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Jack Taylor fliegt raus

Jack Taylor fliegt raus

Titel: Jack Taylor fliegt raus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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bereits.
    Genau!
    Mitleid war sowieso das Letzte, was ich empfunden hätte.
    Mitleid mit dem armen Scheißer, der mit dem Kopf vom Beistelltisch abgeprallt war. Oder war sein Kopf gegen den Beistelltisch geprallt? Ich versuchte das Bild zu verbannen.
    Was für ein Verlust war er? Ein perverses Schwein, dessen Beute junge Mädchen waren.
    So klappte das nicht, das entfachte keine einzige Flamme der Rechtfertigung.
    Das Telefon klingelte. Ging ran, versuchte es mit: »Ja?«
    »Jack, hier ist Sutton.«
    »Ach ja.«
    »Wie geht es dir?«
    »Alles klar.«
    »Säufst, stimmt’s?«
    »Was?«
    »Das höre ich dir an.«
    »Was bist du? Meine Mutter?«
    »He, nicht in diesem Ton. Ich will nur sagen, du bist nicht allein, Kumpel. Ich komme vorbeigeturnt, wir können alle Pizzas dieser Welt bestellen und uns ein Videööchen reinziehen.«
    »Wie eine Verabredung.«
    »Mensch, Jack. Was du auch trinkst, es bekommt dir nicht.«
    »Du mir auch nicht.«
    Und ich legte auf.
    Jetzt wurde ich aktiv, ging auf und ab, redete.
    »Wer braucht dich. Ich schon mal scheißenocheins nicht. Und hört gefälligst auf, mich anzurufen.«
    Ich riss die Telefonschnur heraus.
    Stellte das Radio an. Kriegte aus Versehen Klassik à la carte. Die spielten »Für Elise«. Ich dachte, ich liebe das und gehe es mir gleich morgen früh besorgen. Etwas später, nachdem ich am Radio gedreht und vier andere Sender reingekriegt hatte, wollte ich mir außerdem auch noch besorgen:
    Elvis
    die Eagles
    James Last
    und
    die Furey Brothers.
    Dachte dann: »Warum warten?«
    Warf einen Blick auf den Kognak. Meine-Fresse-aber-auch! Fast leer. Habe ich was verschüttet? Ja, muss was verschüttet haben, das würde es erklären. Bedurfte einer gewissen Organisation, um aus dem Haus zu kommen, während ich gegen die Möbel schrammte, aber schließlich war ich ausgehfertig und rief:
    »Sayonara, ihr Arschlöcher.«
    Das leere Zimmer antwortete nicht.

 
     
     
    Sophia Loren: »Doctor, I’m in trouble.«
    Peter Sellers: »Oh, goodness, gracious me.«
    Die Millionärin, 1960.
Regie Anthony Asquith,
Drehbuch Wolf Mankowitz,
nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Shaw

K am mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit an den Handgelenken wieder zu mir. Die Mutter aller Kater. Ich war auf etwas festgeschnallt, was ein Teewagen zu sein schien. Mein Kopf pochte. Zittern lief mir die Beine hoch. Nach »Sayonara, ihr Arschlöcher« erinnerte ich mich an gar nichts mehr.
    Eine Krankenschwester erschien und sagte:
    »Ah, Mr Taylor, ich hole den Arzt.«
    Das tat sie.
    Ein Mann in den Fünfzigern, vages Lächeln, beugte sich über mich und sagte:
    »Mr Taylor, ich bin Dr. Lee. Erinnern Sie sich, wie Sie hierhergekommen sind?«
    Versuchte, den Kopf zu schütteln, aber der Schmerz war zu grimmig. Er nickte und sagte:
    »Sie sind in Ballinaslo e … , der Nervenklinik. Ich schätze mal, dass Sie ein Blackout hatten. Sie sind vor Hayden’s Hotel kollabiert.«
    Entsetzen fiel über jede einzelne meiner Fasern her. Schweiß rann kaskadenartig meinen Leib herunter. Der Arzt sagte:
    »Wir mussten Ihre Finger neu einrichten, weil Sie offenbar jemanden geschlagen haben. Keine gute Idee, wenn man sich kurze Zeit vorher die Finger gebrochen hat.«
    Es gelang mir, etwas Speichel zu aktivieren, und ich sagte: »Was ist mit meiner Nase?«
    Er lachte laut und sagte:
    »Nein, an der Front mussten wir eine Niederlage zugeben. Aber ich bin froh, dass Sie sich Ihren Humor bewahrt haben. Den werden Sie brauchen.«
    Die Krankenschwester gab mir eine Spritze und ich war wieder weg. Wenn es Träume gegeben hat, danke ich Gott, dass ich mich nicht an sie erinnere. Als ich wieder an die Oberfläche kam, fühlte ich mich ein bisschen weniger grässlich. Die Bewegungsfähigkeit meiner Handgelenke war uneingeschränkt, also änderte sich etwas, wenn es sich schon nicht besserte. Wieder Dr. Lee:
    »Erinnern Sie sich an unsere Unterhaltung?«
    »Ja.«
    »Die war vor achtundvierzig Stunden.«
    Ich versuchte, entsprechend verschreckt zu gucken, aber was ist schon Schrecken in einer Nervenklinik? Er fuhr fort:
    »Sie erholen sich rasch. Der Körper ist was Erstaunliches. Trotz wilder Bestrafung kämpft er und formiert sich neu. Aber wozu, Mr Taylor?«
    Endlich gelang es mir zu sprechen, ohne vorher Spucke sammeln zu müssen. Ich sagte:
    »Ich verstehe die Frage nicht.«
    »Das glaube ich aber doch, Mr Taylor. Warum sollen wir Sie zusammenflicken, wenn Sie draußen haargenau wieder dasselbe machen?«
    Ich hatte keine

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