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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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seine Kleidung ein, zog sie an und stopfte das Hemd wieder in die Hose. Er war angezogen und saß auf der Bettkante, als an die Tür geklopft wurde.
    »Zimmerservice!«, rief eine ausländische Stimme.
    Hutton streckte ihren Kopf aus dem Bad. Sie war angezogen, hatte ihr Haar aber erst halb gefönt.
    »Geh lieber selbst hin«, forderte Reacher sie auf.
    »Ich?«
    »Du musst die Rechnung abzeichnen.«
    »Du kannst mit meinem Namen unterschreiben.«
    »In zwei Stunden haben die Cops mich noch immer nicht gefunden und kreuzen wieder hier auf. Dann ist’s besser, wenn niemand vom Personal weiß, dass du nicht allein bist.«
    »Deine Aufmerksamkeit lässt nie nach, was?«
    »Je aufmerksamer ich bin, desto mehr Glück habe ich.«
    Hutton fuhr sich mit allen zehn Fingern durchs Haar und ging zur Tür. Reacher vernahm das Klappern des Servierwagens, das Klirren von Geschirr und das Kratzen eines Filzschreibers. Dann hörte er, wie die Tür wieder geschlossen wurde, und trat ins Wohnzimmer, in dessen Mitte ein Tisch auf Rollen stand. Der Zimmerkellner hatte einen Stuhl dahinter gestellt.
    »Ein Messer«, sagte Hutton, »eine Gabel, ein Löffel. Das haben wir nicht bedacht.«
    »Wir wechseln uns ab«, meinte Reacher. »Irgendwie romantisch, oder?«
    »Ich schneide dir das Steak auf, und du kannst mit den Fingern essen.«
    »Du könntest mich füttern. Wir hätten Weintrauben bestellen sollen.«
    Sie lächelte.
    »Erinnerst du dich an James Barr?«, fragte er.
    »Das liegt zu lange zurück«, erwiderte sie. »Aber ich habe mir gestern noch mal seine Akte angesehen.«
    »Wie gut war er als Scharfschütze?«
    »Nicht der beste, den wir je hatten, nicht der schlechteste.«
    »So habe ich ihn auch in Erinnerung. Ich war heute hier im Parkhaus, habe mich umgesehen. Schießtechnisch war das eine eindrucksvolle Leistung. Sehr eindrucksvoll. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er so gut gewesen ist.«
    »Allerdings gibt’s einen Haufen Beweise.«
    Er nickte, sagte aber nichts.
    »Vielleicht hat er fleißig geübt«, sagte sie. »Er war fünf Jahre in der Army, aber fast dreimal so lange wieder Zivilist. Vielleicht war er ein Spätentwickler.«
    »Vielleicht.«
    Sie musterte ihn forschend. »Du bleibst nicht, oder? Du willst gleich nach dem Essen verschwinden. Wegen dieser Sache mit den Cops. Du glaubst, dass sie noch mal hier aufkreuzen?«
    »Das tun sie«, sagte Reacher. »Verlass dich drauf.«
    »Ich brauche sie nicht reinzulassen.«
    »In einem Nest wie diesem tun die Cops so ziemlich, was sie wollen. Und finden sie mich hier, bekommst du Schwierigkeiten.«
    »Nicht, wenn du unschuldig bist.«
    »Du hast keine Möglichkeit, das formell zu beurteilen. Das werden sie sagen.«
    »Ich bin hier die Anwältin«, erklärte sie.
    »Und ich war ein Cop«, sagte Reacher. »Ich weiß, wie sie sind. Sie hassen Flüchtende. Flüchtende reizen sie zur Weißglut. Sie verhaften dich mit mir und entlassen dich irgendwann nächsten Monat. Bis dahin kannst du den zweiten Stern längst abschreiben.«
    »Wohin willst du also?«
    »Keine Ahnung. Aber mir fällt schon was ein.«
    Die Eingangstür des schwarzen Glasturms war während der Nacht abgeschlossen. Raskin klopfte zweimal an. Der Wachmann an dem Schreibtisch im Foyer blickte auf. Raskin hielt den zusammengefalteten Steckbrief hoch.
    »Zustellung«, sagte er laut.
    Der Wachmann stand auf, durchquerte das Foyer und benutzte einen Schlüssel aus seinem Schlüsselbund an einer Kette, um die Tür aufzusperren. Raskin betrat die Eingangshalle.
    »Rodin«, sagte er. »Dritter Stock.«
    Der Wachmann nickte. Die Anwaltskanzlei Helen Rodin hatte an diesem Tag mehrere Lieferungen erhalten. Schachteln, Kartons, Kerle mit Sackkarren. Dass jetzt noch eine kam, war keine große Überraschung. Er kehrte kommentarlos an seinen Schreibtisch zurück, und Raskin ging zu den Aufzügen, betrat eine Kabine und drückte die Drei.
    Oben im dritten Stock sah er als Erstes einen städtischen Cop, der vor dem Büro der Anwältin Wache hielt. Was das bedeutete, wusste Raskin sofort. Es bedeutete, dass das Büro der Anwältin weiterhin infrage kam. Es bedeutete aber auch, dass Reacher sich im Augenblick nicht darin aufhielt und in letzter Zeit nicht versucht hatte, dort hineinzugelangen. Deshalb machte Raskin kehrt, als hätte er den Etagenplan falsch interpretiert, und verschwand um die nächste Ecke. Wartete einen Augenblick und ging dann zu den Aufzügen zurück. Den zusammengefalteten Steckbrief hatte er jetzt in

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