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Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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Zen-Zitat, das.

17
    »Wer immer strebend sich bemüht,
den können wir erlösen.«
    Goethe

D as Mädchen plante, zur Beerdigung des Mädchens zu gehen, das sie verbrannt hatte.
    Der Vater hatte davor gewarnt, gesagt: »Die werden jetzt an der Sache dran sein. Es kann nicht mehr lange dauern, bis sie den Fall durchschauen.«
    Das Mädchen fragte sich, ob sein Engagement nachließ. Er fing an, alt auszusehen, und stöhnte ständig über Schmerzen in der Brust. Was erwartete er denn, scheißenochmal? Sie brachten Leute um – erwartete er sich davon den Jungbrunnen? Und der Bruder war ein Versager, winselte, als wäre er dazu geboren. Tat, was er am besten konnte – schmollte, wie die meisten Männer.
    Sie sagte: »Wir wollten, dass sie leiden. Was hat es für einen verdammten Sinn, wenn wir sie nicht leiden sehen?«
    Heiland, was fehlte denen denn?
    Der Bruder sagte: »Ich finde, wir sollten uns bedeckt halten.«
    Das Mädchen schaltete sich ein, sagte in kaltem, bemessenem Ton: »Rory, wisst ihr noch?« Sie hielt inne, stellte sicher, dass sie die ungeteilte Aufmerksamkeit der beiden Männer hatte, sagte dann: »Der, der Mum umgemangelt hat wie ein Tier, dann abgehauen ist, sie in Qualen am Straßenrand hat sterben lassen. Sollen wir den ungeschoren davontanzen lassen?«
    Sie waren angemessen beschämt.
    Dann sagte der Bruder: »Der kommt nicht zurück. Da müsste er verrückt sein.«
    »Seine ganze Familie wurde ausgelöscht. Sogar ein Schwein wie er muss hingehen.«
    Mir wurde meine Hörhilfe eingepasst. Sie war kleiner, als ich erwartet hatte, weniger auffällig, ich hatte aber trotzdem das Gefühl, seltsam zu wirken.
    Ich fragte den Spezialisten: »Sieht man das Ding?«
    Er lächelte.
    »Kommt drauf an, wonach man Ausschau hält.«
    Auch noch zu allem Überfluss ein Philosoph.
    Ich schnappte: »Ich will nicht … Sie wissen schon … schwächlich wirken.«
    Er lachte. »Ich glaube wirklich nicht, dass man dafür die Hörhilfe verantwortlich machen kann.«
    Irland – jeder hat das Gefühl, er kann ganz frei von der Leber weg, einfach raus damit. Wenn es richtig um was geht, lügen diese Mistkerle nie. Außer natürlich, man braucht wirklich die Wahrheit.
    Ich starrte ihn an. Er hatte schönes, volles Haar, also fragte ich: »Ist das ein Tipi, ein Topos oder ein Toupet? Nur eine Antwort ist richtig.«
    Er war entsetzt, versuchte: »Ich bin nicht sicher, ob ich verstanden habe, was Sie meinen.«
    »Klar sind Sie sicher. Eine Perücke.«
    Er berührte sein Haar und sagte: »Das ist mein eigenes Haar.«
    Auf dem Weg nach draußen sagte ich: »Die meisten würden Ihnen glauben.«
    Als ich die Rechnung sah, tat mir meine Leichtfertigkeit sehr leid.
    Die Verbände waren von meinen Händen runter, aber man sah die Striemen, blauen Flecken an den Knöcheln, und sie taten weh, aber das war ein vertrautes Gefühl. Wellewulst hatte mir weitere Infos über King, den Lagerhaus-Typen, gegeben, und ich zog meinen besten Wohltätigkeitsladen-Anzug an, fügte weißes Hemd und dunklen Schlips hinzu und war ausgehfertig.
    Einschließlich Hummeln im Arsch. Kampfhummeln. Ich hatte ein paar Dokumente gefälscht. Zwischen Internet und Copyshop konnte man so ziemlich jede Akkreditierung kreieren, nach der einem der Sinn stand. Ich steckte meine in ein kleines schwarzes Lederetui und übte das rasche Aufklappen desselben. Ich sah aus wie ein verkrachter FBI -Agent und konnte nur hoffen, dass man die Hörhilfe auf eine dienstwaffenbedingte Schädigung des Innenohrs zurückführte.
    Kings Lagerhaus war riesig, und es herrschte eine Atmosphäre heftigen Treibens. Jede Menge Lastwagen kamen und fuhren wieder weg. Das Geschäft blühte, aber war es auch, wenn das Wort erlaubt ist, koscher? Eine Empfangsdame Anfang zwanzig begrüßte mich wärmstens.
    Ich klappte meinen Identitätsnachweis auf, sagte: »Gesundheitsamt, ich möchte Mr King sprechen.«
    Es ist mir ein stetiger Quell des Erstaunens, wie jede Art offiziellen Dokuments die Menschen beeindruckt.
    Auch die Empfängerin war entsprechend baff und sprach: »Ich klingle ihn kurz an, damit er weiß, dass Sie da sind.« Dann, mit beunruhigtem Stirnrunzeln: »Ist doch aber alles in Ordnung, oder?«
    Ich beließ meinen Gesichtsausdruck auf »neutral«.
    »Um das herauszufinden, bin ich hier.«
    Sie sprach kurz ins Telefon, gab dann bekannt: »Mr King erwartet Sie. Gehen Sie einfach hinein.«
    Ich sagte: »Verlassen Sie die Stadt nicht.«
    Freud hat gesagt: »Das Gefährlichste auf der Welt

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