Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
Vom Netzwerk:
würde anrufen. Ich dankte ihr für ihre Fürsorglichkeit und hörte mich an wie ein undankbares Arschloch.
    Ich sah auf die Uhr. Bald trafen sich Stewart und Gail, und es wurde Zeit, Mitch und Sean zu besuchen. Ich zog meinen Polizei-Allwettermantel an, lud die Waffe und steckte sie in die rechte Manteltasche, wobei ich ganz stark hoffte, sie nicht gegen Sean verwenden zu müssen. Nicht dass ich den Jungen gemocht hätte, aber er war eindeutig in eine Sache geschliddert, über die er keine Kontrolle hatte.
    Es war dunkel, als ich in die Father Griffin Road kam, das ganze Haus hell erleuchtet. Ich erwog, von hinten einzubrechen, und dachte dann, ach Quatsch, ich gehe das Pack frontal an.
    Ich klingelte, die rechte Hand in der Tasche, die Glock fest umklammert. Es dauerte drei Minuten, bis die Tür geöffnet wurde.
    Sean stand da, das Gesicht aschgrau, die Augen weit aufgerissen. Er keuchte: »Mein Dad, da stimmt was nicht mit ihm.«
    Ich dachte, da stimmte eine ganze Menge mit der gesamten Blase nicht, trat aber ein, fragte: »Was meinen Sie damit?«
    Sean war beinah hysterisch.
    »Gail hatte einen furchtbaren Krach mit ihm. Uns geht das Geld aus, und sie sagte, sie hat eine neue Quelle gefunden. Dad hat gesagt, es wäre vielleicht an der Zeit abzuhauen, und da wurde sie regelrecht ballistisch, hat ihn einen Feigling genannt und ist davongestürmt.«
    Ich sah mich um, wo Mitch war. Ich wollte nicht, dass er mich ungedeckt erwischte.
    Sean fuhr fort und atmete zwischendurch in tiefen Zügen ein. »Dad hat sich an die Brust gegriffen, ist dann die Treppe hochgetaumelt, und ich hatte Angst hochzugehen.«
    »Wie lang ist das her?«
    Sean versuchte nachzudenken, das Denkvermögen offensichtlich in Fetzen. »Drei Stunden? Länger?«
    Ich lauschte: kein Ton.
    Ich sagte: »Warten Sie hier, ich gehe nach oben.«
    »Es ist das große Schlafzimmer, rechts.«
    Ich ging langsam die Treppe hoch, überlegte, ob ich die Pistole ziehen sollte, entschied, es bleiben zu lassen, volles Risiko zu laufen. Ich ging in das Schlafzimmer.
    Es hatte eine Velourstapete, dies grässliche Zeug, das schon seit Ewigkeiten die Heime der Armen auskleidet, und an der Wand waren drei fliegende Enten – die mittlere ohne Kopf. Das Bett war kein Doppel-, sondern ein Einzelbett, und das machte mich traurig, ich wusste nicht, warum, wo war denn scheißenochmal groß der Unterschied? Traurig machte es mich trotzdem. Einzelbetten für Erwachsene sind Symbole des Versagens. Die Laken waren dreckig, und ich glaubte nicht, dass sie je wieder gewaschen würden. Bettwäsche? Ich Sorgen um Wäsche? Ich dachte daran, wofür dieser Mann, dieser Vater verantwortlich war, die verbogenen Kinder, die er großgezogen, geschaffen, und die Taten, die er nicht nur geduldet, sondern überwacht hatte. Ich glaubte, dass er Akte von solch ekelerregender Abscheulichkeit ins Werk gesetzt hatte, dass es fast unmöglich war, sich vorzustellen, woran er dachte, wenn er nachts seinen Kopf aufs Kissen bettete. Dachte er an Nora, seine geliebte Frau? Egal, wie sehr er vom Kummer gebeutelt war, egal, wozu die Trauer ihn gemacht hatte, er musste doch wissen, wie entsetzt sie von dem gewesen wäre, was er in ihrem Namen begangen, und, schlimmer, wozu er ihre vergötterten Kinder angestiftet hatte.
    Ich flüsterte: »Du übler Schweinehund, du hast den Zorn der Hölle ausgelöst. Hast du gedacht, du könntest ihn kontrollieren? Tja, Kumpel, ich hoffe, dort, wo du jetzt bestimmt bist, ist es heiß genug. Und weißt du was? Ich hoffe, wenn es ein Leben nach dem Tode gibt, wirst du … Nora nie, nie wiedersehen. Ruhe in Unfrieden.«
    Sean rief herauf: »Dad, geht es dir gut?«
    Ich kam hinunter, und Sean starrte mich an, Entsetzen im Gesicht.
    Ich sagte: »Rufen Sie einen Krankenwagen.«
    Er bewegte sich nicht.
    »Kommt er wieder auf die Reihe?«
    »Nein, er ist tot.«
    Massiver Herzinfarkt. Er hatte quer über das Bett ausgebreitet gelegen, den Mund in stillem Schrei geöffnet. Sean begann zu jaulen. Ich ging zum Telefon, rief 911 an, ging dann zurück zu Sean und schlug ihm hart ins Gesicht.
    »Reißen Sie sich zusammen. Ich muss weg, ich kann nicht hierbleiben. Sagen Sie denen einfach, er ist ins Bett gegangen, Sie waren da, um zu sehen, wie es ihm geht, haben ihn so vorgefunden.«
    Er nickte, fragte: »Was ist mit Gail, was werde ich ihr sagen?«
    Ich hatte keine Ahnung. Ich sagte: »Das geht dann schon okay, warten Sie einfach und tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe.«
    Ich machte, dass

Weitere Kostenlose Bücher