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Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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frische Getränke.«
    Wäre mir eigentlich recht gewesen, und mit einem beglaubigten Suffkopp, der mir Gesellschaft leistete, hätte es ideal sein sollen, aber ich hatte meine Parameter.
    »Nein, nicht für mich, ich muss los.«
    Er war enttäuscht. Nicht gerade die erwartete Reaktion. Er sagte: »Können Sie mir helfen?«
    Ich mochte ihn, aber so sehr nicht.
    Ich sagte: »Machen Sie einen Entzug, wenden Sie sich an die Anonymen Alko–“
    Er schnitt mir das Wort ab, Entsetzen auf dem Gesicht, rief beinah: »Nicht die Art Hilfe, Heiland. Paar Tage im Bett, bisschen Paracetamol, bisschen was zu essen, bisschen Zeit, bis die Nachwirkungen nachlassen, schon geht’s mir wieder gut.«
    Ich dachte: »Träum weiter, Blödmann«, und wartete.
    Er setzte sich gerade auf, sagte: »Ich möchte das machen, was Sie machen. Wissen Sie, Sachen finden, an Fällen arbeiten.«
    Ich hätte ihm die Vorlesung halten können, ihm sagen, dass er sich einen Eimer Kummer einhandelte, aber als ich loslegen wollte, flehte er: »Jack, ich brauche einen Rettungsanker. Ich habe nichts, ich sterbe hier. Wenn Sie mir was geben, woran ich mich halten kann, komme ich wieder in Form. Ich brauche nur, praktisch, eine Fokussierung.«
    Und wieder einmal traf ich die falsche Entscheidung. Hätte ihn sich selbst überlassen sollen, aber er rührte mich, der Ausdruck in seinen Augen, dieser verzweifelte Schrei eines Verlorenen.
    Ich sagte: »Okay, ich werde Ihnen eine Starthilfe geben, und wenn Sie damit klarkommen, werden wir sehen, ob Sie mir vielleicht bei irgendwas anderem helfen können.«
    Er packte meine Hand, verströmte Dankbarkeit. »Sie werden es nicht bereuen.«
    Ich bereute es bereits, warnte: »Sie haben noch nicht gehört, was es ist. Gleich sind Sie vielleicht nicht mehr so dankbar.«
    Sein Gesicht drückte den festen Glauben aus, dass wundersame Begebenheiten kurz bevorstanden. Das ist das Resultat von Jameson auf leeren Magen – die Illusion, alles werde sich zum Guten wenden. Ich berichtete ihm vom Verschwinden der Hunde von Newcastle und dass man mich gebeten hatte, das zu überprüfen. Ich zog mein Notizbuch hervor, gab ihm die Adresse des Mannes, der mich um Hilfe gebeten hatte. Da sah er aus, als wäre ihm richtig schlecht – nicht nur die Übelkeit, die vom Saufen kommt, sondern die Übelkeit, die mit akuter Enttäuschung einhergeht. Er brauchte einen Moment, um die Information zu verarbeiten, und dann spuckte er fast: »Scheißhunde – Sie wollen, dass ich ein gottverdammtes scheißentlaufenes Tier suche?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich will überhaupt nicht, dass Sie was tun, das habe ich Ihnen bereits gesagt, aber Sie haben gesagt, Sie wären bereit, alles zu tun. Hier ist Ihre Gelegenheit, es zu beweisen.«
    Er rang die Hände, was, dachte ich, nur in Büchern vorkommt, und sagte: »Okay, ich werd’s versuchen, bestellt ist bestellt.«
    Er schien nur noch in Suffzusammenhängen zu denken, aber das merkte er natürlich nicht.
    Resignation klang in seiner Stimme, in seinen Augen spiegelte sich das Elend dieser Welt, also konterte ich: »Hey, hören Sie zu, Sie tun mir keinerlei Scheißgefallen. Wenn Sie was anderes laufen haben, nur zu, ich will Sie nicht von den guten Sachen abhalten.«
    Er war am Boden zerstört, sah mich mit dem Gesicht eines Fünfjährigen an, sagte: »Tut mir leid, Jack, ich … Ich werd mich sofort dranmachen.«
    Ich gab ihm meine Telefonnummern, und als er sitzen blieb, sagte ich: »Also ran. Meinen Sie, die Lösung des Falles kommt hier irgendwann über den Tresen gekrochen?«
    An der Tür sagte er: »Jetzt verstehe ich, was die gemeint haben.«
    Um ihn loszuwerden, fragte ich: »Ja, was war es?«
    »Dass Sie hart gekochte Eier haben.«
    Er war weg, bevor ich etwas erwidern konnte.
    Der Tresenmann kam herein, begann, die Gläser einzusammeln, fragte: »… sonst noch was bringen?«
    »Nein, alles bestens. Kennen Sie den Typ, der gerade gegangen ist?«
    Er wischte den Tisch ab, sagte: »Heaton? Vor dem müssen Sie sich in Acht nehmen.«
    »Weil er säuft?«
    Er lachte kurz und sah mich an, als fragte er sich, ob ich zu scherzen beliebte – als hätte der Kessel den Topf schwarz genannt. Er sagte: »Na ja, das auch, nein, ich meinte, dass er mal Polizist war. Einmal Scheißkerl, immer Scheißkerl.«

9
    Ein Säufer kniet vor dem Kreuz,
hat einen schlimmen Kater, sagt zum Heiland:
»Komm runter, lass mich ein Weilchen nach oben.«

N ach der Beerdigung von John Willis kapselte sich seine Familie ab.

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