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Jack Taylor fliegt raus

Jack Taylor fliegt raus

Titel: Jack Taylor fliegt raus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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Ich hatte keine rechte Lust, Wein hinterherzukippen, dachte aber: »Scheiß drauf.« Das ist die Kurzfassung des Gebets um Gelassenheit.
    Eine halbe Stunde später saßen wir zu Tisch und hatten bergeweise Nahrung vor uns stehen. Sie fragte:
    »Tischgebet?«
    »Kann nicht schaden.«
    »Dir, oh Herr, gilt unser Dank für die schöne Speis’ nebst Trank.«
    Ich nickte.
    Ich versuchte manierlich zu essen. Sie schüttelte den Kopf und sagte:
    »Jack, man kann nicht gleichzeitig cool aussehen und Spaghetti essen. Einfach kleckern, essen wie ein Italiener.«
    Ich gebe es nur ungern zu, aber es gefiel mir, dass sie meinen Vornamen verwendete. Ich schlug alle guten Vorsätze in den Wind und fraß wie ein Dämon. Sie sah mir zu und sagte:
    »Ich hatte vergessen, was für ein Vergnügen es ist, einem Mann beim Essen zuzusehen.«
    Nicht einmal der Wein war schlecht. Ich sagte:
    »Lust auf Party?«
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung?«
    »Im ersten Stoc k … Meine Nachbari n … Mich missbilligt sie, aber ich glaube, von Ihnen wäre sie überrascht.«
    »Warum?«
    »Weil Sie eine überraschende Dame sind.«
    Sie stand auf und fragte:
    »Nachtisch?«
    »Nei n … Ich bin voll wie eine Zecke.«
    IchtrugeingrauesSweatshirtmitderAufschrift AYLON .DasWhattesichschonvorlangerZeitherausgewaschen.IchhattefernereineoriginalabgetrageneschwarzeCordhoseundDuBarry-Mokassinsan.IchsahauswieeineAnzeige.Für GAP retro.
    Ann trug ein rotes Sweatshirt. Ohne Logo. Blassblaue Jeans und bleiche Reeboks. Wir hätten einen Werbespot für Pfandbriefe und Kommunalobligationen drehen können. Dies erwähnte ich nicht. Sie sagte:
    »So richtig für eine Party sind wir nicht angezogen, oder?«
    »Aber bequem, stimmt’s? Sie werden uns für ein altes, entspanntes Paar halten.«
    Das machte sie traurig. Ich tat, was man in solchen Fällen tut; ich sagte:
    »Noch was zu trinken?«
    »Warum trinken Sie so viel, Jack?«
    Ich spürte, wie mir der Abend entglitt. Ich ging an mein Regal, nahm einen Band heraus, blätterte hier, blätterte da, fand die oft gelesene Passage, reichte ihr das Buch und sagte:
    »Wollen Sie das mal vorlesen?«
    Sie las vor.
    Es ist immer dasselbe. Wenn man da rauskommt und sich umsieht, zuckt man vom Anblick der Wunden, die man Menschen beigebracht hat, denen man wichtig ist, stärker zusammen als bei denen, die man sich selbst zugefügt hat. Obwohl ich bar allen Bedauerns, bar aller Reue bin, was ich auch getan habe – falls es einen Winkel für diese Gefühle gibt, dann in der Nähe dieses Bewusstseins. Es sollte genügen, um einen von einer Rückkehr dort hinunter abzuhalten, genügt aber selten.
    Anthony Lord, My War Gone By, I Miss It So.
    Ich ging ins Badezimmer, überprüfte meine Nr. 3. Das Gel war gerade dabei zu gerinnen. Ich erwog eine schnelle Haarwäsche, dachte aber: »Scheiß doch der Hund drauf.« Als ich zurückkam, hatte Ann das Buch beiseitegelegt und sagte:
    »Das ist so traurig.«
    »Klärt es irgendwas?«
    »Ich weiß nicht.«
    Ich wollte das nicht vertiefen und sagte:
    »Gehen wir auf diese Party.«
    »Sollten wir da nicht was mitbringen?«
    »Ist da nicht noch eine Flasche Wein übrig?«
    »Stimmt, ja.«
    Wir gingen in unbehaglichem Schweigen die Treppe hoch. An Lindas Tür konnten wir Musik hören. Klang wie James Taylor. Mann, was für ein schlechtes Omen. Geklopft.
    Linda machte auf. Sie war in ein lang fließendes Futteral gekleidet. Ich sagte:
    »Ich habe eine Freundin mitgebracht.«
    Linda zögerte nur eine Sekunde lang. Dann:
    »Wie schön. Kommt rein.«
    Machten wir.
    Alle waren in Schale. Die Frauen mit Abendkleid, die Männermit Anzug. Wir sahen aus wie die Aushilfen. Ann machte:
    »Puha.«
    Ich stellte Linda Ann vor. Sie betrachteten einander in kühler Einschätzung. Linda fragte:
    »Was machen Sie, Ann?«
    »Ich mache Büros sauber.«
    »Verstehe.«
    Aber sie verstand nicht.
    An der Wand war eine Bar aufgestellt. Komplett mit Barmann. Er trug Weste und Querbinder. Ich nahm Ann bei der Hand und sagte zu Linda:
    »… später.«
    Der Barmann sagte:
    »Guten Abend, Leute. Was kann ich euch Gutes tun?«
    Ann kriegte Weißwein. Ich tat, als wüsste ich nicht so recht, dann:
    »Geben Sie mir einen doppelten Tequila.«
    Ann seufzte. Ich glaube, der Barmann seufzte ebenfalls, aber eher unterdrückt. Er fragte:
    »Zitrone und Salz?«
    »Nö, lassen Sie den Kack weg.«
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