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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Betreffende lediglich in ein Feldlazarett weit hinter der Front, wo er von amerikanischen Krankenschwestern umgeben war, die vielleicht sogar mit ihm bumsten, wenn er irgendeine heldenhafte Geschichte erfand, wie er zu seiner Verwundung gekommen war. Mit einem komplizierten Bruch konnte er sogar für dienstunfähig erklärt und in die Staaten zurückgeschickt werden. Das war ganz und gar nicht abschreckend. Deshalb ließ Hobie seinen Schuldeneintreiber Punji-Spikes verwenden. Die waren eine Erfindung des Vietcong: kleine, spitze Bambusstäbe wie Fleischspieße, die in giftigen Büffelmist getaucht wurden. Der Vietcong pflanzte sie in flachen Mulden auf, damit GIs hineintraten und sich schwer heilende Fußverletzungen zuzogen. Der Schuldeneintreiber spezialisierte sich darauf, sie säumigen Zahlern durch die Hoden zu treiben. Hobies Klientel war mehrheitlich der Ansicht, es lohne sich nicht, die langfristigen medizinischen Konsequenzen zu riskieren - auch nicht, wenn man dafür seine Schulden los war und die Uniform ausziehen konnte.
    Als Hobie sich das Gesicht verbrannte und die rechte Hand verlor, war er ein schwerreicher Mann. Sein nächster Coup bestand darin, sein Vermögen unentdeckt und vollständig in die Heimat zu schaffen. Das hätte nicht jeder gekonnt. Nicht unter den besonderen Umständen, in denen er sich damals befand. Das ebenso wie sein weiterer Werdegang bewies seine wahre Größe. Er gelangte auf verschlungenen Pfaden nach New York, verkrüppelt und entstellt, und fühlte sich sofort wie zu Hause. Manhattan war ein Dschungel, nicht anders als der Indochinas. Deshalb sah Hobie keinen Grund, sich hier anders zu verhalten, sein Geschäft nicht fortzuführen. Diesmal jedoch begann er mit einem riesigen Geschäftskapital. Er musste nicht wieder bei null anfangen.
    Er war jahrelang als Kredithai tätig. Er baute dieses Geschäft groß aus. Er besaß das Kapital und ein entsprechendes Image. Seine Brandnarben und der Haken machten optisch viel her. Er beschäftigte Unmengen von Helfern. Er beutete ganze Generationen von Einwanderern und Armen aus. Er wehrte die Italiener ab, die ihm Konkurrenz machen wollten. Er bestach Scharen von Polizeibeamten und Staatsanwälten, um unsichtbar zu bleiben.
    Dann schaffte er den zweiten großen Durchbruch. Mit dem ersten vergleichbar. Eine Folge radikalen Umdenkens. Die Lösung eines Problems. Das Problem war der schier aberwitzige Umfang seines Geschäfts. Hobie verdiente auf der Straße Millionen, aber nur mit Kleinbeträgen. Tausende von einzelnen Deals, hundert Dollar hier, hundertfünfzig dort, neun oder zehn Prozent pro Woche, fünfhundert oder tausend Prozent im Jahr. Viel Papierkram, viel Ärger, ständig auf Hochtouren, damit das Geschäft lief. Dann erkannte er plötzlich: weniger könnte mehr sein. Fünf Prozent pro Woche, die ein Unternehmen für eine Million Dollar zahlte, waren mehr wert als fünfhundert Prozent für irgendwelchen Scheiß im Straßengeschäft. Diese neue Idee setzte er mit fieberhaftem Eifer um. Er verlieh kein Geld mehr und zog die Daumenschrauben an, um sämtliche Außenstände einzutreiben. Er kaufte sich Anzüge und mietete ein großes Büro. So wurde er über Nacht zum Kreditgeber für in Schwierigkeiten geratene Unternehmen.
    Das war ein Geniestreich. Er bewegte sich in der Grauzone herkömmlicher Geschäftsgepflogenheiten. Dort fand er eine große Klientel von Kreditnehmern, die gerade im Begriff waren, unter das bei Banken als akzeptabel geltende Bonitätsniveau abzurutschen. Eine riesige Klientel. Eine verzweifelte Klientel. Vor allem eine verweichlichte Klientel. Weiche Ziele.
    Von kultivierten Männern in Anzügen, die wegen einer Million Dollar zu ihm kamen, ging viel weniger Gefahr aus als von einem Typen im schmuddeligen Unterhemd, der einen Hunderter wollte, während hinter der Tür seiner Wohnung in einer Mietskaserne ein bissiger Hund kläffte. Weiche Ziele, leicht einzuschüchtern. Nicht mit den harten Realitäten des Lebens vertraut. Hobie entließ seine Schuldeneintreiber, lehnte sich zurück und beobachtete, wie seine Klientel auf eine Hand voll zusammenschrumpfte, die durchschnittliche Darlehenssumme sich ums Millionenfache erhöhte, seine Zinssätze sprunghaft stiegen und seine Gewinne in ungeahnte Höhen schossen. Weniger ist mehr.
    Das war ein wunderbares neues Geschäft. Natürlich gab es gelegentlich Probleme. Aber sie waren leicht zu beherrschen. Hobie änderte seine Abschreckungstaktik. Diese kultivierten neuen

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