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Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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hoch?«
    Gott, ich war so zornig, eine Wut, die mich zu verschlingen drohte.
    Der Arzt merkte es, sagte: »Das werden Sie selbst am besten wissen.« Und schritt davon.
    Ich weiß, es war unfair, aber, wie man so schön sagt, er stand gerade richtig. Ein Teil von mir wollte ihn zurückrufen, sich entschuldigen, aber, nein, ich ließ es bleiben.
    Draußen entrang sich mir ein Seufzer der Erleichterung, und ich brummelte mein altes vertrautes Mantra: »Dies schreit nach einem Drink.«
    Ich sah zum sich verfinsternden Himmel auf – der Sommer war eindeutig hinüber – und maulte den Gott an, dem ich nicht mehr traute: »Könnte ich nicht einfach einen Tag lang versacken – ohne Kater?«
    Ich kannte die Antwort bereits, aber manchmal stellt man die Frage nur, um sich bei Laune zu halten, bei schlechter Laune.

8
    Die Stationen des Kreuzwegs

I ch las Das ausbruchsichere Paradies von Bukowski – versuchte, es zu lesen. Mein Geist schweifte in hundert Richtungen, keine gute dabei. Wollte mich zur Konzentration zwingen, schaffte es nicht. Mein Kopf füllte sich mit Bammel wegen Wellewulst und Brustkrebs und Cody im Koma, und da sollte ich es mir bequem machen und schmökern?
    Konnte nicht klappen.
    Legte das Buch beiseite. Kein gutes Gelände für mich. Sah auf die Uhr – dreißig Minuten vor Kneipenöffnung. Irgendwie kriegte ich es einigermaßen auf die Reihe, sufftechnisch, obwohl der Drang zuzuschlagen mir immer stärker auf die Pelle rückte. Das Radio war an, spielte einzelne Titel von Elvis Costellos neuem Album The Delivery Man, auf dem ein irrwitziges Duett mit Lucinda Williams und nebenher ein förmlicher Aufstand rau polternder Gitarren zu hören sind, dann »Heart Shaped Bruise« mit meiner Langzeitfavoritin Emmylou Harris. Alles, was man wissen muss, steht im Titel, herzförmiger blauer Fleck, und der Song trat, was ich an zerfetzten Sehnsüchten noch in mir haben mochte, endgültig mit Füßen, da half kein Klammern. Ich stand auf, stellte die Musik ab. Irgendwann ist Schluss mit der Seelenpein, sonst sucht man sich gleich einen Strick.
    Sah aus dem Fenster: Ein kleines Gewitter baute sich auf, während Amerika den dritten Hurricane in drei Wochen abbekam. Dieser, passenderweise Ivan genannt, nahm Richtung auf New Orleans, und ich nahm Richtung auf die Kneipe. Meine eigenen Wirbelstürme. Zog meinen Allwetter-Polizeimantel an, Artikel 8234. Sie schrieben mir immer noch Briefe, versuchten, ihn zurückzukriegen.
    Träumt weiter, Scheißkerle.
    Ein leichter Schweißfilm auf der Braue, als ich den Eyre Square überquerte. Und aus reiner Freude an der Sache ging ich in die Eglington Street. Sie liegt etwa fünfzehn Minuten von meiner Wohnung. Ich kürzte hinten am Eyre Square ab und stieß dann von Westen her rüber. Früher stand hier der Löwenturm, bekannt als die Bastion, später zog dann die Polizei her.
    Von dort aus kann man in die Francis Street einbiegen, und da gibt es den besten Gemüsehändler der Stadt. Seetang kriegt man da zu kaufen, bekannt als Crannog, der angeblich alle Gebrechen heilt. Ich habe ihn mal gegen Kater ausprobiert, und danach war mir schlecht wie vierzig Hunden, aber den Tang kann man dafür wirklich nicht verantwortlich machen. Amerikaner waren von dieser »Naturkost« fasziniert und wussten nie so ganz, ob wir’s ernst meinten.
    Ich auch nicht. Ich finde, Seetang gehört an den Strand, angeschwemmt und vergessen.
    Die Barmherzigen Schwestern hatten hier eine Schule, die von Nora Barnacle und meiner Mutter besucht wurde, obschon, natürlich, nicht zur selben Zeit. Um es mit den Worten meiner Mutter zu sagen, war Nora ein »schamloses Flittchen«.
    Die erste und einzige Äußerung zu irischer Literatur seitens meiner verbitterten Mutti. Sie glaubte, wie viele ihrer Generation, Joyce sei ein »Schreiber schiersten Schunds und Schmutzes« gewesen.
    Ich ging diese Straße rasch entlang, da mir Erinnerungen an meine Mutter nicht die liebsten sind, und bog in die Cross Street. Die mag ich, hier ist die Redaktion der Connacht Tribune, und wenn Sie Lokales wissen wollen, dann ist das die Zeitung, die Sie brauchen. Angenehme Ausstrahlung hier, und etwas weiter, parallel zur Shop Street, ist samstags der Wochenmarkt. Aber genau, es heißt, das soll alles abgerissen werden, und der Markt soll weg. Die Galwayer oder Galwegianer würden eher sterben, als das den Arschgesichtern durchgehen zu lassen.
    Hoffe ich.
    Ich kam an die Nikolaikirche, wo Columbus angeblich gebetet hat, bevor er

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