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Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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seid – wenn ihr einen Hund sucht oder nur ganz allgemein ausflippen wollt, hier ist euer Schrein? «
    Er richtete blutunterlaufene Augen auf mich und wiederholte: »Hund? Was für einen Hund?«
    Ich wusste, dass dies ganz leicht so weitergehen konnte, kürzte es ab, schnappte: »Wollten Sie zu mir?«
    Die Frage schien ihn aus der Bahn zu werfen, und er verschwand. Ich schob es auf das Wetter. Ein Gewitter – und die Irren kommen an die Oberfläche wie die Regenwürmer. Ein Revolverblatt lag auf dem Stuhl neben meinem, und ich warf einen Blick auf die Überschriften. Die Schlagzeile lautete: BRITNEYS 2. EHE ILLEGAL ! Das zog sich über den größten Teil der ersten Seite, und in einer Ecke stand ein kleiner Beitrag über die britische Geisel im Irak. Der Mann war zusammen mit zwei Amerikanern entführt worden, beide inzwischen geköpft. Bei ihm ging es jetzt buchstäblich um Kopf und Kragen. Seine Familie hatte Tony Blair um Hilfe angebettelt. Bevor ich auf Seite drei weiterblättern konnte, wo die Geschichte fortgesetzt wurde, war der Typ zurück, einen großen Whiskey in der zitternden Faust.
    Er sagte: »Tut mir leid, Mann. Ich musste mich erst mal, praktisch, zusammenreißen.«
    Er war vom Tremor geschüttelt. Wenn das zusammengerissen war, wollte ich ihn nicht erleben, wenn er gerade auseinanderfiel. Ich beschloss, die Kneipen zu wechseln. Die ganze verdammte Stadt wusste, dass ich bei Garavan’s zur Verfügung stand. Mich störte, dass er so sehr war wie ich, ich. Sein Zustand – so war ich so oft gewesen, und in meiner jetzigen Verkleidung war ich nur einen bis zwei Drinks von seinem Gelände entfernt.
    Er streckte die Hand aus. »Ich bin Eoin Heaton.«
    Ich nahm seine Hand. Sie war klitschnass geschwitzt, und nachdem ich meine Hand wieder für mich hatte, musste ich mich beherrschen, sie nicht abzuwischen. Ich spürte, wie ich mich mit einem Leidensgenossen identifizierte, aber ich wollte es nicht genauer wissen und ihn in netter Form wegschicken, als er sagte: »Ich bin wie Sie.«
    Scheiße.
    Als hätte er meine Gedanken gelesen. Ich rüstete mich zum Aufstehen. Ich brauchte diesen Kack wirklich nicht, und wenn er ernsthaft im Arsch war, tja, schade, Pech gehabt, alles, aber, hey, nicht mein Problem.
    Er sagte: »Ich war Polizist, und sie haben mich rausgeschmissen.«
    Ich setzte mich wieder hin, meine eigene traurige Karriere blitzte vor mir auf. Er fragte: »Haben Sie nicht einen Politiker gehauen, zackbumm aufs Maul?«
    Und so meinen ruhmreichen Abstieg in Jahre der Qual in die Wege geleitet.
    Beim Gedanken an meine Tat hatte sich sein Gesicht aufgehellt, das erste Zeichen von Vitalität bei ihm. Ich konnte sehen, dass er im Herzen ein anständiger Mensch war, mit einem Anflug von Naivität, aber von einer wesentlichen – wie heißt das Wort? – Güte, falls es so was auf einer Welt noch gibt, in der die irren Ehen eines Popstars mehr Pressewirbel machen als die bevorstehende Enthauptung eines Menschen.
    Ich sagte: »Doch, und ich bedaure da einiges.«
    Er wollte mir heftig beipflichten, fragte: »Es tut Ihnen leid, dass Sie ihn gehauen haben?«
    »Nein, es tut mir leid, dass ich ihn nur ein Mal gehauen habe.«
    Er lachte laut und leicht hysterisch, kriegte sich abrupt wieder ein, starrte mich an, fragte: »Was ist mit Ihrer Stimme?«
    Mir war bewusst, dass sie gutturaler war als gewöhnlich, als hätte ich Granit eingesaugt, und sie hatte mir seit einigen Tagen viel Schmerz bereitet.
    Ich sagte: »Wenn man tausend Zigaretten raucht und genug lausigen Whiskey trinkt, leidet die Diktion empfindlich.«
    Er war innerlich zerrissen – einerseits fand er es doof, dass er gefragt hatte, andererseits war er so nah an jemandem dran … auf den geschossen worden war. Seine Neugier behielt die Oberhand, und er fragte: »Wie war das, wenn Sie nichts dagegen haben, dass ich frage, wissen Sie, als … als Ihnen das passierte?«
    Was antwortet man da? Dass es Spaß gemacht hat, dass man deshalb um zwölf Uhr mittags nach unverdünntem Whiskey riecht oder dass man, wie die Ärzte warnten, an posttraumatischem Stresssyndrom leidet?
    Ich optierte für Flachhalten. »Hat mir den ganzen Tag ruiniert.«
    Er nickte, als könnte er es sich vorstellen.
    Konnte er nicht.
    Ich hatte nichts hinzuzufügen und fragte: »Was wollen Sie denn von mir?«
    Bekam ein nervöses Lächeln. Er sah sein nunmehr leeres Glas an, als wollte er sagen: »Wie ist das denn passiert?«
    Ich kannte das Gefühl.
    Er sagte: »Ich hol uns ein paar

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