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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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nickte. Tapferes Mädchen , dachte er. Sie hört Schüsse und steht prompt auf. Sie geht nicht unter ihrem Schreibtisch in Deckung. Dann dachte er: Der erste Schuss, dann eine winzige Pause. Das klang nach einem erfahrenen Schützen, der erst beobachtete, wohin sein erster kalter Schuss gegangen war. Es gab so viele Variablen, die berücksichtigt werden mussten. Der kalte Gewehrlauf, die Entfernung, der Wind, die Trefferlage, das Einschießen …
    »Haben Sie gesehen, wie Leute erschossen wurden?«
    »Ja, zwei«, sagte sie hinter ihm. »Es war furchtbar.«
    »Drei Schüsse und zwei Treffer?«
    »Er hat einmal danebengeschossen. Beim vierten oder fünften Schuss, das steht noch nicht fest. Sie haben die Kugel im Teich gefunden. Deshalb ist er leer. Sie haben ihn leer gepumpt.«
    Reacher schwieg.
    »Das Geschoss ist ein wichtiges Beweismittel«, sagte Helen. »Es beweist, mit welcher Waffe die Tat verübt wurde.«
    »Haben Sie eines oder mehrere Opfer gekannt?«
    »Nein. Es waren nur irgendwelche Leute, denke ich. Zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    Reacher sagte nichts.
    »Ich habe Flammen aus dem Gewehr kommen sehen«, sagte Helen. »Weit dort drüben in den Schatten, vor dem dunklen Hintergrund. Kleine Flammenzungen.«
    »Mündungsfeuer«, meinte Reacher.
    Er wandte sich vom Fenster ab.
    Sie streckte ihm die Hand hin. »Ich bin Helen Rodin«, sagte sie. »Entschuldigung, ich hätte mich richtig vorstellen sollen.«
    Reacher ergriff ihre Hand. Sie war fest und warm.
    »Nur Helen?«, erkundigte er sich. »Nicht Helena Alexejowna oder irgendwas in dieser Art?«
    Sie starrte ihn an. »Woher, zum Teufel, haben Sie das gewusst?«
    »Ich habe Ihren Dad kennengelernt«, erklärte er und ließ ihre Hand los.
    »Tatsächlich?«, fragte sie. »Wo?«
    »In seinem Büro, erst vorhin.«
    »Sie waren in seinem Büro? Heute?«
    »Ich komme gerade von dort.«
    »Wozu waren Sie in seinem Büro? Sie sind mein Zeuge. Er hätte Sie nicht empfangen sollen.«
    »Er war ganz scharf darauf, mit mir zu reden.«
    »Was haben Sie ihm erzählt?
    »Nichts. Stattdessen habe ich ihm Fragen gestellt.«
    »Was für Fragen?«
    »Ich wollte wissen, wie gut seine Beweise sind. Gegen James Barr.«
    »Ich vertrete James Barr. Und Sie sind ein Zeuge der Verteidigung. Sie hätten nicht mit ihm, sondern mit mir reden sollen.«
    Reacher schwieg.
    »Leider sind die Beweise gegen James Barr sehr überzeugend«, sagte sie.
    »Von wem hatten Sie meinen Namen?«, fragte Reacher.
    »Natürlich von James Barr«, antwortete sie. »Von wem sonst?«
    »Von Barr ? Das glaube ich nicht.«
    »Okay, hören Sie selbst.«
    Sie wandte sich ab, trat an den Schreibtisch und drückte auf eine Taste eines altmodischen Kassettenrecorders. Reacher hörte eine unbekannte Männerstimme sagen: Leugnen kommt nicht infrage. Helen drückte die Pausetaste und ließ ihren Finger darauf.
    »Sein erster Anwalt«, erklärte sie. »Ich habe den Fall gestern von ihm übernommen.«
    »Wie denn? Gestern hat er im Koma gelegen.«
    »Auf dem Papier ist meine Mandantin James Barrs Schwester. Seine nächste Verwandte.«
    Dann ließ sie die Pausetaste los, und Reacher vernahm Hintergrundgeräusche, Rauschen und eine Stimme, die er vor vierzehn Jahren zuletzt gehört hatte. Sie klang exakt so wie in seiner Erinnerung: leise, nervös und kratzig. Die Stimme eines Mannes, der nicht viel redet. Sie sagte: Lassen Sie Jack Reacher herkommen .
    Er stand wie vor den Kopf geschlagen da.
    Helen Rodin drückte die Stopptaste.
    »Alles klar?«, fragte sie.
    Dann sah sie auf ihre Uhr.
    »Gleich halb elf«, sagte sie. »Am besten bleiben Sie zur Mandantenbesprechung da.«
     
    Sie enthüllte ihn wie ein Varietézauberer. Wie ein aus dem Zylinder geholtes Kaninchen. Als Erster erschien ein Typ, dem Reacher sofort den ehemaligen Cop ansah. Er wurde als Franklin vorgestellt, der für Rechtsanwälte Ermittlungen aller Art übernahm. Sie schüttelten sich die Hand.
    »Sie sind schwierig zu finden«, meinte Franklin.
    »Falsch«, sagte Reacher. »Ich bin unmöglich zu finden.«
    »Darf man erfahren, warum?« In Franklins Blick lagen sofort alle möglichen Fragen. Die Fragen eines Cops wie: Was taugt dieser Kerl als Zeuge? Was ist er? Ein Krimineller? Auf der Flucht? Ist er ein Typ, der im Zeugenstand glaubwürdig wirkt?
    »Nur so aus Spaß«, entgegnete Reacher. »Weil’s mir persönlich lieber ist.«
    »Sie sind also cool?«
    »Auf mir könnten Sie Schlittschuh laufen.«
    Dann kam eine Frau herein. Sie war etwa

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