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Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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Impuls verspürt, sich um ihn zu kümmern. Sie musste sich immer wieder fragen, ob er wohl an sie gedacht hatte, als sie ihm diese Nägel durch die Hände hämmerten?
    Trost fand sie nur, wenn sie nach Salthill fuhr, einfach so dasaß – den Ozean ansah. Es beruhigte sie, sie wusste nicht, warum, linderte einfach die Qual, die sie im Herzen trug.
    Donnerstagabend, wieder saß sie dort, parkte in der Nähe des alten Ballhauses. Ihre Eltern hatten hier einst zu den Klängen der Showbands getanzt. Vor der Tragödie hatte ihr Vater die Namen der Bands aufgesagt wie einen Rosenkranz, mit sichtlichem Behagen kamen ihm diese Namen aus dem Mund: Clipper Carlton, Regal, Miami, Brendan Bowyer mit seinem berühmten Tanz, dem Hucklebuck. Einmal hatte er mit ihrer Mutter diese spezielle Absonderlichkeit demonstriert. Der Tanz bestand darin, dass man mit beiden Fußen schurrte und sich dazu bewegte, als würde man von einem Windhund in den Arsch gebissen. Sie hatten sich alle schlapp gelacht, und ihre Mutter hatte, mit tiefer Wärme, gesagt: »Ihr mögt lachen, aber dieser Tanz hat das Land wild gemacht.«
    Maria hätte ihre Seele gegeben, um wieder in der Küche sein zu können, ihre Eltern zu beobachten, schweißüberströmt, die Gesichter entzückt, und ihre Brüder, lächelnd, obwohl sie versuchten, unbeeindruckt zu wirken.
    Es wurde ans Autofenster geklopft. Sie sah ein Mädchen mit wildem Haar, die Augen schwer mit Mascara zugekleistert und schwarz gekleidet, dahinter ein junger Mann. Das Mädchen war ein – wie wurden sie genannt? – Grufti? Gothic?
    Maria kurbelte das Fenster herunter, fragte sich, ob sie Geld wollten. Das Mädchen sagte mit englischem Akzent: »Tut mir schrecklich leid, Sie zu belästigen, aber wir haben Informationen über Ihren Bruder.«
    Das traf Maria unvorbereitet, und als das Mädchen die Tür öffnen wollte, ließ Maria es geschehen. Das Mädchen setzte sich auf den Beifahrersitz, und der Mann – eher Junge – stieg hinten ein. Maria wusste ihn nicht gern hinter sich.
    Das Mädchen lächelte beruhigend und sagte: »Es muss sehr hart für Sie gewesen sein, so entsetzlich, wie John gestorben ist. Er muss furchtbar gelitten haben.«
    Maria dachte, sie hörte einen leichten Spott in den Worten, und die Augen des Mädchens, sie waren eindeutig … bösartig. Sie begann, ihre Unbesonnenheit zu bedauern, sie hätte die beiden nicht so einfach einsteigen lassen sollen.
    Das Mädchen sagte: »Trauer, die kann einen umbringen, stimmt’s?«
    Maria sah durch die Windschutzscheibe, aber niemand war unterwegs. Der Abend war kalt, und die üblichen Spaziergänger waren zu Hause geblieben.
    Sie fragte: »Sie sagten, Sie hätten Informationen über … John?« Die bloße Erwähnung seines Namens schmerzte.
    Das Mädchen wühlte in einer Handtasche. Sie zog ein Feuerzeug hervor und fragte: »Sie rauchen?«
    Und der Junge packte Maria von hinten, hielt sie fest wie in einem Schraubstock.
    Das Mädchen brachte einen kleinen Kanister zum Vorschein und begann Maria mit Benzin zu begießen, wobei sie sagte: »Bisschen Feuchtigkeit kann dir nicht schaden, Mädel.« Dann ließ sie das Feuerzeug aufflammen, öffnete die Tür, sagte, ein Lächeln auf den Lippen: »Jetzt kochst du aber«, und berührte Marias Jacke mit der Flamme. Sofort machte es Whuuusch, und Maria hätte schwören können, dass sie den Jungen sagen hörte: »Tut mir echt leid.«
    Sie waren schon die halbe Promenade runter, als die Flammen den Tank erreichten. Die Explosion klang unerträglich laut.
    Das Mädchen vollführte einen kleinen Ballettschritt und brüllte:
    »Prima Abgang, Mädel.«

12
    Wie die Flamme sich entzündet …

D ie Augen des Mädchens öffneten sich. Sie war eingenickt und wachte nun schlagartig auf. Sie nahm die Umgebung in sich auf, dies grässliche Zimmer im krassen Gegensatz zum gepflegten Haushalt, den ihre Mutter geführt hatte. Und klamm, das ganze Haus stank klamm. War das irische Wetter schuld? Nein, nur ein geiziger Hausbesitzer.
    Ein leichtes Lächeln kräuselte ihre Lippen, als sie dachte: »Könnte auch ihn mit der Flamme bekannt machen.«
    Noch während sie es dachte, roch sie Rauch, irgendwo brannte etwas, nicht weit entfernt, und sie ließ es zu, dass der Duft sie verschlang, sie erhob.
    Sie war entzückt und stieß eine Reihe von Kicherlauten aus, bevor sie die Arme um ihren dünnen Körper schlang, sich selbst mit der schlichten Tatsache umarmte, dass sie jetzt zweimal getötet hatte. Es gab ihr einen solchen

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