegen das Falschgeld bezeichnet. Und das war sie auch. Er war sehr bescheiden gewesen. Der Bericht war außerordentlich umfassend. Es war eine gewissenhafte Aufstellung aller bisher bekannten Techniken, Geld zu fälschen. Zahlreiche Beispiele und Fälle waren jedem je entdeckten Deal entnommen worden. Ich hob den schweren Band auf meinen Schoß. Las eine weitere gute Stunde.
    Zuerst konzentrierte ich mich auf die Papierprobleme. Kelstein hatte gesagt, das Papier sei der Schlüssel zu allem. Er und Bartholomew hatten einen langen Anhang über Papier angefügt. Dort wurde weiter ausgeführt, was er mir schon persönlich gesagt hatte. Über die Baumwoll- und Leinenfasern, das chemische Färbemittel, die Beimischung von roten und blauen Polymerfäden. Das Papier wurde in Dalton, Massachusetts, von einem Betrieb namens Crane and Company hergestellt. Ich nickte. Ich hatte davon gehört. Ich erinnerte mich, einmal ein paar Weihnachtskarten von ihnen gekauft zu haben. Ich erinnerte mich an die dicken, schweren Karten und die cremefarbenen Umschläge. Mir hatten sie gefallen. Die Firma stellte seit 1879 Papier für das Finanzministerium her. Seit über einem Jahrhundert wurde es in Panzerwagen und unter schwerster Bewachung nach Washington gebracht. Niemals war etwas gestohlen worden. Nicht ein einziger Bogen.
    Dann blätterte ich vom Anhang nach vom und sah mir den Haupttext an. Ich stapelte Hubbles kleine Bibliothek auf dem Schreibtisch. Sah noch einmal alles durch. Ein paar Sachen las ich zwei- oder dreimal. Ich tauchte immer wieder ein in die bunt gemischte Ansammlung von fachlich geschriebenen Artikeln und Berichten. Prüfte, verglich und versuchte, die verschlüsselte Fachsprache zu verstehen. Ich kam immer wieder auf den großen roten Band mit dem Senatsgutachten zurück. Besonders drei Paragraphen las ich wieder und wieder. Der erste handelte von einem alten Fälscherring in Bogota, Kolumbien. Der zweite von einer viel früheren Organisation im Libanon. Dort hatte sich während des Bürgerkriegs die Phalange-Partei mit ein paar armenischen Graveuren zusammengetan. Der dritte Paragraph enthielt ein paar Basisfakten aus der Chemie. Viele komplizierte Formeln, doch ein paar Wörter erkannte ich wieder. Ich las die drei Paragraphen noch einmal. Ich ging hinüber zur Küche. Nahm Joes leere Liste. Starrte lange Zeit darauf. Ging zurück in das dunkle, ruhige Wohnzimmer, setzte mich unter den Lichtkegel einer Lampe und las und überlegte die halbe Nacht.
    Schläfrig wurde ich dadurch nicht. Es hatte genau den gegenteiligen Effekt auf mich. Ich wurde wach. Es verursachte einen teuflischen Nervenkitzel. Ich zitterte vor Erregung. Denn als ich zu Ende gelesen und mir alles überlegt hatte, wußte ich genau, wie sie an ihr Papier kamen. Ich wußte genau, woher sie es bekamen. Ich wußte, was im letzten Jahr in diesen Kartons für Klimaanlagen gewesen war. Ich mußte nicht mehr in Atlanta nachsehen. Ich wußte es. Ich wußte, was Kliner in seinem Lagerhaus untergebracht hatte. Ich wußte, was all diese Trucks tagtäglich anbrachten. Ich wußte, was Joes Überschrift bedeutete. E Unum Pluribus. Ich wußte, warum er das Motto umgekehrt benutzt hatte. Ich wußte alles, und mir blieben noch vierundzwanzig Stunden, die ganze Sache offenzulegen, von Anfang bis Ende. Von oben bis unten. Von innen nach außen. Es war eine teuflisch clevere Operation. Der alte Professor Kelstein hatte gesagt, daß das Papier nicht zu bekommen sei. Aber Kliner hatte ihm das Gegenteil bewiesen. Kliner hatte einen Weg gefunden, es zu bekommen. Einen sehr einfachen Weg.
    Ich sprang vom Schreibtisch auf und lief hinunter in den Keller. Riß die Tür zum Trockner auf und holte meine Sachen heraus. Zog mich an, während ich auf dem Betonfußboden von einem Fuß auf den anderen hüpfte. Ließ das Handtuch einfach liegen. Ging zurück in die Küche. Stopfte meine Taschen mit den Dingen voll, die ich brauchen würde. Lief hinaus und ließ die zersplitterte Tür hinter mir zuschwingen. Rannte über den Kies zum Bentley. Ließ den Motor an und rollte vorsichtig rückwärts die Auffahrt hinunter. Fuhr aufheulend den Beckman Drive hinab und mit quietschenden Reifen nach links auf die Main Street. Schoß durch die stille Stadt und am Diner vorbei. Ließ die Reifen in einer weiteren Linkskurve auf die Straße nach Warburton kreischen und trieb den majestätischen, alten Wagen über die Straße, so schnell es ging.
    Die

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