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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ein außer Kontrolle geratener Lastwagen, der auf eine Betonwand zurast.
    »Sie werden Geld für Ihre Ausgaben brauchen«, sagte Charlie.
    Ich war nicht sicher, ob ich es annehmen sollte, aber sie schob mir einen dicken Umschlag zu.
    »Wird das reichen?«
    Ich sah in den Umschlag. Es war ein dickes Bündel von Hundertdollarnoten darin. Ich nickte.
    »Und bitte behalten Sie den Wagen. Benutzen Sie ihn, solange Sie ihn brauchen.«
    Ich nickte wieder. Dachte über das nach, was ich ihr sagen mußte, und zwang mich, in der Gegenwart zu sprechen.
    »Wo arbeitet er?« fragte ich sie.
    »Sunrise International. Das ist eine Bank.«
    Sie leierte eine Adresse in Atlanta herunter.
    »Okay, Charlie«, sagte ich. »Jetzt muß ich Sie noch etwas fragen. Es ist sehr wichtig. Hat Ihr Mann jemals das Wort ›Pluribus‹ gebraucht?«
    Sie dachte darüber nach und zuckte die Achseln.
    »Pluribus?« fragte sie. »Hat das nicht etwas mit Politik zu tun? Wie bei der Vereidigung, wenn der Präsident eine Rede hält? Hubble hat über so etwas nicht gesprochen. Er hat seine Ausbildung im Bankwesen gemacht.«
    »Sie haben nie gehört, daß er dieses Wort benutzte?« fragte ich sie noch einmal. »Nicht am Telefon, im Schlaf oder sonstwann?«
    »Nie.«
    »Was ist mit nächstem Sonntag?« fragte ich sie weiter. »Hat er den nächsten Sonntag erwähnt? Irgendwas darüber, was geschehen würde?«
    »Nächsten Sonntag?« wiederholte sie. »Ich glaube nicht, daß er etwas erwähnt hat. Warum? Was geschieht nächsten Sonntag?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Das will ich ja gerade herausfinden.«
    Sie dachte noch eine Weile darüber nach, doch dann schüttelte sie den Kopf und zuckte die Achseln, mit nach oben gedrehten Handflächen, um anzudeuten, daß ihr das gar nichts sagte.
    »Es tut mir leid.«
    »Machen Sie sich keine Gedanken darüber. Jetzt haben Sie anderes zu tun.«
    »Was denn?«
    »Sie müssen hier weg.«
    Ihre Fingerknöchel waren immer noch weiß, aber sie beherrschte sich.
    »Ich muß hier weg und mich verstecken?« fragte sie. »Aber wo?«
    »Ein FBI-Agent wird Sie abholen.«
    Sie starrte mich voller Panik an.
    »FBI?« fragte sie. Sie wurde noch blasser. »Es ist also wirklich ernst, oder?«
    »Todernst«, sagte ich. »Sie müssen hier so schnell wie möglich verschwinden.«
    »Okay«, sagte sie langsam. »Obwohl ich es kaum glauben kann.«
    Ich ging aus der Küche in den Wintergarten, wo wir einen Tag vorher Eistee getrunken hatten. Trat durch die Flügeltüren und schlenderte in einem weiten Bogen um das Haus herum. Die Zufahrt hinunter, über die Grasböschungen zum Beckman Drive. Lehnte mich an den weißen Briefkasten am Randstreifen. Es war still. Außer dem Rascheln des Grases, das unter meinen Füßen abkühlte, konnte ich nichts hören.
    Dann hörte ich, daß ein Auto aus der Stadt in westliche Richtung fuhr. Es wurde unmittelbar vor dem Kamm der Anhöhe langsamer, und ich hörte, wie die automatische Schaltung den Gang wechselte, als die Geschwindigkeit zurückging. Das Auto kam über dem Kamm in Sicht. Es war ein sehr einfacher, brauner Buick mit zwei Männern. Kleine, dunkle Typen, südamerikanisch, mit grellen Hemden. Sie drifteten langsamer werdend auf die linke Straßenseite hinüber und blickten auf Hubbles Briefkasten. Ich lehnte daran und starrte zurück. Unsere Blicke trafen sich. Dann beschleunigte der Wagen und fuhr schleudernd weiter. Schoß hinaus in das leere Pfirsichland. Ich trat einen Schritt vor und sah, wie sie wegfuhren. Sah eine Staubwolke, als sie von Margraves makellosem Asphalt auf die staubige Landstraße fuhren. Dann lief ich zurück zum Haus. Ich wollte, daß Charlie sich beeilte.
    Sie war im Haus und schwatzte aufgeregt vor sich hin, wie ein Kind, das in die Ferien fährt. Stellte mit lauter Stimme Listen auf. Eine Methode, um ihre Panik in den Griff zu bekommen. Freitag noch war sie die reiche, müßige Ehefrau eines Bankers gewesen. Heute, am Montag, teilte ihr ein Fremder mit, daß ihr Mann tot sei und sie um ihr Leben rennen müßte.
    »Nehmen Sie das Mobiltelefon mit«, rief ich ihr zu.
    Sie antwortete nicht. Ich hörte nur wortloses, aufgeregtes Hantieren, Schritte und zuschlagende Schranktüren. Ich saß fast eine Stunde lang mit dem Rest des Kaffees in der Küche. Dann hörte ich eine Autohupe und das Knirschen schwerer Schritte auf dem Kies. Ein lautes Klopfen an der Vordertür. Ich steckte meine Hand in die Tasche und umschloß den Ebenholzgriff von Morrisons Springmesser. Ging

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