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Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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ausgehen, dass sie nicht von der Falleri-fallera-Sorte waren. Waren sie nie.
    Davon zeugten die pitschnassen Laken, als ich aufwachte. Normaler Betrieb.
    Während ich schlief, hatten sie Eoin Heatons Leiche aus dem Kanal gefischt. Seine Tage der Ermittlungen in Hundesachen waren vorüber.

16
    »Wenn man ein Kreuz in der Tasche trägt,
kann einem kein Leids geschehen.«
    Irischer Priester in seiner Predigt
    (Kommentar eines Kirchgängers: »Es ist nicht das Kreuz in seiner Tasche,
vor dem wir uns in Acht nehmen müssen.« )

A ls ich zu mir kam, war mein erstes Gefühl Erleichterung, weil ich nicht getrunken hatte. Dann sah ich auf die Uhr, und mir wurde mit Entsetzen klar, dass ich fast achtzehn Stunden lang weg gewesen war, und … ich hatte Hunger.
    Meine rechte Hand pulsierte vor Schmerz, aber nicht so schlimm wie erwartet. Der Typ in der Gasse, wie mochte es dem gehen? Ich duschte, machte mir einen Arschtritt-Kaffee und zog mir ein weißes Hemd, saubere Jeans und ein Tweedjackett an, das ich im Wohltätigkeitsladen gekauft hatte. Es war mit Lederflicken an den Ärmeln, und wenn ich eine Pfeife gehabt hätte, wäre ich als Figur aus einem Roman von John Cheever oder als Professor auf der schiefen Bahn durchgegangen. Während der Rasur riskierte ich einen Blick auf meine Augen im Spiegel. Es waren nicht die Augen eines Killers, aber das gibt’s sowieso selten. Mörderische Schweinehunde, die ich kennengelernt hatte – und ich hatte überdurchschnittlich viele kennengelernt –, fielen stets durch richtig nette Augen auf.
    Ich hörte kurz Nachrichten, und sie erwähnten einen Mann, der in einer Gasse gefunden worden war, Opfer eines Raubüberfalls, derzeit auf der Intensivstation. Seufzte ich vor Erleichterung?
    Nein.
    Ging vor die Tür, meine inzwischen übliche Strecke hoch auf den Platz, um zu sehen, welche Fortschritte die Renovierungsarbeiten machten.
    Gar keine.
    Richtung Stadtmitte abgebogen, an Fallers Laden vorbei, mit einem Schmerzlein des Bedauerns die Reihen goldener Claddagh-Ringe angestarrt, dann über die Straße und ins Eyre Square Centre. Da haben sie ein Restaurant, wo immer noch Herzinfarkt-Fraß serviert wird – Gebratenes, tonnenweise Cholesterin und keine Ermahnungen. Ich bestellte das Tagesgericht, einmal mit allem, die gesamte Verklumpe-deine-Arterien-Sauerei: kleine Bratwürstchen, zwei normal fette Würste, Blutpudding, gebratenes Ei, reichlich Toast, Kanne Tee. Bekam hinten einen Tisch und hatte halb aufgegessen, als meine Nemesis erschien.
    Pater Malachy.
    Er fragte nicht, ob er sich zu mir setzen darf, setzte sich einfach hin, klagte an: »Wo warst du?«
    Ich war mitten an der zweiten Wurst dran und brauchte eine Sekunde zum Antworten. Malachy, um ein schweres Wortspiel anzubringen, glomm vor Wut, weil er nicht rauchen durfte. Hier hatten wir einen Wahnsinnigen, der morgens gegen vier den Rauchalarm auslöste. Das Leben war für ihn schlicht eine Irritation zwischen zwei Zigaretten. Er hatte die Blässe des Rauchers, das tief in Falten gelegte Gesicht und das leichte Keuchpfeifen, das fast wie Gesumm klang.
    Ich beschloss, die Wahrheit zu sagen, nichts, woran die Kirche sich bisher gewöhnt hätte.
    »Ich habe geschlafen.«
    Er war wütend, spie: »›Ausgeschlafen‹ trifft es wohl eher.«
    Ich ließ mich von dem Blödmann nicht aufregen. »Ich trinke nicht.«
    Er schnaubte. Es kam durch seine Nasenlöcher und war kein schönes Geräusch, besonders, wenn man ein halbes Frühstück intus hatte.
    Er sagte: »Du hast die Beerdigung verpasst. Dein Freund wurde begraben, und du hast dir nicht mal die Mühe gemacht, deinen Arsch aus dem Bett zu hieven?«
    Ich hielt meine Stimme ausgeglichen, während ich mir eine Tasse Tee einschenkte.
    »Ich wurde gebeten, nicht anwesend zu sein.«
    Er ließ ein Kichern frei – ein Kichern des Entzückens?
    »Ja, beim Heiligen aber auch – von einer Beerdigung ausgeschlossen, du bist ja wirklich ganz was Besonderes.«
    Ich spürte, wie mich die Toleranz verließ, aber nein, ich ließ mich nicht aufregen.
    Ich fragte: »Wie ist es denn gelaufen?«
    Er machte mich nach: »Ge laufen? Die Eltern waren am Boden zerstört, und die Schwester, das arme Geschöpf, war völlig fertig.«
    Ich war überrascht, fragte: »Er hatte eine Schwester?«
    Das behagte ihm sehr.
    »Heiland, der arme Bursche hat mit dir gearbeitet, und du wusstest nicht einmal, dass er eine Schwester hatte. Ist das nicht wieder typisch Taylor, typisch Mr Egoistisch, typisch Mr

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