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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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baute sich vor Mistrow auf.
    »Sind Sie krankenversichert?«, fragte er.
    Der Mann nickte.
    »Zahnkosten-Zusatzversicherung?«
    Der Mann nickte wieder.
    Reachers Faust traf seinen Mund. Eine rechte Gerade, ansatzlos geschlagen, ein gewaltiger Schlag.
    »Lassen Sie sich das richten«, sagte er.
    Der Mann taumelte einen Schritt zurück, krümmte sich zusammen und richtete sich dann hustend und mit blutigem Kinn auf. Aufgeplatzte Lippen und lockere Zähne.
    »Namen«, befahl Reacher. »Aber hurtig. Sonst nehme ich Sie Stück für Stück auseinander.«
    Der Mann zögerte. Ein Fehler . Reacher schlug wieder zu. Dann lieferte der Kerl Namen, insgesamt sechs, Personenbeschreibungen und eine Adresse – alles auf dem Rücken liegend, alles mit dumpfer, undeutlicher Stimme, weil er den Mund voll Blut hatte.
    Reacher warf Yanni einen Blick zu.
    »Sie antworten alle«, sagte er.
     
    Auf der Rückfahrt sagte Ann Yanni: »Er wird sie anrufen und warnen.«
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete Reacher. »Er hat sie gerade verraten. Also vermute ich, dass er morgen eine lange Urlaubsreise antreten wird.«
    »Das hoffen Sie.«
    »Spielt ohnehin keine Rolle. Sie wissen bereits, dass ich hinter ihnen her bin. Eine weitere Warnung macht keinen Unterschied.«
    »Sie haben eine sehr direkte Art. Die wird in Journalismus 101 nicht erwähnt.«
    »Ich könnte sie Ihnen beibringen. Im Prinzip geht’s dabei um Überrumpelung. Kann man sie überraschen, braucht man nicht sehr fest zuzuschlagen.«
     
    Yanni diktierte Franklin die Namen, die John Mistrow preisgegeben hatte. Vier von ihnen kannte Reacher schon: Charlie Smith, Konstantin Raskin, Wladimir Schumilow und Pawel Sokolow. Der fünfte Kerl war Grigor Linsky, den Reacher für den leicht behinderten Mann im Zweireiher hielt, weil der sechste Name einfach Zec Tschelowek hieß.
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, Zec sei ein Wort«, sagte Franklin.
    »Richtig«, sagte Reacher. »Genau wie Tschelowek. Das ist die Transliteration ihres Wortes für Mensch. Zec Tschelowek bedeutet Gefangenen-Mensch oder Häftling.«
    »Die anderen benutzen keine Decknamen.«
    »Der Zec vermutlich auch nicht. Vielleicht hat er seinen richtigen Namen vergessen. Vielleicht hätten wir das im Gulag auch getan.«
    »Das klingt, als täte er Ihnen leid«, meinte Yanni.
    »Er tut mir nicht leid«, sagte Reacher. »Ich versuche nur, ihn zu verstehen.«
    »Mein Vater ist nicht erwähnt worden«, sagte Helen. Reacher nickte. »Der Zec ist der Drahtzieher. Er steht ganz oben.«
    »Was bedeutet, dass mein Vater nur ein Angestellter ist.«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Konzentrieren Sie sich auf Rosemary.«
    Franklin benutzte eine Onlinekarte und stellte fest, dass die von John Mistrow angegebene Adresse zu einem Quetschwerk gehörte, das neben einem Steinbruch acht Meilen nordwestlich der Stadt lag. Dann ging er das Handelsregister durch und fand bestätigt, dass die Firma Specialized Services of Indiana als Eigentümerin eingetragen war. Aus dem Grundbuch ging hervor, dass der einzige sonstige Grundbesitz der Firma ein Haus auf dem Grundstück neben dem Quetschwerk war. Yanni sagte, sie kenne die Gegend.
    »Sonst noch irgendwas da draußen?«, fragte Reacher.
    Sie schüttelte den Kopf. »Meilenweit nur Farmland.«
    »Okay«, sagte Reacher. »Da haben wir’s. Dort ist Rosemary.«
    Er sah auf seine Armbanduhr. Kurz nach zweiundzwanzig Uhr.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Yanni.
    »Jetzt warten wir«, antwortete Reacher.
    »Worauf?«
    »Dass Cash aus Kentucky eintrifft. Und dann warten wir noch etwas länger.«
    »Worauf?«
    Reacher lächelte.
    »Auf die tiefste Nacht«, sagte er.
     
    Sie warteten. Franklin kochte Kaffee. Yanni erzählte Fernsehgeschichten von Leuten, die sie gekannt, von Dingen, die sie erlebt hatte; von der Geliebten eines Gouverneurs, dem Liebhaber einer Politikergattin, Wahlfälschungen, bestechlichen Gewerkschaftern und Feldern in Indiana, auf denen riesige Haschischplantagen hinter runden Sichtschirmen aus hohem Mais angelegt waren. Dann erzählte Franklin von seiner Dienstzeit als Cop und Reacher von der Zeit nach der Army: von seinem Umherwandern, den Streifzügen, seinem Vagabundenleben.
    Helen Rodin sagte kein Wort.
    Um Punkt elf Uhr hörten sie draußen das Nageln eines großen Dieselmotors, das von der Außenwand des Gebäudes widerhallte. Reacher trat ans Fenster und sah Cashs Humvee auf einen der asphaltierten Stellplätze rollen. Zu laut , dachte er. Den können wir nicht

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