Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
es sein.»
Der Anführer faßte einen Entschluß. «Dann kannst du gleich heute nachmittag anfangen.»
«Und was ist es?»
O'Donnell erläuterte ihm die Sache.
«Ihr sechster Sinn ist anscheinend nicht schlecht, Doktor Ryan», sagte der Herr mit der randlosen Brille am nächsten Nachmittag. «Vielleicht sollte ich Sie für meine Sektion anfordern.»
Vor den Hütten stand ein kleiner dicklicher Mann, auf dessen schweißnasser, kahler Schädelplatte sich das Sonnenlicht brach. Lager 18 war der ULA-Stützpunkt.
«Ausgezeichnet», bemerkte Cantor. «Unsere britischen Kollegen haben uns diesmal sehr geholfen. Danke», sagte er zu dem Chefauswerter.
«Wann läuft die Operation?» fragte Ryan, als dieser gegangen war.
«Übermorgen früh, Ortszeit. Nach unserer Zeit gegen acht Uhr abends, glaube ich.»
«Kann ich in Echtzeit zusehen?»
«Vielleicht.»
«Dies ist ein Geheimnis, das schwer zu hüten ist», sagte er.
«Das sind die meisten guten Geheimnisse», entgegnete Cantor.
«Aber ...»
«Ja, ich weiß.» Jack zog sein Sakko an und Schloß seine Akten weg. «Sagen Sie dem Admiral, daß ich ihm was schuldig bin.»
Auf der Heimfahrt dachte Ryan darüber nach, was geschehen könnte. Er wurde sich bewußt, daß er ungefähr so erwartungsvoll und gespannt war, wie ... kurz vor Weihnachten? Nein, es war falsch, so darüber zu denken. Er fragte sich, was sein Vater vor einer wichtigen Festnahme nach langwierigen Ermittlungen gefühlt haben mochte. Er hatte ihn nie danach gefragt.
Vor dem Haus, gleich hinter dem fast fertiggestellten Swimmingpool, stand ein fremdes Auto. Als er ausgestiegen war, sah er, daß es Diplomatenkennzeichen hatte. Er ging hinein und fand drei Männer im Gespräch mit seiner Frau. Einen davon kannte er, aber er konnte ihn nicht gleich einordnen.
«Hallo, Doktor Ryan, ich bin Geoffrey Bennett von der britischen Botschaft. Wir haben uns ...»
«Ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Was können wir für Sie tun?»
«Ihre Königlichen Hoheiten werden in einigen Wochen die Staaten besuchen. Soweit mir bekannt ist, haben Sie eine Einladung ausgesprochen, als Sie in London waren, und sie möchten wissen, ob sie immer noch gilt.»
«Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?»
«Nein, das wollen sie nicht, Jack, und ich habe bereits ja gesagt», teilte seine Frau ihm mit. Sogar Ernie demonstrierte Vorfreude - indem er heftig mit dem Schwanz wedelte.
«Selbstverständlich. Richten Sie ihnen bitte aus, daß es eine große Ehre für uns wäre, sie hier zu begrüßen. Zum Dinner? Sehr gut. Wann?»
«Freitag, den dreißigsten Juli.»
«Abgemacht.»
«Ausgezeichnet. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn unsere Sicherheitsleute - und die Jungs von Ihrem Secret Service - nächste Woche eine Sicherheitsüberprüfung vornehmen?»
«Muß ich dann zu Hause sein?»
«Ich bin doch da, Jack. Ich hab' jetzt Urlaub, hast du das vergessen?»
«Oh, selbstverständlich», sagte Bennett. «Wann sollte das Baby kommen?»
«In der ersten Augustwoche - das könnte eventuell ein Problem sein», fiel es Cathy verspätet ein.
«Sie können sicher sein, daß Ihre Königlichen Hoheiten volles Verständnis haben werden, wenn etwas Unerwartetes geschieht. Und noch etwas. Dies ist eine private Angelegenheit, keiner der offiziellen Punkte des Besuchsprogramms. Wir müssen Sie bitten, es streng vertraulich zu behandeln.»
«Sicher, ich verstehe», sagte Ryan.
«Gibt es irgend etwas, das wir ihnen nicht vorsetzen dürfen?» fragte Cathy.
«Nein, nicht, daß ich wüßte.»
«Okay, das Ryansche Standardessen», sagte Jack. «Ich ... oh!»
«Ja?» fragte Bennett.
«Wir haben an dem Abend Gäste!»
«Ach ja.» Cathy nickte. «Robby und Sissy.»
«Können Sie ihnen nicht absagen?»
«Es ist eine Abschiedsparty. Robby - er ist Jagdflieger bei der Navy, wir unterrichten beide in der Akademie - wird zur Flotte zurückversetzt. Ob sie etwas dagegen hätten?»
«Doktor Ryan, Seine Königliche Hoheit ...»
«Seine Hoheit ist ein patenter Junge. Robby auch. Er war an dem Abend, als wir uns kennenlernten, auch da. Ich kann ihm nicht absagen, Mr. Bennett. Er ist ein Freund. Die gute Nachricht ist, daß Seine Hoheit ihn mögen wird. Er hat doch auch Jagdflugzeuge geflogen, nicht wahr?»
«Nun, ja, aber ...»
«Erinnern Sie sich an den Abend, als wir uns kennenlernten? Ohne Robby hätte ich es womöglich nicht überstanden. Hören Sie, dieser Junge ist Korvettenkapitän der US-Navy und fliegt zufällig eine
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