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Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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die Hörhilfen, klar.
    Ich stellte die Lautstärke höher und sagte: »Lauter.«
    »Wir wissen es nicht.«
    Ich lehnte mich zurück, ließ das zwischen uns erst mal stehen, sagte dann: »Was für eine Truppe. Ich gebe euch genug Beweise, um eine ganze Familie von Psychos hochgehen zu lassen, und ihr unternehmt nichts. Ihr habt Indizien, um die Person zu verhaften, die versucht hat, mich zu erschießen, und ihr könnt sie nicht finden. Wie kommt ihr Burschen eigentlich heutzutage mit dem Straßenverkehr zurecht?«
    Sie sagte das Schlimmste, was sie sagen konnte, sie sagte: »Ich verstehe Ihre Frustration.«
    Ich sprang auf – soweit man mit einem schlimmen Bein aufspringen kann –, sagte: »Einen Scheißdreck verstehen Sie.«
    Und stürmte hinaus.
    Ich musste etwas tun, also konzentrierte ich mich auf das schwache Glied der mörderischen Familie: den Bruder Sean.
    Laut der Information, die Keegan geschickt hatte, schien er sich ausschließlich für Musik zu interessieren, weshalb ich mit einer Überwachung der Plattenläden und Musikalienhandlungen begann. Langweilige, frustrierende Arbeit, aber ich hatte sonst nichts zu tun.
    Drei Tage dieser anödenden Tätigkeit, und ich wollte es schon lassen, aber dann dachte ich, ich hätte ihn gesehen. Ganz in der Nähe der Dominic Street, als er in einen Laden ging, wo sie gebrauchte Gitarren verkaufen. Er bewunderte gerade eine, die an der Wand hing, als ich mich hinter ihm aufbaute.
    »Schönes Instrument.«
    Er fuhr herum. »Kenne ich Sie?«
    Und plötzlich machte es Klick, und das Foto war, wo es hingehörte, das quälende Gefühl, dass ich ihn kannte. Er war der Grunge-Bubi, der jeden Kurt-Cobain-Ähnlichkeitswettbewerb gewonnen hätte, aus dem Coffeeshop im Einkaufszentrum am Eyre Square.
    Seine Augen erhellten sich plötzlich, jetzt erinnerte er sich auch an mich. Er versuchte, an mir vorbeizudrängeln, und ich packte seinen Arm, nicht sanft, ich konnte die stockdünne Sehne fühlen, und drückte.
    »Hey, das tut weh.«
    Ein stämmiger Typ hinterm Ladentisch hob den Kopf und fragte: »Gibt es ein Problem?«
    Ich sagte zu Sean: »Ich habe mit Ihrer Schwester gesprochen. Wollen Sie, dass ich dem Typ die Sache mit der Kreuzigung erzähle, oder wollen Sie mit mir einen Kaffee trinken? Wir können über Ihre Band reden.«
    Er befreite seinen Arm und ging Richtung Ausgang.
    Ich sah den Ladentischmenschen an, zeigte auf die Gitarre, sagte: »It’s only Rock and Roll.«
    Sean stand draußen. Ein Schweißfilm bildete sich auf seiner Stirn, aber er rieb sich die Hände, als wäre ihm kalt.
    Ich sagte: »Das Galway Arms, die machen guten Kaffee, und wer weiß, wenn Sie sich gut benehmen, haben die sogar ein klebriges Teilchen.«
    Als wir uns auf den Weg machten, sagte er: »Ich mag keine süßen Sachen.«
    Heiland, fast hätte ich gelacht.
    Der Besitzer begrüßte mich mit großer Wärme, und Sean sagte mit höhnischem Lächeln: »Kennen hier jeden, was?«
    Sein Akzent war viel mehr Brixton als bei seiner Schwester – ihr Tonfall hatte eine intellektuelle Politur verpasst gekriegt. Ich nehme an, wenn man sich neu erfindet, ist ein frischer Akzent das geringste der Probleme.
    Ich sagte: »Die Sache ist nämlich die, Kumpel, dass ich Sie kenne.«
    Der Besitzer brachte eine Kanne Kaffee und Tassen und sagte: »… bekomm’s.«
    Sean wartete, bis der Typ weg war, sagte dann: »Sie kennen mich nicht.«
    Er holte Zigarettenpapier und Tabak hervor und begann, sich eine zu wickeln.
    »Hier darf man nicht rauchen, das ist gegen das Gesetz. Sie sind lange genug hier, um das zu wissen.«
    Er packte sich den Tabak in die Jacke, sagte: »Blödes Scheißgesetz.«
    Ich lächelte. »Und das Gesetz gilt natürlich nicht für Sie oder Ihre Familie, stimmt’s?«
    Ich schenkte den Kaffee ein, sah ihn an. Er hatte die Körpersprache eines geprügelten Hundes, führte sein Leben, indem er auf die nächste Tracht wartete, und zu warten brauchte er nie lange. Und ich war lediglich einer von vielen Prüglern. Sein Gesicht war von Akne gesprenkelt, und seine Lippen waren aufgesprungen, wund, weil er sie ständig nervös leckte. Er hatte feine, zerbrechliche Hände. Wer weiß, vielleicht hätte er Musiker werden können. Dazu würde es nun nicht mehr kommen.
    »Ich glaube, Sie sind nicht mit dem Herzen bei diesem … Gig. Sie haben sich einfach mitreißen lassen, und nun raten Sie mal. Wenn es anfängt, Dünnschiss zu regnen, wer steht dann ohne Schirm da? Gaaanz bestimmt nicht Ihr Fräulein

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