Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
hinaus auf den Flur und öffnete.
    Eine gepflegte, blaue Limousine stand neben dem Bentley und ein riesiger Schwarzer vor der Tür. Er war so groß wie ich, vielleicht sogar noch größer, aber er mußte mindestens fünfzig Kilo mehr wiegen als ich. So an die hundertfünfundfünfzig, hundertsechzig. Neben ihm war ich ein Fliegengewicht. Er trat mit der ungezwungenen, geschmeidigen Anmut eines Sportlers auf.
    »Reacher?« fragte der Riese. »Schön, Sie kennenzulernen. Ich bin Picard, FBI.«
    Er schüttelte mir die Hand. Er war gigantisch und strahlte derart natürlich eine Aura von Kompetenz aus, daß ich froh war, ihn auf meiner Seite zu wissen. Er sah aus wie der Typ Mann, den ich spontan schätzte. Als könnte er in einer Klemme sehr nützlich sein. Plötzlich durchströmte mich neue Zuversicht. Ich trat beiseite, um ihn in Charlies Haus zu lassen.
    »Okay«, sagte Picard. »Ich habe alle Einzelheiten von Finlay. Tut mir wirklich leid wegen Ihres Bruders, mein Freund. Wirklich leid. Können wir irgendwo reden?«
    Ich führte ihn in die Küche. Er lief beschwingt neben mir her und brauchte nur wenige Schritte den Flur hinunter. Blickte sich um und goß sich selbst den Rest des abgestandenen Kaffees ein. Dann trat er zu mir und ließ seine Hand auf meine Schulter fallen. Es fühlte sich an, als hätte mich jemand mit einem Sack Zement getroffen.
    »Regel Nummer eins«, sagte er, »das Ganze ist inoffiziell, klar?«
    Ich nickte. Seine Stimme paßte zu seiner Gestalt. Wie ein tiefes Grollen. So würde sich ein Braunbär anhören, wenn er sprechen könnte. Ich konnte nicht sagen, wie alt der Mann war. Er gehörte zu diesen großen, trainierten Typen, deren beste Jahre Jahrzehnte dauern. Er nickte und lehnte seine riesige Gestalt an die Küchentheke.
    »Ich habe ein großes Problem«, sagte er. »Das FBI kann ohne einen Anruf vom Verantwortlichen im hiesigen Zuständigkeitsbereich nicht eingreifen. Und das wäre dieser Teale, richtig? Aber aus dem, was Finlay mir erzählt hat, entnehme ich, daß der gute, alte Teale diesen Anruf nicht machen wird.
    Also könnte es ziemlich übel für mich enden. Aber für Finlay drücke ich mal ein Auge zu. Wir kennen uns schon ziemlich lange. Aber Sie müssen immer dran denken, das Ganze ist inoffiziell, klar?«
    Ich nickte wieder. Ich war zufrieden damit. Sehr zufrieden. Inoffizielle Hilfe war mir nur zu recht. Dann konnte ich den Job machen, ohne mich an die übliche Verfahrensordnung zu halten. Ich hatte fünf volle Tage bis Sonntag. An diesem Morgen hatte ich gedacht, fünf Tage seien mehr als genug. Aber jetzt, da Hubble verschwunden war, empfand ich die Zeit als sehr kurz. Viel zu kurz, um sie mit irgendeiner Verfahrensordnung zu verschwenden.
    »Wo werden Sie sie hinbringen?« fragte ich ihn.
    »In einen geheimen Unterschlupf in Atlanta«, sagte Picard. »In ein Haus vom Bureau, das wir schon seit Jahren haben. Dort ist sie sicher, aber ich werde Ihnen nicht sagen, wo genau es ist, und ich muß Sie bitten, Mrs. Hubble nachher nicht deswegen unter Druck zu setzen, okay? Ich muß mich absichern. Wenn ich einen geheimen Unterschlupf verrate, stecke ich wirklich tief in der Scheiße.«
    »Okay, Picard«, sagte ich. »Ich werde Ihnen keine Probleme machen. Und ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen.«
    Er nickte ernst, so als hätte er sich ziemlich weit vorgewagt. Dann stürzten Charlie und die Kinder herein. Sie waren beladen mit schlecht gepackten Taschen. Picard stellte sich vor. Ich konnte sehen, daß Charlies Tochter durch die Größe des Mannes eingeschüchtert war. Die Augen des kleinen Jungen wurden kreisrund, als sie den Dienstausweis des FBI erblickten, den Picard vorzeigte. Dann trugen wir fünf die Taschen nach draußen und stapelten sie in den Kofferraum der blauen Limousine. Ich schüttelte Picard und Charlie die Hand. Danach stiegen alle in den Wagen. Picard fuhr mit ihnen weg. Ich winkte hinter ihnen her.

KAPITEL 15

    Ich fuhr entschieden schneller nach Warburton als der Gefängnisfahrer und war in weniger als fünfzig Minuten dort. Es war ein bedrohlicher Anblick. Ein Unwetter zog rasch von Westen auf, und ein paar Strahlen der tiefstehenden Nachmittagssonne durchdrangen die Wolken und beleuchteten die Anlage. Die glänzenden Metalltürme fingen die orangefarbenen Strahlen ein. Ich fuhr langsamer und bog in die Zufahrtsstraße zum Gefängnis. Hielt vor dem ersten Fahrzeugkäfig. Hineinfahren würde ich nicht. Davon hatte ich genug. Spivey würde zu mir herauskommen

Weitere Kostenlose Bücher