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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Schreibtisch.
    »Nun, was kann ich für Sie tun?«, fragte er.
    DeWitt sprach in dem kaum von Dialekt geprägten Tonfall, den man sich angewöhnt, wenn man Soldaten aus allen Teilen der USA befehligt. Ursprünglich schien er aus dem Mittleren Westen zu stammen. Vielleicht aus der Nähe von Chicago, dachte Reacher.
    »Ich war Major der Militärpolizei«, sagte er und wartete.
    »Ja, ich weiß. Das haben wir überprüft.«
    Eine neutrale Antwort. Schwer einzuordnen. Nicht feindselig, aber auch nicht entgegenkommend.
    »Mein Vater war General Garber«, sagte Jodie.
    DeWitt nickte, ohne sich dazu zu äußern.
    »Wir sind privat hier«, fügte Reacher hinzu.
    Eine kurze Pause.
    »Tatsächlich als Zivilisten«, sagte DeWitt langsam.
    Reacher nickte. Null zu eins.
    »Es geht um einen Piloten namens Victor Hobie. Sie waren in Vietnam mit ihm zusammen.«
    DeWitts Gesichtsausdruck war gleichmütig. Er hob die Augenbrauen.
    »Tatsächlich? Ich kann mich nicht an ihn erinnern.«
    Null zu zwei. Unkooperativ.
    »Wir versuchen festzustellen, was aus ihm geworden ist.«
    Erneut eine kurze Pause. Dann nickte DeWitt langsam, amüsiert.
    »Warum? War er Ihr lange verschollener Onkel? Oder Ihr heimlicher Vater? Hat er vielleicht eine kurze Affäre mit Ihrer Mutter gehabt? Oder haben Sie sein früheres Elternhaus gekauft und hinter der Wandtäfelung sein verloren geglaubtes Jugendtagebuch entdeckt?«
    Null zu drei. Aggressiv unkooperativ. In DeWitts Dienstzimmer herrschte Stille. Irgendwo in der Ferne war das Knattern von Rotorblättern zu hören. Jodie beugte sich in ihrem Sessel nach vorn. Ihre Stimme klang ruhig und leise.
    »Wir sind wegen seiner Eltern hier, Sir. Sie haben ihren Jungen vor dreißig Jahren verloren und nie erfahren, was aus ihm geworden ist. Sie trauern noch immer, General.«
    DeWitt sah sie an und schüttelte den Kopf.
    »Ich kann mich nicht an ihn erinnern. Tut mir wirklich Leid.«
    »Er ist mit Ihnen hier in Wolters ausgebildet worden«, erklärte Reacher. »Sie sind gemeinsam nach Rucker gekommen und haben die Überfahrt nach Qui Nhon auf demselben Schiff gemacht. Sie waren nahezu zwei volle Dienstzeiten mit ihm zusammen, haben von Pleiku aus Slicks geflogen.«
    »War Ihr Vater beim Militär?«, fragte DeWitt.
    Reacher nickte. »Marinekorps. Dreißig Jahre, semper fidelis.«
    »Meiner war bei der Eighth Air Force«, sagte DeWitt. »Er hat im Zweiten Weltkrieg Bomber von East Anglia in England bis nach Berlin und zurück geflogen. Wissen Sie, was er mir geraten hat, als ich Hubschrauberpilot werden wollte?«
    Reacher wartete.
    »Er hat mir einen guten Rat gegeben«, fuhr DeWitt fort. »›Freunde dich nie mit Piloten an‹, hat er gesagt. ›Sie fallen alle, und das macht dich nur unglücklich‹«
    Reacher nickte erneut. »Sie können sich wirklich nicht an ihn erinnern?«
    DeWitt zuckte nur mit den Schultern.
    »Nicht mal um seiner Eltern willen?«, fragte Jodie. »Irgendwie ist es ungerecht, dass sie nie erfahren sollen, was mit ihrem Jungen geschehen ist, nicht?«
    Das ferne Knattern der Rotorblätter verstummte. DeWitt sah zu Jodie hinüber. Dann breitete er seine Hände aus und seufzte tief.
    »Nun, vielleicht kann ich mich doch an einiges erinnern«, lenkte er ein. »Vor allem aus unserer ersten Zeit. Als später einer nach dem anderen gefallen ist, habe ich den Rat meines Vaters beherzigt. Mich sozusagen abgeschottet, wissen Sie?«
    »Wie war er also?«, fragte Jodie.
    »Wie er war?«, wiederholte DeWitt. »Anders als ich, das steht fest. Auch anders als die übrigen Kameraden. Ein wandelnder Widerspruch. Vic war ein Freiwilliger, wissen Sie das? Auch ich war freiwillig dabei - und viele der anderen Jungs ebenfalls. Aber Vic war nicht wie die anderen. Damals hat’s eine tiefe Kluft zwischen den Freiwilligen und den Wehrpflichtigen gegeben. Die Freiwilligen waren mit Begeisterung dabei, weil sie von der Sache überzeugt waren. Nur Vic nicht. Er hatte sich zwar freiwillig gemeldet, war aber ungefähr so mucksmäuschenstill wie der missmutigste Wehrpflichtige. Aber er konnte fliegen, als sei er mit einem Rotorblatt im Hintern auf die Welt gekommen.«
    »Er war also gut?«, hakte Jodie nach.
    »Besser als gut«, antwortete DeWitt. »In der ersten Zeit fast so gut wie ich, was einiges heißen will, weil ich ganz entschieden mit einem Rotorblatt im Hintern auf die Welt gekommen bin. Und Vic war clever, wenn’s um Buchwissen ging. Daran erinnere ich mich noch. Im Hörsaal war er allen weit überlegen.«
    »Hat

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