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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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dem Gerichtsgebäude vorbei. Er fand das Marriott mühelos, suchte sich in dessen Coffeeshop einen Ecktisch und richtete sich auf eine längere Wartezeit ein.
    Helen Rodin wollte Rosemary Barr in der Arbeit anrufen. Sie war nicht da. Diese Auskunft der Empfangsdame klang ein wenig verlegen. Also versuchte Helen es mit Rosemarys Privatnummer und erreichte sie nach dem zweiten Klingeln.
    »Sind Sie entlassen worden?«, fragte sie.
    »Unbezahlter Urlaub«, erwiderte Rosemary. »Auf meinen Vorschlag hin. Alle waren im Umgang mit mir befangen.«
    »Das ist schrecklich.«
    »Das ist menschlich. Ich muss mir etwas überlegen. Vielleicht sollte ich von hier wegziehen.«
    »Ich brauche eine Liste der Freunde Ihres Bruders«, sagte Helen.
    »Er hat keine. Wahre Freundschaft beweist sich in der Not, stimmt’s? Aber niemand hat ihn besucht. Keiner hat’s auch nur versucht. Niemand hat mich angerufen, um sich nach ihm zu erkundigen.«
    »Ich meine Freunde aus früheren Zeiten«, erklärte Helen. »Ich muss wissen, mit wem er sich getroffen hat, mit wem er zusammen war, wer ihn gut kannte. Vor allem neuere Freunde.«
    »Neue hat’s keine gegeben«, sagte Rosemary. »Meines Wissens nicht.«
    »Sind Sie sich da sicher?«
    »Ziemlich.«
    »Wie steht’s mit alten Freunden?«
    »Haben Sie ein großes Blatt Papier?«
    »Ich hab einen ganzen Schreibblock.«
    »Nun, den werden Sie nicht brauchen. Der Deckel eines Zündholzbriefchens würde reichen. James ist ein sehr selbstständiger Mensch.«
    »Er muss Kumpel haben.«
    »Es gibt ein paar, glaub ich«, sagte Rosemary. »Zum Beispiel Mike aus der Nachbarschaft. Sie reden übers Rasenmähen und Baseball, Sie wissen schon, Männersachen.«
    Mike , notierte Helen sich. Männersachen . »Sonst noch jemand?«
    Eine längere Pause.
    »Ein gewisser Charlie«, sagte Rosemary dann.
    »Erzählen Sie mir von Charlie«, bat Helen.
    »Von dem weiß ich nicht viel. Ich habe ihn nie richtig kennengelernt.«
    »Wie lange kennt James ihn schon?«
    »Jahre.«
    »Auch schon in der Zeit, als Sie noch bei ihm gewohnt haben?«
    »Er hat nie vorbeigeschaut, wenn ich zu Hause war. Ich habe ihn nur einmal gesehen. Er ist gegangen, als ich heimkam. Und als ich gefragt habe wer das war, hat James gesagt: Charlie – als wäre der Mann ein alter Kumpel.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Er ist klein. Hat komisches Haar. Wie eine schwarze Klobürste.«
    »Ein Einheimischer?«
    »Vermutlich.«
    »Was hat sie zusammengeführt?«
    Wieder eine lange Pause.
    »Schusswaffen«, antwortete Rosemary. »Beide haben sich für Waffen interessiert.«
    Charlie , schrieb Helen auf. Waffen .
     
    Donna Bianca benützte ihr Handy, um die Flugverbindungen zwischen Washington und Indianapolis zu erfragen. Sie wusste, dass es immer zur vollen Stunde einen Anschlussflug gab, der fünfunddreißig Minuten dauerte. Wer um sechzehn Uhr einen Termin im Gerichtsgebäude hatte, würde nicht später als um vierzehn Uhr dreißig ankommen wollen. Was bedeutete, dass man Indianapolis um vierzehn Uhr verlassen musste, nachdem man spätestens um dreizehn Uhr dreißig angekommen war, um von einem Flugsteig zum anderen wechseln zu können. Was bedeutete, dass man um elf Uhr dreißig, spätestens um aber zwölf aus Washington abfliegen musste. Was nicht möglich war. Der letzte Direktflug nach Indianapolis ging um neun Uhr dreißig. Es gab morgens eine Hand voll Flüge und abends eine Hand voll. Nichts dazwischen.
    »Sie kommt also um zwölf Uhr fünfunddreißig«, sagte sie. Emerson sah auf seine Uhr. Viertel vor zwölf.
    »Was bedeutet, dass Reacher bald hier aufkreuzen wird«, sagte er.
     
    Um elf Uhr fünfzig traf ein Kurierfahrer mit sechs großen Kartons mit den Kopien des Beweismaterials der Staatsanwaltschaft für die Verteidigung in Helen Rodins Gebäude ein. Die gesetzlich vorgeschriebene Offenlegung prozesswichtiger Unterlagen. Ein verfassungsgemäßes Recht. Der Kurier rief aus der Eingangshalle an, und Helen bat ihn, das Zeug heraufzubringen. Er musste zweimal mit seiner Sackkarre fahren und stapelte die Kartons im Vorzimmer. Helen quittierte die Zustellung, und er ging wieder. Dann öffnete sie die Kartons. Sie enthielten Unmengen von Papier in Aktenordnern und viele Fotos. Außerdem elf neue VHS-Kassetten, jede mit einem Etikett, dessen Nummer auf einer notariellen Bestätigung stand, dies seien exakte und vollständige Kopien der Überwachungsbänder aus dem Parkhaus, die eine unabhängige Firma angefertigt habe. Helen nahm sie alle

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