Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht
trieb ihn fast zum Wahnsinn. Aber der Cadillac machte alles leichter. Er fragte sich, ohne wirklich darüber nachzudenken, ob Stones Mercedes ebenso gut sein würde. Vermutlich nicht. Den Klimaanlagen ausländischer Wagen hatte er noch nie recht getraut. Also würde er den Wagen verkaufen. Er kannte einen Kerl in Queens, der ihn ihm sofort abnehmen würde. Aber das war wieder etwas, das er erledigen musste. Er hatte viel zu tun, aber nicht viel Zeit. Der Outfielder war unter dem Ball, sprang hoch, um ihn aus der Luft zu fangen.
Hobie parkte in der Tiefgarage auf dem Platz, an dem zuvor der Suburban gestanden hatte. Er griff mit der linken Hand nach rechts, zog den Schlüssel heraus und betätigte die Zentralverriegelung. Fuhr mit dem Expressaufzug nach oben. Tony saß hinter der Empfangstheke.
»Hanoi hat wieder angerufen«, teilte Hobie ihm mit. »Die Luftfracht ist unterwegs.«
Tony starrte seine Hände an.
»Was gibt’s?«, fragte Hobie.
»Also sollten wir die Sache mit Stone abblasen.«
»Bis sie endgültig Klarheit haben, vergehen noch ein paar Tage, stimmt’s?«
»Ein paar Tage reichen vielleicht nicht«, gab Tony zu bedenken. »Es gibt Komplikationen. Die Frau sagt, dass sie’s mit ihm besprochen hat und sie bereit sind, dir die Aktien zu übertragen, aber dass es Komplikationen gibt, von denen wir nichts wissen.«
»Was für Komplikationen?«
Tony zuckte mit den Schultern. »Das wollte sie mir nicht sagen. Sie will nur mit dir verhandeln.«
Hobie starrte die Bürotür an. »Sie spielt auf Zeit, was? Das soll sie lieber bleiben lassen, denn ich kann jetzt keine Komplikationen brauchen. Ich habe das Firmengelände mit drei Vorverträgen als Bauland verkauft und den Käufern mein Wort gegeben. Die Maschinerie ist angelaufen. Was für Komplikationen?«
»Das wollte sie mir nicht sagen«, wiederholte Tony
Hobies Gesicht juckte. Die Tiefgarage war nicht klimatisiert. Auf dem kurzen Weg zum Aufzug hatte der Juckreiz sich wieder verstärkt. Er drückte den Haken an seine Stirn, weil er hoffte, das Metall werde sie kühlen. Aber es war ebenfalls warm.
»Was ist mit Mrs. Jacob?«, fragte er.
»Sie war die ganze Nacht zu Hause«, sagte Tony »Mit diesem Reacher. Das habe ich selbst kontrolliert. Heute Morgen haben sie über irgendwas gelacht. Ich habe sie vom Korridor aus gehört. Dann sind sie auf dem FDR Drive irgendwohin gefahren. Vielleicht zurück nach Garrison.«
»Ich brauche sie nicht in Garrison. Ich brauche sie hier. Und ihn auch.«
Tony äußerte sich nicht dazu.
»Bring Mrs. Stone zu mir rein«, sagte Hobie.
Er ging in sein Büro und setzte sich an den Schreibtisch. Tony durchquerte den Raum, verschwand nach nebenan und kam mit Marilyn zurück. Sie wirkte müde und lächerlich deplatziert in ihrem Seidenkleid, das sie wie ein übernächtigtes Partygirl aussehen ließ.
Hobie wies auf das mittlere Sofa.
»Setzen Sie sich, Marilyn«, sagte er.
Sie blieb stehen. Das Sofa war zu niedrig. Ungeeignet für ihr kurzes Kleid und auch ungeeignet dafür, ihr den psychologischen Vorteil zu sichern, den sie brauchen würde. Aber wie ein Befehlsempfänger vor seinem Schreibtisch zu stehen, wäre ebenso falsch gewesen. Deshalb trat sie an eines der Fenster, drückte die Jalousielamellen auseinander und blickte in den Morgen hinaus. Dann wandte sie sich um und lehnte sich an die Fensterbank. Zwang ihn so dazu, sich ihr mit seinem Drehsessel zuzuwenden.
»Was sind das für Komplikationen?«, wollte er wissen.
Sie sah ihn an und atmete tief durch.
»Zu denen kommen wir noch«, erwiderte sie. »Erst bringen wir Sheryl ins Krankenhaus.«
Danach herrschte Schweigen. Es waren nur die leisen Hintergrundgeräusche des riesigen Gebäudes zu hören.
»Was sind das für Komplikationen?«, wiederholte er. Wortlaut und Tonfall waren genau gleich. Als sei er gewillt, ihren Fehler zu übersehen.
»Erst das Krankenhaus.«
Wieder Schweigen. Hobie nickte Tony zu.
»Hol Stone aus der Toilette«, forderte er ihn auf.
Stone, der in seiner Unterwäsche ins Büro gestolpert kam, wurde von Tony bis vor den Schreibtisch geschoben. Er schlug sich ein Schienbein am Couchtisch an und stieß einen unterdrückten Schmerzensschrei aus.
»Was sind das für Komplikationen?«, fragte Hobie ihn.
Er starrte nur wild nach links und rechts, als sei er zu ängstlich und desorientiert, um zu sprechen. Hobie wartete. Dann nickte er Tony zu.
»Brich ihm ein Bein«, befahl er.
Hobie sah zu Marilyn hinüber. Dann herrschte wieder
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