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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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einen Albtraum geraten. Der schmale Durchgang am Zierteich hatte sie dazu gezwungen, langsamer und in Reihe hintereinander zu gehen, sodass sie ein leichtes Ziel abgaben.
    Reacher lief den leeren Zierteich entlang und erreichte die Drehtür am Fuß des Glasturms. Er betrat das Foyer, sah sich nach einem Wegweiser durch das Gebäude um und fand eine verglaste Tafel aus schwarzem Rillenfilz, in den weiße Steckbuchstaben gedrückt waren. NBC war im ersten Stock. Einige der Büros standen leer, und Reacher vermutete, dass die Mieter der übrigen rasch genug wechselten, dass es sich lohnte, das System mit den Steckbuchstaben beizubehalten. Die »Anwaltskanzlei Helen Rodin« befand sich im vierten Stock. Die Buchstaben steckten nicht ganz gerade, ihre Abstände waren leicht unterschiedlich. Kein Vergleich mit dem Rockefeller Center , dachte Reacher.
    Am Aufzug wartete er in einer Zweierschlange, die aus einer hübschen Blondine und ihm bestand. Sie erwiderte seinen Blick. Als sie im ersten Stock ausstieg, wurde ihm klar, dass sie Ann Yanni war. Er hätte sie aus dem Fernsehen erkennen müssen. Dann überlegte er sich, dass er nur zu Emerson von der hiesigen Polizei zu gehen und auszupacken brauchte, damit das gesamte hiesige NBC-Studio wegen einer Sensationsmeldung in hektische Betriebsamkeit verfiel.
    Er fand Helen Rodins Bürosuite. Sie lag auf der Vorderseite des Gebäudes. Ihre Fenster würden auf die Plaza hinausführen. Er klopfte an. Hörte ein gedämpftes »Herein!« und trat ein. In dem leeren Vorzimmer stand ein nicht besetzter Schreibtisch. Er war gebraucht gekauft, aber bisher unbenutzt. Noch keine Sekretärin , dachte Reacher. Die ersten Monate.
    Er klopfte an die innere Verbindungstür. Hörte dieselbe Stimme »Herein!« rufen, trat ein und sah sich Helen Rodin an einem weiteren gebraucht gekauften Schreibtisch gegenüber. Er erkannte sie von dem Foto, das im Büro ihres Vaters hing. Aber in natura sah sie noch besser aus. Sie war bestimmt nicht älter als dreißig, ziemlich groß, eher feingliedrig. Auf sportliche Weise schlank. Nicht magersüchtig. Wenn sie nicht regelmäßig joggte oder Fußball spielte, hatte sie großes Glück mit ihrem Stoffwechsel. Sie hatte langes blondes Haar und die blauen Augen ihres Vaters, aus denen Intelligenz sprach. Sie war ganz in Schwarz gekleidet, trug einen Hosenanzug mit einem engen Stretchtop unter dem Jackett. Lycra , dachte Reacher. Unschlagbar .
    »Hallo«, sagte sie.
    »Ich bin Jack Reacher«, sagte er.
    Sie starrte ihn an. »Im Ernst? Sind Sie’s wirklich?«
    Er nickte. »Schon immer gewesen, werde’s auch bleiben.«
    »Unglaublich.«
    »Eigentlich nicht. Jeder ist irgendwer.«
    »Ich meine, woher haben Sie gewusst, dass wir Sie brauchen? Wir konnten Sie nicht finden.«
    »Ich hab’s im Fernsehen gesehen. Ann Yanni, Samstagmorgen.«
    »Nun, Gott sei Dank fürs Fernsehen«, sagte sie. »Und Gott sei Dank, dass Sie hier sind.«
    »Ich war in Miami«, erklärte er. »Mit einer Tänzerin.«
    »Einer Tänzerin?«
    »Sie war Norwegerin.«
    Er trat ans Fenster und sah hinaus. Er war hier im vierten Stock, und die Hauptgeschäftsstraße führte in exakt südlicher Richtung einen Hügel hinunter, was Reachers erhöhte Position über der Plaza noch unterstrich. Der Zierteich war so angelegt, dass seine Längsachse genau parallel zur Straße verlief. Eigentlich befand er sich auf der Straße, die gesperrt worden war, um die Plaza anzulegen. Jemand, der nach längerer Abwesenheit hierher zurückkehrte, würde verblüfft feststellen, dass sich jetzt dort, wo früher die Straße entlanggeführt hatte, ein großes Wasserbecken ausbreitete. Der Teich war viel länger und schmaler, als er zu ebener Erde ausgesehen hatte. Mit der dünnen Dreck- und Schlammschicht, die seine schwarzen Fliesen bedeckte, sah er ziemlich traurig aus. Dahinter – leicht nach rechts versetzt – ragte der neue Parkhausanbau auf. Wegen des Hügels lag er etwas tiefer als die Plaza. Vielleicht ein halbes Stockwerk.
    »Waren Sie hier?«, fragte Reacher. »Als es passiert ist?«
    »Ja, ich war hier«, antwortete Helen Rodin ruhig.
    »Haben Sie’s gesehen?«
    »Nicht von Anfang an. Ich habe die ersten drei Schüsse gehört. Sie sind sehr rasch nacheinander gefallen. Der erste Schuss, dann eine winzige Pause, dann die beiden nächsten. Danach eine weitere Pause, ein wenig länger, aber eigentlich doch nur Zehntelsekunden. Ich bin rechtzeitig aufgestanden, um die drei letzten zu sehen. Grausig.«
    Reacher

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