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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ein Witz sein? Solche Fälle erleben wir ständig. Lieber rechtzeitig der Wahrheit ins Auge sehen und den realen Wert erzielen. Glaub mir, du machst das richtig. Aber Frauen tun das meist, Marilyn, weil wir mit solchen Dingen besser klarkommen als Männer, stimmt’s?«
    Marilyn atmete erleichtert auf und lächelte ins Telefon. Hatte das Gefühl, das Rechte zu tun und mit Sheryl die richtige Wahl getroffen zu haben.
    »Ich nehme es sofort in unsere Liste auf«, sagte Sheryl. »Ich schlage vor, einen Dollar unter zwei Millionen zu verlangen und eins Komma neun Millionen anzustreben. Das ist erzielbar, und bei diesem Preis müsste sich schnell ein Interessent finden.«
    »Wie schnell?«
    »Auf dem heutigen Markt?«, sagte Sheryl. »In eurer Wohnlage? Sechs Wochen? Ja, ich denke, wir können praktisch garantieren, dass innerhalb von sechs Wochen ein Angebot auf dem Tisch liegt.«

    Dr. McBannerman blieb weiter ängstlich, was Verstöße gegen die ärztliche Schweigepflicht betraf, und obwohl sie ihnen die Adresse von Mr. und Mrs. Hobie gab, wollte sie die Telefonnummer der beiden Alten nicht herausrücken. Jodie konnte darin keine Logik erkennen, aber da es die Ärztin zufrieden zu stellen schien, bestand sie nicht weiter darauf. Sie schüttelte McBannerman nur die Hand und hastete dann durch den Wartebereich und zu ihrem Wagen, sodass Reacher Mühe hatte, mit ihr Schritt zu halten.
    »Bizarr«, sagte sie zu ihm. »Hast du all diese Leute gesehen?«
    »Klar«, antwortete Reacher. »Alte Leute, halb tot.«
    »So hat Dad gegen Ende auch ausgesehen. Genauso schlimm. Und ich vermute, dass es mit dem alten Mr. Hobie genauso ist. Was können sie gemeinsam ausgeheckt haben, dass deswegen jetzt Leute umgebracht werden?«
    Sie setzten sich in den Bravada, und Jodie griff vom Beifahrersitz aus nach links, um ihr Autotelefon aus der Halterung zu nehmen. Reacher ließ den Motor an, damit die Klimaanlage ansprang. Sie rief die Auskunft an. Die Hobies lebten nördlich von Garrison in Brighton, der nächsten Kleinstadt an der Bahnstrecke. Sie notierte sich die Telefonnummer auf einem Stück Papier aus ihrer Handtasche und wählte sie anschließend. Das Telefon klingelte endlos lange, dann meldete sich eine Frauenstimme.
    »Ja?«, sagte diese zögernd.
    »Mrs. Hobie?«, fragte Jodie.
    »Ja?«, wiederholte die zitternde Stimme. Jodie stellte sich eine gebrechliche Greisin vor, weißhaarig, mager, vermutlich in einem geblümten Morgenrock, die in einem dunklen, alten Haus, in dem es nach abgestandenem Essen und Möbelpolitur roch, einen uralten Telefonhörer umklammert hielt.
    »Mrs. Hobie, ich bin Jodie Garber, Leon Garbers Tochter.«
    »Ja?«, wiederholte die Frau.
    »Ich muss Ihnen leider sagen, dass mein Vater letzte Woche gestorben ist.«
    »Ja, ich weiß«, sagte die alte Frau. Das klang betrübt. »Die Sprechstundenhilfe hat’s uns erzählt, als wir gestern bei Dr. McBannerman waren. Das hat mir sehr leidgetan. Er war ein feiner Mensch und sehr nett zu uns. Er hat uns geholfen. Und er hat uns von Ihnen erzählt. Sie sind Anwältin, nicht wahr? Mein herzliches Beileid.«
    »Danke«, erwiderte Jodie. »Aber können Sie mir sagen, wobei er Ihnen geholfen hat?«
    »Nun, das spielt jetzt keine Rolle mehr, oder?«
    »Nein? Warum nicht?«
    »Nun, weil Ihr Vater gestorben ist«, sagte die Frau. »Er war wirklich unsere letzte Hoffnung, wissen Sie.«
    Das klang aufrichtig. Sie sprach leise. Ihre Stimme ging am Satzende resigniert nach unten.
    »Vielleicht doch nicht«, sagte sie. »Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    Am andern Ende herrschte Schweigen. Jodie hörte nur ein leises Summen.
    »Nun, das glaube ich nicht«, erklärte die Frau. »Das ist eine Sache, mit der Rechtsanwälte normalerweise nichts zu tun haben, wissen Sie.«
    »Worum geht’s denn überhaupt?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle mehr, glaube ich«, wiederholte Mrs. Hobie.
    »Können Sie’s mir nicht wenigstens so ungefähr sagen?«
    »Nein, das ist jetzt vorbei, denke ich«, sagte die alte Frau, traurig.
    Danach herrschte wieder Schweigen. Jodie sah durch die Windschutzscheibe zu McBannermans Praxis hinüber. »Aber wie hat mein Vater Ihnen helfen können? Durch spezielle Kenntnisse, die nur er besaß? Weil er bei der Army gewesen ist? Hängt’s damit zusammen? Vermute ich richtig, dass es irgendwas mit der Army zu tun hatte?«
    »Nun, ja, das war’s. Deswegen fürchte ich, dass Sie als Anwältin uns nicht helfen könnten. Wir haben’s schon mit Anwälten

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