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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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trotzdem fünf Menschen erschossen.«
    »Aber wenn der Zwang beträchtlich war, kann ihm das sehr nützen.«
    Reacher schwieg.
    »Worauf tippen Sie? Auf eine Herausforderung, eine Art Mutprobe? Auf den Versuch, sich einen Nervenkitzel zu verschaffen?«
    »Möglich«, antwortete Reacher. »Aber nicht sehr wahrscheinlich. Auf den ersten Blick ist James Barr für Mutproben ungefähr zwanzig Jahre zu alt. Das ist eine Sache für Jugendliche. Und bei einer Herausforderung hätten sie vom Highway aus geschossen. Sie hätten überleben wollen, um es nochmal tun zu können.«
    »Was hat also dahintergesteckt?«
    »Etwas ganz anderes. Etwas durchaus Reales.«
    »Sollten wir damit zu Emerson gehen?«
    »Nein«, sagte Reacher.
    »Ich denke, doch.«
    »Es gibt gute Gründe, es nicht zu tun.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum einen hat Emerson den besten abgeschlossenen Fall, der ihm je untergekommen ist. Er wird sich hüten, ihn jetzt von den Rändern her aufzudröseln. Das täte kein Cop.«
    »Was machen wir also?«
    »Wir sollten uns drei grundlegende Fragen stellen«, sagte Reacher. »Beispielsweise: Wer, wie und warum. Wir müssen feststellen, wem diese Transaktion genützt hat. James Barr jedenfalls nicht.«
    »Der ›Wer‹ ist mit dem identisch, der gestern Abend diese Kerle auf Sie gehetzt hat. Weil er mit dem Ergebnis der Transaktion zufrieden war und nicht wollte, dass irgendein neu aufgetauchter Typ die Sache gefährdet.«
    »Korrekt«, sagte Reacher.
    »Also muss ich versuchen, ihn aufzuspüren.«
    »Vielleicht lieber nicht.«
    »Weshalb nicht?«
    »Weil das Ihrem Mandanten das Leben kosten könnte«, antwortete Reacher.
    »Er liegt im Krankenhaus, wird Tag und Nacht bewacht.«
    »Ihr Mandant ist nicht James Barr. Ihre wirkliche Mandantin ist Rosemary Barr. Sie müssen sich überlegen, wie eine Drohung ausgesehen haben muss, die James Barr zu dieser Tat getrieben hat. Er konnte bestenfalls auf lebenslänglich ohne Chance auf vorzeitige Entlassung hoffen. Schlimmstenfalls auf die Giftspritze. Das hat er im Voraus gewusst. Das muss ihm klar gewesen sein. Weshalb hätte er also mitmachen sollen? Weshalb hätte er widerstandslos alles tun sollen, was von ihm verlangt wurde? Dahinter muss eine verdammt wirkungsvolle Drohung gestanden haben, Helen. Und was ist das Einzige, das Barr zu verlieren hatte? Keine Frau, keine Kinder, keine Familie. Nur seine Schwester.«
    Helen Rodin sagte nichts.
    »Er hat Befehl, unter allen Umständen dichtzuhalten. Das liegt auf der Hand. Deshalb hat er nach mir verlangt. Das war gewissermaßen eine verschlüsselte Botschaft. Weil die Marionette nie über den Puppenspieler reden darf – weder jetzt noch später, weil die Bedrohung weiterhin existiert. Ich glaube, dass er bereit war, sein Leben für das seiner Schwester zu opfern. Womit Sie vor einem großen Problem stehen. Sieht der Drahtzieher Sie herumstochern, glaubt er natürlich, die Marionette habe nicht dichtgehalten. Deshalb dürfen Sie nicht zu Emerson gehen.«
    »Aber die Marionette hat geschwiegen. Das haben alles Sie rausgekriegt.«
    »Wir könnten eine Bekanntmachung in die Zeitung setzen. Aber würde uns jemand glauben?«
    »Was soll ich also tun?«
    »Nichts«, erwiderte Reacher. »Sie können gar nichts tun. Je mehr Sie James Barr zu helfen versuchen, desto sicherer erreichen Sie, dass Rosemary Barr deswegen ermordet wird.«
    Helen Rodin schwieg sekundenlang.
    »Können wir sie beschützen?«, fragte sie dann.
    »Nein«, antwortete Reacher. »Das können wir nicht. Wir sind nur zu zweit. Dazu bräuchten wir mindestens vier Männer und ein sicheres Haus. Das würde ein Vermögen kosten.«
    Helen Rodin kam hinter ihrem Schreibtisch hervor. Sie trat ans Fenster, blieb neben Reacher stehen und blickte auf die Plaza hinunter. Dabei legte sie ihre Hände leicht aufs Fensterbrett wie eine Pianistin auf die Tasten. Dann drehte sie sich um und lehnte sich an die Scheibe. Sie duftete zart nach irgendeiner teuren Seife.
    »Sie könnten versuchen, ihn aufzuspüren«, schlug sie vor.
    »Könnte ich das?«, fragte er ausdruckslos.
    Helen nickte. »Er hat einen Fehler gemacht. Er hat Ihnen einen Grund geliefert, der nicht mit James Barr zusammenhängt. Nicht direkt. Er hat diese Jungs auf Sie angesetzt. Daher haben Sie ein legitimes Interesse daran, ihren Auftraggeber zu finden. Ein unabhängiges Interesse. Sie könnten Jagd auf ihn machen, ohne dass er gleich vermuten würde, James Barr hätte ausgepackt.«
    »Ich bin nicht hier, um der

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