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Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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versuchen:
    »Aber ich habe Ergebnisse erzielt, stimmt’s? Der Fall ist gelöst.«
    »So etwas ist nicht richtig, Jack. Du weißt, dass es nicht richtig ist.«
    Ein Totengräber kam zum Tor heraus. Noch ein Typ aus meiner Schulzeit, mit Thermos und Stullen, sagte:
    »Jack, du führst Selbstgespräche.«
    »Schlechtes Zeichen, oder?«
    »Ach, mach dir keine Sorgen. Ich führe ständig Selbstgespräche.«
    Er sah, dass ich sein Mittagessen betrachtete, sagte:
    »Ich esse meistens auf dem Friedhof.«
    Nickte hinter sich, fuhr fort:
    »Aber manchmal zieht’s mich hinaus, da bin ich gern unter Menschen.«
    Das konnte ich verstehen, sagte:
    »Das kann ich verstehen.«
    »Nein, nicht was du denkst. Der Friede da ist unbeschreiblich, aber irgendwann werde ich lang genug dort sein. Also zwinge ich mich dazu, mich ein bisschen zu tummeln.«
    Ich beschloss, auf den Besuch zu verzichten, sagte:
    »Gut, mit dir zu reden.«
    »Weißt du, wo ich bin, werden wir alle sein. Der Kalender löst alle Probleme.«

»Ein solches Verhalten vonseiten der Persönlichkeit wirkt
wie eine Vergiftung des Körpers mit Arsen.«
    Gary Zukav, Die Spur zur Seele

I ch stand vor dem Apartmentgebäude bei Spanish Arch. Bill sagte, Michael Neville wohnt im obersten Stock. Ich las die Namen auf dem Klingelbrett. Tatsache, da war er, 5A. Ich klingelte bei 5A. Die Gegensprechanlage blieb stumm. Wenn er was gesagt hätte, weiß ich nicht, was ich gesagt hätte. Ich hoffte unverdrossen, dass mir ein ausgeklügelter Plan einfällt.
    Er ließ es bleiben.
    In den Filmen klingelt der Held immer bei einem anderen Mieter, und der lässt ihn dann immer rein.
    Klappte aber nicht.
    Ich beschloss, die Fertigkeiten aus meiner Polizeiausbildung zu nutzen. Leicht war es nicht, aber laut. Reine rohe Gewalt. In der Eingangshalle fand ich die Treppe und erstieg sie. Oben stand ich vor 5A, lauschte. Kein Geräusch deutete auf Aktivität hin. Klopfte an die Tür und hörte:
    »Ja?«
    »Stromableser.«
    »Augenblick.«
    Adrenalin pumpte mir durch die Adern. Ich hörte eine Entriegelung und das Aufschließen mehrerer Schlösser, dann ging die Tür auf. Ein Mann mit Weste und Boxershorts stand da. Er wischte sich Schlaf aus den Augen. Ich fragte:
    »Michael Neville?«
    »Ja.«
    Ich drosch ihm in den Magen. Und gleich noch einen aufs Kinn. Er fiel rückwärts in die Wohnung. Ich sah mich im Korridor um, trat dann über ihn hinweg. Zerrte ihn ins Wohnzimmer und machte die Tür zu. Er war in den frühen Dreißigern, dünn und nicht schwer zu verräumen. Ich sah schnell in den anderen Zimmern nach, ob jemand da war.
    Wenn er Besuch hatte, war ich im Arsch. Hatte er nicht. Ich durchsuchte das Schlafzimmer, fand einen Browning Automatik und meine eigene Pistole. In einem Schuhkarton waren ein Kokainvorrat und ein schönes Sümmchen Geldes. Steckte mir Koks, Geld, H & K in die Jacke. Behielt den Browning in der Hand. Hörte Neville stöhnen, als er wieder zu Bewusstsein kam.
    Ich ging zurück ins Wohnzimmer, zog einen Stuhl heran und setzte mich über den Erwachenden. Die Pistole hielt ich locker aufs Knie gestützt. Seine Augen öffneten sich, er setzte sich auf und massierte sich das Kinn. Ich sagte:
    »Moin.«
    Er starrte mich an, sagte:
    »Taylor! Ich habe Bill gesagt, wir hätten Sie umlegen sollen. Haben Sie schon Gelegenheit gehabt, sich Die durch die Hölle gehen auszuleihen?«
    Er versuchte aufzustehen, und ich sagte:
    »Keine gute Idee, wenn Sie nicht wollen, dass ich Ihnen die Zehen abschieße.«
    Neben mir bemerkte ich ein Buch. Ich war so überrascht, dass er eins hatte, ich musste es aufheben. Man bringt Auftragsmörder einfach nicht mit Lektüre in Verbindung. Der Titel war Liebesspiele.
    Ich sagte:
    »Hey, niemand liest mehr Henry Green.«
    Er starrte mich verwirrt an, fragte:
    »Wovon reden Sie überhaupt?«
    Meine Konzentration ließ nach. Ich kann Bücher nicht für das Chaos in meinem Leben verantwortlich machen, aber sie haben mich immer dorthin begleitet. Ich sagte:
    »Er ist ein bekannt vernachlässigter Autor und wird etwa alle zehn Jahre wiederentdeckt.«
    Jetzt stand er fast. Ich fuhr fort:
    »In den letzten zwanzig Jahren seines Lebens hat er nichts mehr geschrieben.«
    Neville sagte:
    »Ist nicht meins. War in der Wohnung, als ich kam. Wollte es wegschmeißen, aber man weiß ja nie. Wenn mir das Klopapier ausgeht, hab ich Verwendung dafür.«
    Eine Art höchst persönlicher Wahnsinn. Ich war fest entschlossen, ihn über diesen Autor aufzuklären. Ich

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