Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
Saratoga würde, mit einer Kampfeinheit von der Navy an Bord, Kurs aufs Mittelmeer nehmen und in wenigen Tagen nördlich vom Golf von Sidra sein. Wie üblich würde der Verband von einem sowjetischen Spionageschiff verfolgt werden, einem Fischdampfer, der keine Heringe, sondern Nachrichten sammelte und Informationen an die Libyer weiterleitete. Wenn der Träger nördlich von Tripolis war, würde er ein paar Maschinen in die Luft schicken, und gleichzeitig würde ein Agent der Franzosen die Stromversorgung einiger libyscher Radareinrichtungen sabotieren. Man rechnete damit, daß einige Leute in erhebliche Aufregung geraten würden, obgleich der Kommandeur des Trägerverbands keine Ahnung hatte, daß er etwas anderes durchführte als ein nächtliches Routinemanöver. Man hoffte, daß dasselbe französische Sonderkommando, das Lager 20 überfallen hatte, auch imstande sein würde, Lager 18 zu nehmen. Martin durfte Ryan nicht ins Bild setzen. Es gab nur rund zwanzig Leute bei der Agency, die in die Operation eingeweiht waren. Sie sollte in vier Tagen stattfinden. Ein hochkarätiger Falloffizier von der Einsatzabteilung arbeitete bereits mit den französischen Fallschirmjägern zusammen, die nach seinen Berichten ganz begierig waren, ihre Tüchtigkeit erneut unter Beweis zu stellen. Wenn alles gutging, würde die Terroristengruppe, die Morde in den Vereinigten Staaten und im Vereinigten Königreich begangen hatte, von den Truppen einer dritten Nation bestraft werden. Wenn die Operation erfolgreich verlief, würde sie eine neue und wertvolle Entwicklung im Kampf gegen den Terrorismus signalisieren.
Dennis Cooley machte Buchführung. Es war noch früh am Morgen. Das Geschäft war noch nicht geöffnet, und dies war die Tageszeit, in der er sich seinem Hauptbuch widmete. Es war nicht weiter kompliziert, denn er verkaufte nicht allzu viele Bücher. Nicht ahnend, wie sehr diese Gewohnheit dem Mann auf den Wecker ging, der die Geräusche abhörte, die von dem hinter einer Buchreihe versteckten Mikrofon übertragen wurden, summte er leise vor sich hin. Plötzlich hörte er auf zu summen, und sein Kopf ruckte hoch. Was war denn das ...?
Der kleine Mann sprang fast von seinem Stuhl, als er den beißenden Qualm roch. Er blickte sich im Raum um und sah dann zur Decke. Der Qualm kam aus der Lampe dort. Er rannte zum Schalter und knipste das Licht aus. Ein blauer Blitz schoß aus der Wand und verpaßte ihm einen elektrischen Schlag, der seinen Arm bis zum Ellbogen betäubte. Überrascht starrte er auf seinen Arm, bewegte die Finger und schaute dann zu dem Rauch, der jetzt offenbar schwächer wurde. Er wartete nicht, bis es ganz aufhörte zu qualmen. Im Hinterzimmer befand sich ein Feuerlöscher. Er holte ihn, legte den Sicherheitshebel um und richtete das Gerät auf den Schalter. Dort war kein Rauch mehr. Als nächstes stieg er auf seinen Drehstuhl und sah sich die Deckenlampe an, aber auch sie qualmte kaum noch. Der Geruch blieb. Cooley stand über eine Minute auf dem Stuhl, und seine Knie wackelten, da sich das Ding unter ihm bewegte. Er hielt den Feuerlöscher in der Hand und überlegte, was er machen sollte. Die Feuerwehr rufen? Aber es war gar kein Feuer da - oder? Alle seine wertvollen Bücher ... Er war in vielen Disziplinen ausgebildet worden, aber Brandbekämpfung gehörte nicht dazu. Er atmete schwer und fing an zu schwitzen, bis er zu dem Ergebnis kam, daß kein Grund zur Panik bestand. Er drehte sich um und sah drei Leute am Schaufenster, die ihn neugierig anstarrten.
Mit einem verlegenen Lächeln ließ er den Feuerlöscher sinken und machte eine Handbewegung zu den Zuschauern hin. Die Lampe war kaputt. Der Lichtschalter war kaputt. Das Feuer, wenn es denn ein Feuer gewesen war, war nicht mehr da. Er würde den Elektriker des Gebäudes anrufen. Cooley öffnete die Tür und erklärte den anderen Ladenbesitzern, was los war. Einer bemerkte, daß sämtliche Elektroinstallationen der Arcade gemeingefährlich seien. Das war etwas, woran Cooley noch nie gedacht hatte. Strom war Strom. Es ärgerte ihn, daß etwas so Selbstverständliches auf einmal nicht mehr selbstverständlich war. Eine Minute später rief er den Hausverwalter an, der ihm versprach, daß in einer halben Stunde ein Elektriker kommen würde.
Der Mann erschien vierzig Minuten später und entschuldigte sich, er sei durch den dichten Verkehr aufgehalten worden. Er blieb einen Moment vor den Regalen stehen und bewunderte die Bücher.
«Riecht so, als wäre eine
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