Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
fragte Cathy den Assistenzarzt. «Okay, Leute. Sehen wir mal, ob wir dieser Dame das Augenlicht retten können.» Sie blickte auf die Uhr. «Wir fangen um neunzehn vor neun an.»
Miller setzte die Maschinenpistole langsam zusammen. Er hatte jede Menge Zeit. Sie hatten die Waffe sorgfältig gereinigt und geölt, nachdem sie sie gestern nacht in einem Steinbruch dreißig Kilometer nördlich von Washington ausprobiert hatten. Sie würde seine persönliche Waffe sein. Er mochte sie jetzt schon. Es war eine Standardversion der Uzi, so klein, daß man sie am Körper versteckt tragen konnte. Wahrscheinlich würde das nicht nötig sein, aber Miller war ein Mann, der alles einkalkulierte. Er hatte am eigenen Leib erfahren, was passieren kann, wenn man das nicht tat.
«Ned?»
«Ja?» Eamon Clark, genannt Ned, hatte sich seit seiner Ankunft in Washington mit den Karten und Fotos vom Schauplatz seines Auftrags beschäftigt. Er war einer der erfahrensten Killer Irlands, einer der Männer, die die ULA letztes Jahr aus dem Gefängnis von Long Kesh herausgeholt hatte. Clark, ein attraktiver junger Mann, war gestern über das Gelände der Marineakademie spaziert und hatte das Tecumseh-Standbild fotografiert ... und Tor drei eingehend gemustert. Ryan würde hügelan fahren und ihm etwa fünfzehn Sekunden geben, um die letzten Anstalten zu treffen. Es würde Wachsamkeit und Geduld erfordern, aber Ned hatte beides. Außerdem kannten sie den Zeitplan ihres Opfers. Sein letzter Kurs würde an dem Tag um drei Uhr zu Ende sein, und er würde zu einer voraussehbaren Zeit zum Tor kommen. Alex parkte den Flucht wagen schon jetzt in der King George Street. Clark fand das nicht gut, behielt seine Bedenken aber für sich. Sean Miller hatte den Gefängnisausbruch, dem er seine Freiheit verdankte, geplant und geleitet. Dies war seine erste richtige Operation mit der ULA. Er fand, daß er ihnen Loyalität schuldete. Außerdem hatten ihn die Sicherheitsmaßnahmen der Marineakademie nicht beeindruckt. Ned Clark wußte, daß er nicht der gescheiteste Mann im Raum war, aber sie brauchten jemanden, der selbständig arbeiten konnte, und das konnte er. Er hatte es bis jetzt siebenmal bewiesen.
Vor dem Haus standen drei Autos, der Transporter und zwei Kombis. Den Transporter würden sie für den anderen Teil der Operation benutzen, und die Kombis würden sie alle zum Flughafen bringen, wenn die Operation beendet war.
Miller setzte sich in einen schwellend gepolsterten Sessel und ging die gesamte Operation im Geiste durch. Er machte wie immer bei solchen Überlegungen die Augen zu und stellte sich jeden einzelnen Abschnitt vor, um dann variable Größen einzukalkulieren. Wenn der Verkehr nun ungewöhnlich dicht oder ungewöhnlich spärlich sein würde. Wenn ...
Einer von Alex' Männern kam ins Haus. Er warf Miller eine Polaroidaufnahme hin.
«Pünktlich?» fragte Sean Miller.
«Kann man wohl sagen, Mann.»
Die Aufnahme zeigte Cathy Ryan, die ihre kleine Tochter an der Hand in ... wie hieß doch noch der blöde Kindergarten? Ja, Giant Steps, große Schritte. Miller mußte lächeln. Heute würden sie in der Tat einen großen Schritt tun. Er lehnte sich wieder zurück, schloß die Augen und überlegte weiter. Damit er ganz sicher sein konnte.
«Aber das war keine Bedrohung», wandte ein Student ein.
«Das stimmt. Das heißt, wir wissen es jetzt. Wie sah es jedoch für Spruance aus? Er wußte, wie viele Schiffe die japanische Flotte hatte. Wenn sie nun ostwärts gekommen wären , wenn der Befehl zum Abdrehen nicht erteilt worden wäre?» Jack zeigte auf das Diagramm, das er auf die Tafel gezeichnet hatte. «Sie hätten in etwa drei Stunden Kontakt gehabt. Wer hätte Ihrer Ansicht nach gewonnen, Sir?»
«Aber er hat seine Chancen für einen guten Schlag aus der Luft am nächsten Tag verdorben», beharrte der Student.
«Womit? Sehen wir uns doch mal die Verluste bei den Fliegern an. Welche Verluste hätte er Ihrer Ansicht nach zufügen können, wo alle Torpedofahrzeuge versenkt waren?» fragte Jack.
«Aber ...»
«Sie kennen doch die alte Redensart: Man muß wissen, wann man weggehen muß und wann es besser ist wegzulaufen. Jagdfieber ist schlecht für Jäger, aber für einen Admiral, der eine Flotte befehligt, kann es eine Katastrophe sein. Spruance betrachtete seine Informationen, analysierte seine Möglichkeiten und beschloß, es sein zu lassen. Eine sekundäre Überlegung war ... was?»
«Midway zu bestreichen?» fragte ein
Weitere Kostenlose Bücher