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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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du von Anfang an mitgespielt, hätte das keinen Unterschied gemacht. Diese Kerle hätten sich Costello trotzdem vorgeknöpft, um zu erfahren, wer ihn auf dich angesetzt hat. Also habe letzten Endes ich ihn umgebracht.«
    Reacher schüttelte den Kopf. »Das war Leon. Durch dich.«
    Sie schüttelte ihrerseits den Kopf. »Das war der Mann in der Praxis für Kardiologie. Er, durch Dad, durch mich.«
    »Ich muss diesen Mann finden«, sagte er.
    »Ist das jetzt noch wichtig?«
    »Ich denke schon«, erwiderte er. »Hat irgendeine Sache Leon Sorgen gemacht, macht sie auch mir Sorgen. So war’s bei uns immer.«
    Jodie nickte, stand rasch auf, trat an die Bücherregale und zog die Reißzwecke aus einem der Fotos. Starrte die Aufnahme prüfend an und legte sie ihm dann hin.
    »Erinnerst du dich?«, fragte sie.
    Das Farbfoto musste fünfzehn Jahre alt sein, seine Farben waren inzwischen zu Pastelltönen verblasst. Der Tropenhimmel Manilas über einer von der Sonne verbrannten Rasenfläche. Links stand Leon Garber, damals ungefähr fünfzig, in einem verknitterten olivgrünen Arbeitsanzug. Reacher selbst stand rechts: ein vierundzwanzigjähriger Leutnant, einen Kopf größer als Garber und mit dem strahlenden Lächeln der Jugend. Zwischen ihnen Jodie, fünfzehn, in einem Strandkleid, einen nackten Arm um die Schultern ihres Vaters, den anderen um Reachers Taille geschlungen. Sie lächelte, blinzelte in die Sonne und lehnte sich gegen Reacher, als umfasse sie seine Taille mit der ganzen Kraft ihres mageren braunen Körpers.
    »Weißt du noch? Wie er gerade die Nikon aus dem PX mitgebracht hatte? Mit dem Selbstauslöser? Wie er sich ein Stativ geliehen hat und es kaum erwarten konnte, die erste Aufnahme zu machen?«
    Reacher nickte. Daran erinnerte er sich gut. Er erinnerte sich, wie ihr Haar an diesem Tag in der heißen Pazifiksonne geduftet hatte. Sauberes, junges Haar. Er erinnerte sich an das Gefühl, ihren Körper an seinem zu spüren. Er erinnerte sich an ihren langen, dünnen Arm um seine Taille. Und er erinnerte sich, dass er sich selbst ermahnt hatte: Reiß dich zusammen, Kumpel, sie ist erst fünfzehn und die Tochter deines Kommandeurs!
    »Das hier hat er sein Familienfoto genannt«, sagte sie. »Immer.«
    Er nickte nochmals. »Ja, ich weiß. So hat’s bei uns funktioniert.«
    Jodie betrachtete das Foto noch eine Weile mit merkwürdigem Gesichtsausdruck.
    »Und dazu kommt die Sache mit der Sekretärin«, erklärte er. »Sie werden sie gefragt haben, wer die Auftraggeberin war. Sie wird’s ihnen gesagt haben. Und auch wenn sie’s nicht getan hat, werden sie’s rauskriegen. Hat mich dreißig Sekunden und einen einzigen Anruf gekostet. Also werden sie sich jetzt auf die Suche nach dir machen, um dich zu fragen, wer hinter dieser ganzen Geschichte steckt.«
    Sie erwiderte seinen Blick verständnislos und legte das alte Foto auf den Schreibtisch.
    »Aber das weiß ich nicht.«
    »Glaubst du, dass sie dir das abnehmen werden?«
    Sie schüttelte vage den Kopf und sah zum Fenster.
    »Okay, was soll ich also tun?«
    »Du verschwindest von hier«, sagte er. »Dieses Haus ist zu gefährlich. Zu einsam, zu isoliert. Hast du eine Wohnung in der Stadt?«
    »Klar«, sagte sie. »Ein Loft am Lower Broadway«
    »Bist du mit dem Auto hier?«
    Sie nickte. »Natürlich. Es steht in der Garage. Aber ich wollte heute hier übernachten. Ich muss sein Testament finden, allen möglichen Papierkram erledigen, ein paar Verfügungen treffen. Ich wollte morgen in aller Frühe in die Stadt zurückfahren.«
    »Erledige das alles jetzt«, sagte er. »So schnell du kannst, und dann verschwinden wir. Das ist mein Ernst, Jodie. Wer diese Leute auch sein mögen, mit denen ist nicht zu spaßen.«
    Sein Gesichtsausdruck sagte ihr mehr als seine Worte. Sie nickte rasch und stand auf.
    »Okay, dann nehme ich mir den Schreibtisch vor. Du kannst mir dabei helfen.«
    Von seiner in der Highschool begonnenen Ausbildung zum Reserveoffizier bis zur Pensionierung wegen seines schlechten Gesundheitszustands hatte Leon Garber fast fünfzig Jahre lang Militärdienst irgendwelcher Art geleistet. Das zeigte sich auch in seinem Schreibtisch. Die oberen Schubladen enthielten Bleistifte, Kugelschreiber, Textmarker und Lineale, alle säuberlich nebeneinander aufgereiht. Die unteren Schubladen hatten die doppelte Hohe und nahmen in Ziehharmonikaform zusammenhängende Mappen auf, die in seitlich angebrachten Stahlschienen hingen. Alle diese Hängemappen waren sorgfältig mit

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