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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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glauben«, sagte sie. »Warum?«
    Sie hatte ihn durch einen dunklen Flur in ein kleines Arbeitszimmer in der entferntesten Ecke des Hauses geführt. Das kleine Fenster, die dunkle Wandtäfelung und die schweren braunen Ledermöbel ließen es düster erscheinen, weshalb sie die Schreibtischlampe angeknipst hatte, die den Raum nun so behaglich machte wie eine der alten Bars, die Reacher aus Europa kannte. In Wandregalen standen Bücher, vor Jahrzehnten gekaufte billige Buchklubausgaben. An den Vorderkanten der Einlegebretter hingen mit Reißzwecken befestigte wellige, vergilbte Fotos. Und es gab einen Schreibtisch, an dem ein alter, unterbeschäftigter Mann Überweisungen ausgeschrieben und seine Steuererklärung gemacht hatte.
    »Ich weiß nicht, warum«, sagte Reacher. »Ich weiß überhaupt nichts. Nicht mal, warum du ihn losgeschickt hast, um mich suchen zu lassen.«
    »Dad wollte dich«, erwiderte sie. »Den Grund dafür hat er mir nie so richtig genannt. Ich hatte viel zu tun. War mit einem Prozess beschäftigt, einem komplizierten Fall. Hat monatelang gedauert. Damit war ich ausgelastet. Ich weiß nur, dass er nach seinem Herzanfall zu einem Kardiologen gegangen ist. Dort hat er jemanden kennen gelernt, hat sich auf irgendwas eingelassen. Auf etwas, das ihm Sorgen machte. Ich hatte den Eindruck, er fühle sich irgendwie moralisch verpflichtet. Als sein Zustand sich dann verschlechtert hat und ihm klar wurde, dass er diese Sache würde aufgeben müssen, hat er angefangen, davon zu reden, er müsse dich finden, damit du dir die Sache ansiehst, weil du vielleicht einen Rat wüsstest oder selbst etwas unternehmen könntest. Dabei hat er sich immer so aufgeregt. Deshalb habe ich ihm versprochen, dich von Costello suchen zu lassen. Er arbeitet viel für unsere Firma, und das war meiner Ansicht nach das Mindeste, was ich tun konnte.«
    Das klang einigermaßen logisch, aber Reachers erster Gedanke war: Warum ich? Welches Problem Garber gehabt hatte, konnte er sich vorstellen. Er war mitten in einer Sache gewesen, als seine Gesundheit sich verschlechtert hatte; er war eine Verpflichtung eingegangen, der er nachkommen wollte, und hatte Hilfe gebraucht. Aber jemand wie Garber konnte überall Hilfe finden. Die Gelben Seiten für Manhattan waren voller Privatdetektive. Und falls die Sache zu undurchschaubar oder zu persönlich war, als dass er sie einem Außenstehenden hätte anvertrauen wollen, hätte er nur zum Telefonhörer greifen brauchen - und schon wäre ein Dutzend seiner Freunde aus der Militärpolizei angerannt gekommen. Zwei Dutzend. Hundert. Alle nur zu gern bereit, sich für die vielen Gefälligkeiten und Freundschaftsdienste zu revanchieren, die Garber ihnen im Lauf der Jahre erwiesen hatte. Deshalb saß Reacher nun da und fragte sich: Warum ausgerechnet ich?
    »Wen hat er im Wartezimmer seines Kardiologen kennen gelernt?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Das weiß ich nicht. Ich hatte keine Zeit, mich darum zu kümmern. Darüber haben wir nie richtig gesprochen.«
    »Ist Costello hierher gekommen? Hat er den Auftrag direkt mit ihm besprochen?«
    Sie nickte. »Ich habe ihn angerufen und ihm erklärt, die Bezahlung erfolge über die Firma, aber er müsse Dad aufsuchen, um mit ihm die Einzelheiten zu besprechen. Zwei Tage später hat er zurückgerufen und gesagt, er habe mit Dad geredet und alles laufe darauf hinaus, dich zu finden. Er wollte, dass ich ihm einen schriftlichen Auftrag erteile, weil die Suche teuer werden könne. Das habe ich natürlich getan, weil ich nicht wollte, dass Dad sich wegen der Kosten Sorgen macht.«
    »Deshalb hat er mir gesagt, er habe seinen Auftrag von einer Mrs. Jacob«, meinte Reacher. »Nicht von Leon Garber. Deshalb habe ich ihn ignoriert. Deshalb bin ich an seinem Tod schuld.«
    Sie schüttelte den Kopf und musterte ihn scharf, als sei er ein neuer Mitarbeiter, der bei der Ausarbeitung eines Schriftsatzes geschlampt hatte. Das überraschte ihn. Er sah sie noch immer als fünfzehnjähriges Mädchen, nicht als dreißigjährige Anwältin, die auf lange und komplexe Gerichtsverfahren spezialisiert war.
    »Unlogische Folgerung«, sagte sie. »Der Ablauf ist ziemlich klar, oder? Dad hat Costello die Story erzählt, und Costello hat ein paar Nachforschungen angestellt, bevor er sich auf die Suche nach dir machte. Dabei hat er jemanden alarmiert, ohne es zu ahnen. Dieser Jemand wollte herausbekommen, wer dich und aus welchem Grund suchen lässt, und hat ihn dabei ermordet. Hättest

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