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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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blickte er wieder auf Kalifornien hinunter und dachte darüber nach. Dachte an Costellos abgewetzten Ledersessel und seinen alternden Körper. Dachte darüber nach, wie es wäre, in seinem pastellfarbenen Büro mit den Milchglasscheiben zu sitzen und sein ganzes Leben am Telefon zu verbringen. Dachte daran, wie viel es kosten würde, das Büro in der Greenwich Avenue zu unterhalten, eine Sekretärin einzustellen und sie mit neuen Computern und Telefonkonsolen und Sozialleistungen und bezahltem Urlaub zu versorgen. Alles zusätzlich zu den Kosten des Hauses droben in Garrison. Er würde zehn Monate im Jahr arbeiten müssen, bevor er auch nur einen Dollar Reingewinn erzielte.
    »Ich weiß nicht recht«, sagte er zweifelnd, »ob ich darüber nachdenken möchte.«
    »Das wirst du aber müssen.«
    »Schon möglich«, sagte er. »Aber nicht jetzt.«
    Jodie lächelte, als habe sie Verständnis dafür. Die Stewardess kam mit dem Getränkewagen zurück. Jodie ließ sich Champagner nachschenken, und Reacher nahm sich eine Dose Bier. Er blätterte das Bordmagazin durch. Es war voller belangloser Artikel. Dazwischen waren Anzeigen eingestreut, die für Finanzdienstleistungen und komplizierte kleine Geräte warben. Reacher kam zu dem Teil, in dem die Flugzeugflotte der Airline in kleinen bunten Zeichnungen dargestellt war. Er fand die Maschine, in der sie saßen, und las die Angaben über Sitzplatzzahl, Reichweite und Triebwerksleistung. Dann gelangte er zu dem Kreuzworträtsel im hinteren Teil. Es füllte eine ganze Seite und sah ziemlich schwierig aus. Jodie, die das Magazin schneller durchgeblättert hatte, war schon mit seiner Lösung beschäftigt.
    »Sieh dir elf senkrecht an«, sagte sie.
    Er suchte die Spalte.
    »Sie kann schwer wiegen«, las er. »Dreizehn Buchstaben.«
    »Verantwortung«, sagte sie.

    Marilyn und Chester Stone hockten ängstlich auf dem linken Sofa vor dem Schreibtisch, weil Hobie mit den beiden Cops in der Toilette war. Der stämmige Mann in dem Anzug saß mit seiner Schrotflinte über den Knien auf dem Sofa gegenüber. Neben ihm lümmelte Tony, der seine Füße auf den Couchtisch gelegt hatte. Chester war passiv, starrte nur ins Halbdunkel. Marilyn fror, hatte Hunger und Angst. Ihre Blicke irrten durch den Raum. Aus der Toilette drang kein Laut.
    »Was macht er dort drinnen mit ihnen?«, flüsterte sie.
    Tony zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich redet er zuerst mal mit ihnen.«
    »Worüber?«
    »Nun, er fragt sie aus, was sie mögen und was nicht. In Bezug auf körperliche Schmerzen, verstehen Sie. Das tut er gern.«
    »Aber warum?«
    Tony grinste. »Er findet es demokratischer, wissen Sie, die Opfer selbst über ihr Schicksal entscheiden zu lassen.«
    Marilyn schauderte. »O Gott, kann er sie nicht einfach laufen lassen? Sie haben geglaubt, Sheryl sei von ihrem Ehemann verprügelt worden, das war alles. Sie haben überhaupt nichts von ihm gewusst.«
    »Nun, sie werden bald mehr über ihn wissen«, sagte Tony »Er lässt sie eine Zahl nennen. Sie wissen nicht, ob eine große oder kleine, weil sie keine Ahnung haben, wozu sie dient. Sie vermuten, es könnte ihn gnädig stimmen, wenn sie die richtige Zahl erraten. Daher überlegen sie endlos lange, bevor sie eine sagen.«
    »Kann er sie nicht einfach laufen lassen? Vielleicht später?«
    Tony schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte er. »Er ist jetzt sehr angespannt und verkrampft. Das beruhigt ihn wieder. Wie eine Therapie.«
    Marilyn schwieg eine Weile. Aber sie musste zuletzt doch fragen.
    »Wozu dient die Zahl?«, flüsterte sie.
    »Um festzulegen, wie viele Stunden ihr Todeskampf dauern soll«, erwiderte Tony »Die Leute, die große Zahlen genannt haben, sind echt sauer, wenn sie das rauskriegen.«
    »Ihr Scheißkerle!«
    »Irgendein Kerl hat mal hundert gesagt, aber wir haben’s bei zehn bewenden lassen.«
    »Scheißkerle.«
    »Aber Sie brauchen keine Zahl zu nennen. Mit Ihnen hat er was anderes vor.«
    »Er ist verrückt«, flüsterte Marilyn.
    Tony zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ein bisschen. Aber ich mag ihn. Er hat in seinem Leben viele Schmerzen erlitten. Ich glaube, dass sie ihn deshalb so interessieren.«
    Marilyn starrte ihn entsetzt an. Dann ertönte der Summer an der Eichentür zum Korridor. In der schrecklichen Stille klang er sehr laut. Tony und der Stämmige mit der Schrotflinte fuhren herum und starrten zur Tür.
    »Sieh nach!«, befahl Tony
    Er griff unter die Jacke und zog seine Pistole. Die Waffe blieb auf Chester und

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