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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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dem Glaskasten, in dem er arbeitete, während Reacher, Jodie und Newman in entgegengesetzter Richtung weitergingen und vor einer einfachen Stahltür in einer Mauer aus unverputzten Hohlblocksteinen stehen blieben. Newman zog einen Schlüsselbund aus der Tasche und schloss sie auf. Er öffnete die Tür und ließ Jodie und Reacher vorausgehen.

    Simon beobachtete von seinem Glaskasten aus, wie sie das Labor betraten. Als die massive Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, nahm er den Telefonhörer ab, tippte eine Neun ein, um eine Amtsleitung zu bekommen, und wählte dann eine zehnstellige Nummer, die mit der Vorwahl für New York City begann. Am anderen Ende klingelte es lange, denn dort war es bereits später Abend. Dann meldete sich endlich jemand.
    »Reacher ist hier«, sagte Simon flüsternd. »In diesem Augenblick, in Begleitung einer Frau. Sie sind jetzt im Labor. Sehen sich die Skelette an.«
    Hobies Stimme klang ruhig und beherrscht. »Wer ist die Frau?«
    »Jodie Garber«, erwiderte Simon. »General Garbers Tochter.«
    »Alias Mrs. Jacob.«
    »Was soll ich tun?«
    Am Telefon herrschte Schweigen.
    »Sie könnten die beiden vielleicht zum Flughafen zurückfahren, Die Frau hat morgen Nachmittag einen Termin in New York, deshalb werden sie vermutlich die Maschine um neunzehn Uhr nehmen wollen. Sorgen Sie einfach dafür, dass die beiden ihr Flugzeug nicht verpassen.«
    »Okay«, sagte Simon, und Hobie legte auf.

    Das Labor war ein großer Raum, der ungefähr zwölf mal fünfzehn Meter maß. Hier gab es keine Fenster. Das helle Licht kam von Leuchtstoffröhren an der Decke. Trotz der leistungsstarken Klimaanlage war der Raum von einem eigenartigen Geruch erfüllt, eine Mischung aus Desinfektionsmittel und warmer Erde. In die Rückwand des Labors war eine Nische mit Regalen eingelassen, in deren Fächern lange Reihen von Kartons standen, jeder mit einer großen schwarzen Kennziffer beschriftet. Schätzungsweise hundert Kartons.
    »Die nicht Identifizierten?«, fragte Reacher.
    Newman nickte.
    »Nach heutigem Stand«, sagte er ruhig. »Aber wir schreiben sie nicht ab.«
    Zwischen ihnen und der Nische an der Rückwand erstreckte sich das Labor. Sein Fliesenboden glänzte vor Sauberkeit. Darauf standen zwanzig massive Holztische in tadellos ausgerichteten Reihen. Diese Tische, kürzer und schmaler als Army-Feldbetten, waren hüfthoch und verfügten jeweils über eine polierte Steinplatte. Sechs der Holztische waren leer. Auf sieben weiteren lagen die Deckel von sieben Särgen. Auf den letzten sieben Tischen standen die sieben Aluminiumsärge. Reacher stand lange schweigend da, ehe er Haltung annahm und zum ersten Mal seit über zwei Jahren wieder militärisch salutierte.
    »Schlimm«, flüsterte Jodie.
    Sie stand mit gesenktem Kopf wie bei einer Beerdigung da. Reacher beendete seinen militärischen Gruß und drückte ihre Hand.
    »Danke«, sagte Newman leise. »Mir gefällt’s, wenn Leute unseren Gefallenen Respekt erweisen.«
    »Wie könnten wir das nicht?«, flüsterte Jodie.
    Sie hatte Tränen in den Augen.
    »Also, Reacher, was sehen Sie hier?«, fragte Newman in die Stille hinein.
    Reachers Blick wanderte durch den hell erleuchteten Raum.
    »Ich sehe sieben Särge«, sagte er ausdruckslos, »wo ich acht erwartet hätte. An Bord dieser Huey waren acht Männer. Fünf Mann Besatzung, die drei Mann an Bord genommen haben. Das steht in DeWitts Bericht. Fünf und drei sind acht.«
    »Und acht minus eins ist sieben«, sagte Newman.
    »Haben Sie die Absturzstelle abgesucht? Gründlich?«
    Newman schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Das müssen Sie selbst rauskriegen.«
    Reacher gab sich einen Ruck und trat einen Schritt vor. »Darf ich?«
    »Bitte sehr«, antwortete Newman. »Sagen Sie mir, was Sie sehen. Konzentrieren Sie sich, denn nun wird sich zeigen, was Sie behalten und was Sie vergessen haben.«
    Reacher trat an den nächsten Sarg und blieb am Fußende stehen, um ihn ganz überblicken zu können. Die äußere Hülle enthielt eine roh zusammengehauene Holzkiste, die zwölf bis fünfzehn Zentimeter kleiner als der Aluminiumsarg war.
    »Die Vietnamesen zwingen uns dazu, diese Kisten zu verwenden«, erklärte Newman. »Wir haben sie auf dem Flughafen Hanoi in unsere mitgebrachten Särge umgebettet.«
    Die Holzkiste besaß keinen Deckel. Sie war nur ein flacher Behälter, der zahllose Knochen enthielt. Irgendjemand hatte sie in etwa anatomisch richtig angeordnet. Ganz oben lag der Schädel. Er schien

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