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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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fertig!«, rief Jodie.
    Dann erschien sie an der Wohnzimmertür. Sie hielt eine Reisetasche aus Leder in der Hand und hatte sich umgezogen. Statt ihres strengen schwarzen Trauerkostüms trug sie jetzt ausgebleichte Levi’s und ein himmelblaues Sweatshirt mit einem kleinen Logo, das er nicht entziffern konnte. Sie hatte sich das Haar gebürstet. Das Himmelblau des Sweatshirts passte zum Blau ihrer Augen und betonte ihren leicht gebräunten Teint. Die vergangenen fünfzehn Jahre hatten ihr nicht im Geringsten geschadet.
    Sie gingen in die Küche und sperrten die Tür zum Garten ab. Schalteten alle Geräte aus und drehten die Wasserhähne fest zu. Kamen in die Diele zurück und öffneten die Haustür.

5
    Aus verschiedenen Gründen trat Reacher als Erster aus der Haustür. Normalerweise hätte er Jodie den Vortritt gelassen, weil seine Generation sich noch daran erinnerte, was gute Manieren waren, aber er hatte gelernt, sich mit höflichen Gesten zurückzuhalten, bis er genau wusste, wie die Frau, mit der er zusammen war, in kritischen Situationen reagierte. Und dies war ihr Haus, nicht seines, was die Situation ohnehin veränderte. Jodie würde ihren Schlüssel benutzen müssen, um hinter ihnen abzusperren. Aus allen diesen Gründen war er deshalb der Erste, der das Haus verließ, und der Erste, den die beiden Kerle sahen.
    Erledigt den großen Kerl und bringt mir Mrs. Jacob, hatte Hobie ihnen aufgetragen. Der Kerl links gab aus sitzender Position einen ungezielten Schuss ab. Da sein ganzer Körper angespannt und einsatzbereit war, brauchte sein Gehirn weit weniger als eine Sekunde, um die Informationen zu verarbeiten, die sein Sehnerv lieferte. Er spürte, dass die Haustür sich öffnete, er sah die Fliegengittertür nach außen schwingen, er sah jemanden aus der Tür treten, er sah, dass der große Kerl vorausging, und er schoss.
    Der Kerl rechts befand sich in einer unglücklichen Position. Die knarrend aufgehende Fliegengittertür schlug ihm praktisch ins Gesicht. Sie war an sich kein Hindernis, weil dichtes Nylongewebe, das Insekten fern hält, keine Kugel stoppen kann, aber er war Rechtshänder, und der Türrahmen aus Metall befand sich auf direktem Kollisionskurs mit seiner rechten Hand, in der er die Pistole hielt. Das ließ ihn einen Augenblick zögern, bevor er hochschnellte und sich nach vorn warf, um hinter der Tür hervorzukommen. Er packte sie mit seiner linken Hand, zog sie an seinen Körper und reckte sich hinter ihr hervor, während er seine rechte Hand in Schussposition brachte.
    Inzwischen reagierte Reacher unbewusst und instinktiv. Er war fast neununddreißig, seine Erinnerungen reichten vermutlich fünfunddreißig Jahre weit bis in seine Kindheit zurück, und diese Erinnerungen drehten sich ausschließlich um den Militärdienst: den seines Vaters, der Väter seiner Freunde, seinen eigenen, den seiner Freunde. Er hatte niemals Kontinuität gekannt, keine Schule länger als ein Jahr besucht, nie von Montag bis Freitag von neun bis fünf gearbeitet, war immer auf Überraschungen und Unvorhergesehenes gefasst. Und so erschien es ihm ganz normal, dass er in einer Kleinstadt im Bundesstaat New York aus einer Haustür trat und auf zwei Männer stieß, die er zuletzt zweitausend Meilen von hier entfernt auf den Keys gesehen hatte und die jetzt Neunmillimeter-Pistolen hochrissen, um ihn zu erschießen. Kein Schock, keine Überraschung, keine lähmende Angst oder Panik. Kein Abwarten, kein Zögern, keine Hemmungen. Nur eine blitzschnelle Reaktion auf ein zu lösendes Problem.
    Der schwere Koffer befand sich in seiner linken Hand und schwang eben nach vorn, als er ihn über die Schwelle wuchtete. Reacher tat sofort zwei Dinge: Als Erstes setzte er diesen Schwung fort und benutzte die gesamte neue Kraft seiner linken Schulter, um den Koffer vorwärts und zugleich nach außen zu schwingen. Als Zweites wirbelte er seinen rechten Arm nach hinten, traf Jodie mit der Handfläche an der Brust und stieß sie in die Diele zurück. Sie taumelte rückwärts, und der nach oben schwingende Koffer fing die erste Kugel ab. Reacher spürte den Schlag in seiner Hand. Er riss ihn am Ende des Schwungs nach rechts, so dass der Koffer den linken Kerl seitlich am Kopf traf. Er hatte sich erst halb aufgerichtet, kauerte fast noch, befand sich in labiler Körperhaltung, und der Aufprall des Koffers ließ ihn rückwärts zu Boden gehen, sodass er von der Bildfläche verschwand.
    Aber Reacher sah ihn nicht stürzen, denn sein Blick

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