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Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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Flugzeug zu sehen, wenn all das hinter mir lag. Milderte den Aufruhr puren Hasses nicht, und ich schwor: »Bevor ich abreise, mach ich dich alle, Mädchen, ich schwöre bei allem, was heilig ist, und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Ich werde deinen galoppierenden Wahnsinn zum Halten bringen.«

20
    »Ein Kreuz bietet zwei Möglichkeiten:
Man kann drangenagelt werden …
oder sich drauflegen, freiwillig.«
    Irischer Spruch

I ch brauchte Schutz.
    Gail würde es bestimmt wieder versuchen, und dann im Ernst. Da war ich doch lieber gewappnet, und wenn ich es mit der ganzen Familie aufnehmen musste, zumindest mit Gail und ihrem Vater, genügte allein die richtige Einstellung gewiss nicht. Wenn man heutzutage in Galway eine Knarre kaufen will, hat man die Qual der Wahl. So viele verschiedene Nationalitäten hier, dass Waffen immer üblicher werden. Man geht in die Kneipen, die Hintergassen, da dauert es nicht lang, bis man an Dope, an Huren kommt, alles, was das Herz begehrt.
    Ich ging in eine Kneipe in Salthill, nicht unbedingt meine Wunschpinte. Sie liegt etwas abgelegen und sieht schmutzig aus. Sie ist schmutzig und hat sich einen neuen Ruf als Umschlagplatz erworben, man kriegt dort, heißt es … alles.
    Ein Osteuropäer namens Michail, der, je nach Tagesform, Russe, Kroate, Rumäne und anderes war, was ich nicht aussprechen konnte, hielt an einem Tisch beim Fenster Hof. In einem Monat war er wieder woanders, aber im Augenblick lag der Treffpunkt beim Ozean. Ich kannte ihn, zwar nicht gut, aber doch so gut, dass er nichts dagegen hatte, als ich fragte: »Kann ich Ihnen einen ausgeben?«
    Er hatte diesen kurzen Haarschnitt, den wir Korea-Peitsche zu nennen pflegten, ein langes, narbendurchfurchtes Gesicht und Augen bar jeden Ausdrucks. Er war dünn wie Hungersnot, und sein Alter bewegte sich in dem Bereich zwischen Ende vierzig und üble fünfzig. Er sagte, ein einfacher Wodka wäre höchst willkommen. Ich holte ihm einen und mir eine Diät-Pepsi, setzte mich zu ihm.
    Er sah mein Getränk an, fragte: »Sie nicht trinken Coca Cola?«
    Was, Kacke auch, ging ihn das an?
    Ich sagte: »Ich mache Diät.«
    Er sah prüfend meine Hände an. Die Schnitte und Blutergüsse heilten, waren aber noch sichtbar, und er fragte: »Straßenkämpfer?«
    Wenn ich die Knarre kaufte, schoss ich ihn vielleicht tot.
    »Unfreiwillig.«
    Richtige Antwort. Er fand sie ganz toll, lachte laut, stellte dabei vergammelte Zähne mit glänzenden Stellen – Gold? – zur Schau. Ich beschloss, ihn nicht weiter zu erheitern.
    »›Street Fighting Man‹ – ein Song von Rolling Stones. Sie mögen, ja?«
    Klar, mein Lieblingssong.
    Ich sagte: »Mein Lieblingssong.«
    Weiteres Gelächter, Scheiße, und dann klagte er mich an, leichthin: »Sie machen Witz mit mir, habe ich recht?«
    Und ich war schlau genug zu beteuern: »Aber nicht über Sie.«
    Er nickte. Kein Zweifel, wir waren füreinander geschaffen.
    Dann fegte er sich den Wodka auf einen Sitz rein, fragte: »Was kann ich Ihnen besorgen, Herr Straßenkämpfer?«
    Sein Handy klingelte, aber er ignorierte es, sagte: »Bitte, in mein Büro zu kommen.«
    Ich folgte ihm nach draußen, und weiter neben die Kirche von Salthill.
    Er hatte einen verbeulten Lieferwagen, schloss ihn auf, bat: »Bitte, mir zu folgen.«
    Wir stiegen ein, er griff in den hinteren Teil, holte ein schweres Tuchbündel hervor und wickelte es auf, sodass eine Glock, eine Beretta und eine Browning Automatik zum Vorschein kamen. Guns »R« Us. Dass sein Büro direkt neben der Kirche lag, ergab im Irland unserer Tage einen ganz eigenen Sinn.
    Ich fragte: »Haben Sie keine Angst, dass die Karre gestohlen wird?«
    Wieder legte er diese Zähne frei, knurrte, ich schwör’s, und sagte: »Wer wird mir etwas stehlen?«
    Als wüsste ich so was.
    Um ihn abzulenken, fragte ich nach dem Preis der Glock, und sie war teuer.
    Ich sagte: »Die ist aber teuer.«
    Er zuckte die Achseln, als wollte er sagen: »Wem sagen Sie das.«
    Komplett geladen kostete sie noch mehr, als ich erwartet hatte, aber was soll’s, ich konnte schlecht im Branchenfernsprechbuch nachsehen.
    Ich fragte: »Woher wissen Sie, dass ich kein Polizist bin?«
    Geräumiges Lachen. »Sie?«
    Ich bat ihn nicht, das zu vertiefen.
    Er zeigte auf meine Hörhilfe.
    »Sie hören nicht so gut?«
    »Ich höre, was wichtig ist.«
    Das interessierte ihn.
    »Wie Sie merken Unterschied?«
    Gar nicht, aber ich beschloss, ihn weiter zu pflegen.
    »Es geht nicht um das, was gesagt wird, sondern

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