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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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er deswegen Schwierigkeiten bekommen?«, fragte Reacher. »Weil er sich mit seinem Wissen Gefälligkeiten erkauft hat?«
    DeWitts Blick wandte sich von Jodie ab und Reacher zu.
    »Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht. Sie kennen seine Akte.«
    »Wir kommen gerade aus dem NPRC«, sagte Reacher.
    De Witt nickte. »Hoffentlich haben Sie nicht auch meine Akte studiert.«
    »Der Offizier vom Dienst hat sie uns nicht gegeben«, erklärte Reacher.
    »Wir hatten nicht vor, in Dingen herumzustochern, die uns nichts angehen«, warf Jodie ein.
    DeWitt nickte wieder.
    »Vic hat Nachhilfeunterricht gegen Gefälligkeiten erteilt«, sagte er. »Aber das war angeblich fragwürdig. Soviel ich mich erinnere, ist darüber eine kleine Kontroverse entstanden. Man sollte es tun, weil man froh war, Kameraden helfen zu können. Zum Besten der ganzen Einheit, richtig? Sie erinnern sich an diesen Scheiß?«
    Er machte eine Pause und sah amüsiert zu Reacher hinüber, der nickte. Jodies Anwesenheit nutzte ihm. Ihr Charme brachte DeWitt allmählich zum Reden.
    »Aber Vic hat das nicht beeindruckt«, sagte DeWitt. »Für ihn war das nur eine weitere Gleichung. Wie soundsoviel Kilogramm Auftrieb meinen Hubschrauber abheben lassen, genügen soundso viele Minuten Nachhilfe, damit meine Stiefel geputzt werden. Deshalb hat er als kalt gegolten.«
    »War er kalt?«, fragte Jodie.
    DeWitt nickte. »Emotionslos, der kälteste Mensch, dem ich je begegnet bin. Das hat mich immer verblüfft. Anfangs dachte ich, das käme von seiner Herkunft aus einem kleinen Nest, in dem nichts los war. Aber später habe ich festgestellt, dass er tatsächlich nichts empfand. Gar nichts. Das war unheimlich. Aber es hat ihn zu einem verdammt guten Flieger gemacht.«
    »Weil er keine Angst hatte?«, fragte Reacher.
    »Genau«, antwortete DeWitt. »Das war nicht Mut, denn mutig ist ein Mensch, der Angst empfindet und sie besiegt. Vic hat sie nie empfunden. Deshalb war er im Einsatz besser als ich. Ich war in Rucker Lehrgangsbester, das kann ich mit einer Plakette beweisen, aber im Einsatz war Vic dann besser als ich, ganz ohne Zweifel.«
    »In welcher Beziehung?«
    DeWitt zuckte mit den Schultern, als lasse sich das nicht recht erklären. »Wir haben uns alles selbst erarbeiten müssen, haben laufend dazugelernt. Tatsache ist, dass unsere Ausbildung beschissen war. Man hat uns praktisch nur ein kleines rundes Ding gezeigt, uns erklärt, ›dies ist ein Baseballs‹ und uns dann auf den Platz geschickt. Das versuche ich abzustellen, seit ich hier Kommandeur bin. Meine Jungs sollen nie so ahnungslos ins Feld geschickt werden wie wir damals.«
    »Hobie war gut, wenn es darum ging, aus der Praxis zu lernen?«, wollte Reacher wissen.
    »Besser als jeder andere«, erwiderte DeWitt. »Wissen Sie etwas über Hubschraubereinsätze im Dschungel?«
    Reacher schüttelte den Kopf. »So gut wie nichts.«
    »Das erste große Problem ist meistens die LZ«, sagte DeWitt. »LZ, Landungszone, okay? Eine verzweifelte Gruppe erschöpfter Infanteristen gerät in feindliches Feuer; die Männer müssen rausgeholt werden, sie fordern über Funk Hilfe an, und unser Dispatcher erklärt ihnen: ›Klar, legt eine Landungszone für uns an, dann kommen wir gleich vorbei und holen euch raus.‹ Also benutzen sie Sprengladungen und Sägen und was sie sonst haben, um im Dschungel eine improvisierte LZ anzulegen. Nun braucht eine Huey mit laufendem Rotor ein Rechteck von wenigstens fünfzehn mal achtzehn Metern, um darauf landen zu können. Aber die Infanteristen sind müde und haben es verdammt eilig, und Charlie belegt sie mit Granatwerferfeuer, und im Allgemeinen machen sie die LZ zu klein. Daher können wir sie nicht rausholen. Das ist uns zwei- oder dreimal passiert, und wir sind deswegen alle sauer. Und dann sehe ich eines Abends, wie Vic die Vorderkanten der Rotorblätter seiner Huey begutachtet. ›Was interessiert dich so daran?‹, frage ich ihn. ›Die sind aus Metalls‹ sagt er. Aus was denn sonst?, denke ich. Aus Bambus? Aber er starrt sie weiter nachdenklich an. Am nächsten Tag sollen wir wieder in einer improvisierten LZ landen, und das verdammte Ding ist natürlich zu klein - auf allen Seiten fehlt mindestens ein halber Meter. Also komme ich dort nicht rein. Aber Vic geht trotzdem runter. Er dreht seine Huey fortwährend um die eigene Achse und schneidet sich seinen Weg mit dem Rotor frei. Wie ein riesiger fliegender Rasenmäher. Ein unglaublicher Anblick! Laub und Äste fliegen nach allen

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