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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Lagerhaus«, sagte ich. »Mit Sicherheit. Wo sollten sie sonst sein? Sie haben nicht genügend Leute, um sie irgendwo anders zu bewachen. Und Sie haben doch das Band gehört. Dieses Dröhnen? Das war das Lagerhaus, bestimmt.«
    »Was für ein Band?« fragte Hubble.
    Finlay sah ihn an.
    »Sie haben Roscoe für Reacher auf Band sprechen lassen«, sagte er. »Eine Nachricht. Um zu beweisen, daß sie sie haben.«
    »Roscoe?« fragte Hubble. »Und was ist mit Charlie?«
    Finlay schüttelte den Kopf.
    »Nur Roscoe«, log er. »Von Charlie kein Wort.«
    Hubble nickte. Kluger Schachzug, Harvard-Mann, dachte ich. Das Bild von Charlie, die mit einem scharfen Messer vors Mikrophon gezwungen wurde, hätte Hubble über den Rand gestoßen. Direkt von seinem Ruhepunkt zurück in die Panik.
    »Sie sind im Lagerhaus«, sagte ich noch einmal. »Kein Zweifel.«
    Hubble kannte das Lagerhaus gut. Er hatte dort anderthalb Jahre gearbeitet. Also ließen wir es ihn immer und immer wieder beschreiben. Wir fanden Papier und Stift und ließen ihn Pläne zeichnen. Wir gingen die Pläne immer wieder durch, fügten alle Türen, die Treppen, die Entfernungen und jedes kleinste Detail hinzu. Am Ende hatten wir eine Zeichnung, auf die jeder Architekt stolz gewesen wäre.
    Das Lagerhaus stand am Ende der Viererreihe auf einem eigenen umzäunten Gelände. Es stand sehr dicht an dem dritten Lagerhaus, in dem sich Farmerbedarf befand. Ein Zaun verlief zwischen den letzten beiden Lagerhäusern, nur ein schmaler Pfad hatte zwischen Zaun und Metallverkleidung Platz. Die anderen drei Seiten wurden vom Hauptzaun abgeschirmt, der den gesamten Komplex umgab. Der Zaun verlief eng an der Rückseite und der hinteren Seite entlang, ließ aber viel Platz an der Vorderseite, damit die Lkws wenden konnten.
    Das große Rolltor bedeckte fast die gesamte Vorderseite. Es gab eine kleine Personaltür an der hinteren Ecke, die auf die Hauptebene führte. Direkt hinter der Personaltür befand sich in einem Kasten die Winde für das Tor. Ging man durch die Tür und wandte sich nach links, dann stand man vor einer offenen Metalltreppe, die zu einem Büro hinaufführte. Das Büro lag auf einer Empore in der hinteren Ecke der riesigen Halle, etwa dreizehn Meter über der Hauptebene. Es hatte große Fenster und einen Balkon mit Geländer, von dem aus man die gesamte Halle überblicken konnte. An der hinteren Seite des Büros befand sich eine Tür zu der metallenen Feuertreppe, die an der Außenwand befestigt war.
    »Okay«, sagte ich. »Das ist klar, oder?«
    Finlay zuckte die Schultern.
    »Ich mache mir Sorgen wegen der Verstärkung«, sagte er. »Es könnten Wachen draußen aufgestellt sein.«
    Ich sah ihn achselzuckend an.
    »Es wird keine Verstärkung geben. Ich mache mir größere Sorgen um die Waffen. Es ist eine riesige Halle. Und zwei Kinder befinden sich darin.«
    Finlay nickte. Sah grimmig aus. Er wußte, worauf ich hinauswollte. Schrotgewehre wie die Ithaca haben einen weiten Streuwinkel. Schrotgewehre und Kinder passen nicht zusammen. Wir wurden still. Es war fast zwei Uhr morgens. Noch anderthalb Stunden zu warten. Wir würden um halb vier aufbrechen. Um vier dort ankommen. Zu meiner bevorzugten Angriffszeit.
    Die Zeit des Wartens. Wie Soldaten in einem Unterstand. Wie Piloten vor einem Überraschungsangriff. Es war ruhig. Finlay döste vor sich hin. Er hatte so etwas schon früher gemacht. Wahrscheinlich viele Male. Er hatte es sich in seinem Sessel bequem gemacht. Sein linker Arm hing an einer Seite herunter. Der Rest der Handschelle baumelte an seinem Handgelenk. Wie ein Silberarmband.
    Hubble saß aufrecht da. Er hatte so etwas noch nie gemacht. Er zappelte herum und verbrauchte Energie. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Er sah immer wieder zu mir herüber. Mit fragendem Blick. Ich blickte nur achselzuckend zurück.
    Um halb drei klopfte es an der Tür. Nur ganz leise. Die Tür öffnete sich einen Spalt. Der ältere der beiden Friseure stand in der Tür. Er wies mit einem knorrigen, zitternden Finger ins Zimmer. Zeigte auf mich.
    »Hier ist jemand für dich, mein Sohn«, sagte er.
    Finlay richtete sich auf, und Hubble wirkte verschreckt. Ich wies sie beide an, zu bleiben, wo sie waren. Stand auf und zog die große Automatik aus meiner Tasche. Legte den Sicherungshebel um. Der alte Mann wedelte unruhig mit der Hand.
    »Das ist nicht nötig, mein Sohn«, sagte er. »Überhaupt nicht nötig.«
    Er winkte mich ungeduldig zu sich. Ich steckte die Waffe wieder ein.

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