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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Wände. Und er hatte keine neugierigen Nachbarn. Die meisten Bürosuiten im siebenundachtzigsten Stock waren von Handelsmissionen aus kleinen, obskuren ausländischen Staaten gemietet, deren Minimalbesetzung die meiste Zeit drüben im UN-Gebäude verbrachte. Nicht anders sah es im Stock darunter und darüber aus. Deshalb war er hier eingezogen. Aber Hobie war ein Mann, der nie ein überflüssiges Risiko einging, wenn es sich vermeiden ließ. Daher das extrastarke Gewebeband. Bevor er anfing, riss er immer ein paar etwa fünfzehn Zentimeter lange Streifen ab, die er vorläufig mit dem oberen Rand an die Wandverkleidung pappte. Einer dieser Streifen wurde über den Mund geklebt. Begann sein Opfer mit hervorquellenden Augen wild zu nicken, riss Hobie den Streifen ab und wartete auf die Antwort. Hörte er stattdessen Schreie, klatschte er den nächsten Streifen auf den Mund und machte sich wieder an die Arbeit. Meistens bekam er die gewünschte Antwort, wenn er den zweiten Streifen abriss.
    Später erleichterte der geflieste Boden das Saubermachen. Man drehte einfach die Dusche voll auf, kippte ein paar Eimer Wasser auf den Fußboden, machte sich mit einem Mopp an die Arbeit und hatte alle Spuren beseitigt, sobald das Putzwasser siebenundachtzig Stockwerke tiefer in die Kanalisation abgelaufen war. Nicht dass Hobie jemals selbst aufgewischt hätte. Für einen Mopp braucht man zwei Hände. Diese Arbeit erledigte der zweite junge Kerl, der dazu Schuhe und Socken ausgezogen und seine teure Anzughose hochgekrempelt hatte. Hobie saß draußen hinter seinem Schreibtisch und sprach mit dem ersten jungen Kerl.
    »Ich beschaffe die Adresse dieser Mrs. Jacob, ihr bringt sie mir, okay?«
    »Klar«, sagte der Kerl. »Was ist mit der hier?«
    Er nickte zur Toilettentür hinüber. Hobie folgte seinem Blick.
    »Wartet bis heute Abend«, sagte er. »Zieht sie wieder an, bringt sie zum Boot runter. Fahrt ein paar Meilen weit raus und werft sie über Bord.«
    »Dann wird sie womöglich wieder angetrieben«, gab der Kerl zu bedenken. »In ein paar Tagen.«
    Hobie zuckte mit den Schultern.
    »Von mir aus«, sagte er. »In ein paar Tagen ist sie völlig aufgedunsen. Die Polizei wird denken, dass sie aus einem Motorboot gefallen ist, und darauf tippen, dass solche Verletzungen von einer Bootsschraube stammen.«

    Reachers Vorliebe für Geheimhaltung hatte Vorteile, aber sie brachte auch Probleme mit sich. Die beste Methode, schnell nach Garrison zu gelangen, wäre gewesen, sich einen Leihwagen zu mieten und loszubrausen. Aber ein Mann, der auf Kreditkarten verzichtet und keinen Führerschein in der Tasche hat, beraubte sich selbst dieser Option. Deshalb saß Reacher wieder in einem Taxi, diesmal zur Grand Central Station. Er war sich ziemlich sicher, dass Garrison mit Zügen der Hudson Line zu erreichen war. Vermutlich gab es Pendler, die so weit nördlich lebten. Sonst hielten dort vielleicht die Amtrak-Fernzüge nach Albany und Kanada.
    Er bezahlte das Taxi und drängte sich durch die Menge zum Eingang. Die lange Rampe entlang und in die riesige Bahnhofshalle. Dort blieb er stehen und verrenkte sich den Hals, um die Abfahrtszeiten von einem Bildschirm abzulesen. Versuchte, sich an die Geografie zu erinnern. Züge nach Croton-Harmon nützten ihm nichts. Sie endeten viel zu weit südlich. Er brauchte mindestens einen Zug nach Poughkeepsie. Er ging sämtliche Abfahrten durch. Nichts zu machen. In den nächsten anderthalb Stunden fuhr kein Zug ab, der ihn nach Garrison gebracht hätte.

    Sie führten den Transport wie üblich durch. Einer von ihnen fuhr neunzig Stockwerke weit in die Ladezone hinunter und fand dort auf einem Stapel einen großen Karton. Verpackungen von Kühlschränken oder Getränkeautomaten waren am besten geeignet, aber einmal waren sie auch mit dem Karton eines Fünfunddreißig-Zoll-Farbfernsehers ausgekommen. Diesmal fand er einen Karton, in dem ein Karteischrank verpackt gewesen war. Er stellte ihn auf eines der in der Ladezone herumstehenden Rollwägelchen und schob es in den Lastenaufzug. Fuhr wieder in den siebenundachtzigsten Stock hinauf.
    Auf der Toilette zog der andere Kerl gerade den Reißverschluss des Leichensacks zu, in dem er sie verstaut hatte. Die beiden falteten sie in dem Karton zusammen und benutzten das restliche Klebeband, um ihn sicher zu verschließen. Dann stellten sie den Karton auf das Wägelchen und machten sich wieder auf den Weg zum Lastenaufzug. Diesmal fuhren sie in die Tiefgarage hinunter.

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