Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
Scheinwerfer des Bentley waren nicht sehr hell. Der Wagen war vor zwanzig Jahren gebaut worden. Der Nachthimmel war nicht besonders klar. Bis zur Dämmerung würde es noch Stunden dauern, und der Mond wurde immer wieder von den letzten vorbeiziehenden Sturmwolken verdeckt. Die Straße war nicht besonders eben. Die oberste Schicht war abgetragen und die Oberfläche voller Buckel. Und glatt, wegen des Regens. Der alte Wagen rutschte und schlitterte. Also verlangsamte ich auf mäßige Reisegeschwindigkeit. Hielt es für klüger, zehn Minuten länger zu brauchen, als in ein Feld zu fliegen. Ich wollte mich Joe nicht anschließen. Ich wollte nicht der zweite Reacher sein, der zwar Bescheid wußte, aber tot war.
    Ich fuhr an dem Wäldchen vorbei. Es war nur ein dunkler Fleck vor dem dunklen Himmel. In großer Entfernung konnte ich die Begrenzungslichter des Gefängnisses sehen. Sie strahlten über die nächtliche Landschaft. Ich fuhr daran vorbei. Dann konnte ich noch meilenweit ihren Schein im Rückspiegel sehen. Und dann passierte ich die Brücke und fuhr durch Franklin, aus Georgia hinaus und nach Alabama hinein. Ich schoß an dem alten Gasthaus vorbei, in dem Roscoe und ich gewesen waren. The Pond. Es war geschlossen und dunkel. Nach einer weiteren Meile war ich am Motel. Ich ließ den Motor laufen und ging zur Rezeption, um den Nachtportier zu wecken.
    »Haben Sie einen Gast namens Finlay hier?« fragte ich ihn.
    Er rieb sich die Augen und sah ins Melderegister.
    »Zimmer elf«, sagte er.
    Der gesamte Gebäudekomplex hatte die typisch nächtliche Aura. Alles ging langsamer und stiller, alles schlief. Ich fand Finlays Zimmer. Sein Wagen parkte davor. Ich klopfte lautstark an seine Tür. Mußte eine ganze Weile klopfen. Dann hörte ich ein gereiztes Stöhnen. Zum Sprechen reichte es noch nicht. Ich klopfte weiter.
    »Kommen Sie schon, Finlay!« rief ich.
    »Wer ist da?« hörte ich ihn brüllen.
    »Reacher hier«, antwortete ich. »Offnen Sie die verdammte Tür.«
    Stille. Dann öffnete sich die Tür. Finlay stand im Rahmen. Ich hatte ihn geweckt. Er trug ein graues Sweatshirt und Boxershorts. Ich war erstaunt. Hatte erwartet, daß er in seinem Tweedanzug schlief. Mit Leinenweste.
    »Was zum Teufel wollen Sie?« fragte er.
    »Ihnen etwas zeigen.«
    Er gähnte und blinzelte.
    »Wie spät ist es, verdammt noch mal?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Fünf, sechs Uhr vielleicht. Ziehen Sie sich an. Wir müssen weg.«
    »Wohin?«
    »Nach Atlanta. Ich muß Ihnen etwas zeigen.«
    »Was denn?« fragte er. »Können Sie es mir nicht einfach sagen?«
    »Ziehen Sie sich an, Finlay«, wiederholte ich. »Wir müssen los.«
    Er stöhnte, ging sich dann aber anziehen. Er brauchte eine ganze Weile. Vielleicht fünfzehn Minuten. Er verschwand im Badezimmer. Ging hinein wie ein ganz normaler Mann, der gerade aufgewacht ist. Kam heraus als Finlay. Mit Tweedanzug und allem Drum und Dran.
    »Okay«, sagte er. »Jetzt muß aber was verdammt Gutes kommen, Reacher.«
    Wir gingen hinaus in die Nacht. Ich lief zum Wagen, während er seine Zimmertür verschloß. Dann kam er nach.
    »Wollen Sie etwa fahren?« fragte er.
    »Warum? Haben Sie ein Problem damit?«
    Er wirkte äußerst gereizt. Starrte auf den funkelnden Bentley.
    »Ich mag es nicht, gefahren zu werden. Wollen Sie nicht mich fahren lassen?«
    »Mir ist es egal«, sagte ich. »Steigen Sie einfach in den verdammten Wagen, okay?«
    Er stieg auf der Fahrerseite ein, und ich gab ihm die Schlüssel. Mir war das ziemlich recht. Ich war sehr müde. Er startete den Bentley und setzte ihn rückwärts vom Parkplatz. Bog nach Osten ein. Beschleunigte auf Reisegeschwindigkeit. Er fuhr ziemlich schnell. Schneller als ich. Er war ein verdammt guter Fahrer.
    »Also, was ist los?« fragte er mich.
    Ich blickte zu ihm hinüber. Ich konnte seine Augen im Schein der Armaturen sehen.
    »Ich habe es herausgefunden«, sagte ich. »Ich weiß, worum es geht.«
    Er sah mich an.
    »Und, verraten Sie es mir jetzt?« fragte er.
    »Haben Sie in Princeton angerufen?« fragte ich zurück.
    Er schnaubte wütend und schlug verärgert auf das Lenkrad des Bentley.
    »Ich habe eine Stunde am Telefon verbracht. Der Typ wußte ganz bestimmt ungeheuer viel, aber am Ende wußte er eigentlich gar nichts.«
    »Was hat er Ihnen erzählt?«
    »Er hat mir alles erzählt«, sagte er. »Er ist ein kluger Bursche. Abschluß in Geschichte, arbeitete für Bartholomew. Es kam heraus, daß Bartholomew und der andere, Kelstein, in der

Weitere Kostenlose Bücher