Jack Taylor fliegt raus
Bett und es war wunderbar. Langsam, seltsam, aufregend. Danach sagte sie:
»Es ist so lange her.«
»Bei mir auch.«
»Wirklich?«
»Oh ja.«
Dann zitterte ihre Stimme und sie sagte:
»Ich habe den ganzen Abend Sarah nicht erwähnt.«
»Dasbrauchstduauchnicht;sieistständigindeinenAugen.«
Sie umarmte mich ganz fest und sagte:
»Das hast du wunderschön gesagt.«
So gut war es mir schon so lange nicht mehr gegangen, länger, als ich je zugeben würde. Dann fragte sie:
»Hast du jemals jemanden geliebt?«
»Da gab es eine Frau, als ich bei der Polizei war. Bei ihr hatte ich das Gefühl, ich wäre mehr, als ich war.«
»Das ist ein gutes Gefühl.«
»Aber ich hab’s vermurkst.«
»Warum?«
»Das kann ich am besten.«
»Das ist keine Antwort.«
»Ich könnte sagen, es war der Suff, aber das stimmt nicht. Ich habe einen eingebauten Selbstzerstörungsknopf. Auf den drücke ich immer wieder.«
»Du kannst dich ändern.«
»Ich weiß nicht, ob ich das will.«
Mit dieser düsteren Note schliefen wir ein.
Sie war weg, als ich aufwachte. Ein Zettel auf dem Kopfkissen:
Lieber Jack,
Du bist ein prima Mann. Drück nicht meinetwegen auf den Knopf. Ich könnte es nicht ertragen.
Xxxxxxxxxxxxxx!
Ann
Ich war nicht sicher, worauf ich mich da eingelassen hatte.
Ein Gewissen
voll mit
anderer Leute Träumen
I ch wollte ihn nicht töten.
Die Formulierung irgendwie aus dem Ruder gelaufen ist so abgedroschen, dass sie nicht mehr geduldet werden kann. Damit wird alles entschuldigt, vom
Verprügeln der Ehefrau
bis zum
Autofahren unter Alkoholeinfluss.
Es ist also irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Was als Übung in Einschüchterung begann, endete als Mord. Und so lief es ab.
Am Tag nach Anns Verweilen traf ich Sutton. Verweilen ist einschönes Wort, da klingen Kultur und Verwundernis an. Esging mir also gut, ich fühlte mich stark und bereit. Ich verabredete mit Sutton, dass er mich beim Seapoint abholt, dem großen Ballhaus, welches Salthill wie ein Vorposten bewacht.
Ich hatte dort meine Tanzlehrzeit zu den Klängen der Showbands der späten Sechziger absolviert.
Was für Kapellen!
Brendan Bowyer
The Indians
The Freshmen.
Diese Jungs kamen um neun auf die Bühne und spielten stundenlang nonstop. Und was haben sie großzügig eingeschenkt. Haben sich mit Cover-Versionen die Eingeweide aus dem Hals gespielt. Das ging von
»Suspicious Minds«
bis
»If I didn’t have a dime …«.
Wenn es schon keine Zeit der Unschuld war, so war es doch eindeutig eine Ära der Begeisterung.
Als ich auf der Promenade saß, spielte »Ghost Town« von den Specials in meinem Kopf. 1981 die Nr. 1, fing es perfekt die bürgerliche Unruhe des damaligen London ein.
Sutton fuhr mit einem Volvo vor. Das Auto sah ernsthaft ramponiert aus. Ich stieg ein und fragte:
»Wo hast du den denn her?«
Es war ein Automatik, er schaltete auf Cruise und sagte:
»Hab ihn einem Schweden in Clifden abgekauft.«
Er sah mich flüchtig an und fragte:
»Was ist denn mit dir so anders?«
»Mit mir?«
»Ja, du grinst so ausgesucht dämlich.«
»Ich?«
»Ja, wie der Kater, der den Rahm gefunden hat.«
Dann haute er mit der flachen Hand aufs Steuerrad und rief:
»Ich hab’ s … Du hast ein Nümmerchen geschobe n … Du Sauhund, du hast es geschafft, stimmt’s oder hab ich recht?«
»Habe eben auch mal Glück gehabt.«
»Ja, da soll doch! Der gute alte Taylor! Wer war’s, diese Rock-Schlunze, wie heißt sie noch, Cathy B.?«
»Nein.«
»Nun lass mich nicht den Trip der hundert Fragen machen. Oder hast du’s mit einer Nutte getrieben, ha?«
»Ann Henderson.«
»Die Mutter des toten Mädchens?«
»Ja.«
»Mann, Taylor, wie schlau war das denn?«
C athy B. hatte Fords Adresse gefunden. Als ich Sutton das gesagt hatte, fragte er:
»Der Typ ist nicht verheiratet?«
»Nein.«
»Fahren wir zu seiner Bude, sehen, was los ist.«
Wir parkten in Richtung Blackrock. Die Salthill Towers ragten hinter uns auf. Sutton fragte:
»Wo wohnt er?«
»Erdgeschoss.«
Reinkommen war ein Klacks. Das Schloss war eins dieser Yale-Dinger. Wir gingen in ein geräumiges Wohnzimmer, teuer möbliert. Und aufgeräumt. Auf einem langen Beistelltisch lag ein Buch, aufgeschlagen, aber sonst nichts. Ich sah nach, Finnegans Wake. Sutton sagte:
»Ja, als läse das tatsächlich jemand.«
Wir suchten alles gründlich ab, fanden nichts. Sutton fragte:
»Bist du sicher, dass hier jemand wohnt?«
»In der Garderobe sind Klamotten, im
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