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Jack Taylor fliegt raus

Jack Taylor fliegt raus

Titel: Jack Taylor fliegt raus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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begegnet.«

 
     
     
    BÜCHER , UND ALLE WEITEREN HALTEPUNKTE
IN WESTLICHER RICHTUNG

B ücher hat es immer gegeben. Mein ganzes schlampiges Leben lang waren sie die einzige Konstante. Sogar Sutton, mein bester Freund, hatte ausgerufen:
    »Was soll das mit dieser Scheißleserei, Mann? Du warst doch, um des lieben Himmels willen, früher mal Polizist.«
    Das ist irische Logik in ihrer schönsten Ausprägung. Damals, und danach ungezählte Male, sagte ich zu ihm:
    »Lesen transportiert mich.«
    Mit der Offenheit, die ihn so auszeichnet, sagte er:
    »Du redest doch Scheiße.«
    Mein Vater war wie gesagt Gleisarbeiter bei der Eisenbahn. Er liebte Cowboybücher. Er hatte immer einen übel zugerichteten Zane Grey in der Jacke. Er fing an, sie an mich weiterzugeben. Meine Mutter sagte stets:
    »Du machst ihn noch zum Weichei.«
    Wenn sie nicht in Hörweite war, flüsterte er:
    »Kümmer dich nicht um deine Mutter. Sie meint es gut. Aber lies du man weiter.«
    »Warum, Dad?«
    Nicht dass ich damit aufgehört hatte. Ich war sowieso am Haken.
    »Durch Bücher kriegst du Optionen.«
    »Was sind Optionen?«
    Sein Blick schweifte weit in die Ferne, und dann sagte er:
    »Freiheit, Sohn.«
    ZumeinemzehntenGeburtstagschenkteermireinenBibliotheksausweis.MeineMutterschenktemireinenHurling-Schläger.DennämlichenSchlägerverwendetesiehäufig,ummichwindelweichzukloppen.Hurlingspielteichtrotzdem.WiesonsthätteichmichfürdieGardaSíochánaqualifizierenkönnen?Nirgends sonst wird ein guter Hurling-Spieler mehr geschätzt.
    Der Bibliotheksausweis war praktisch eine Fahrkarte für öffentliche Beförderung. Damals war die Bibliothek im Gerichtsgebäude untergebracht. Oben Bücher, unten Gerichte. Jedes Mal, wenn ich da hinging, starrte ich ehrfurchtsvoll die Polizisten an. Dann die Treppe hoch und staunend die Bücher angestarrt. Die beiden Fäden meines Lebens hatten sich miteinander verwoben.
    Ein Faden führte im wahrsten Sinne des Wortes zum anderen. Es ist mir nicht gelungen, mich von ihnen zu lösen, egal, wie es in meinem Leben gerade zuging.
    Ich begann mit Robert Louis Stevenson, Richmal Crompton, den Hardy Boys. Ich hätte bestimmt so planlos weitergelesen und irgendwann das Interesse verloren, wäre der damalige Oberbibliothekar nicht gewesen, Tommy Kennedy. Ein großer dünner Mann, der nicht von dieser Welt zu sein schien. Bei meinen ersten paar Besuchen warf er einen flüchtigen Blick auf meine Auswahl, machte »Mmmmm m … « und stempelte sie ab.
    An einem besonders nassen, dunklen Dienstag war er an mich herangetreten und hatte gesagt:
    »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir deine Lektüre organisieren.«
    »Warum?«
    »Willst du dich langweilen?«
    »Nein.«
    Zuerst setzte er mich auf Dickens an. Behutsam, allmählich und ohne Trara kamen die Klassiker an die Reihe. Er blieb immer unaufdringlich, ließ mich in dem Glauben, ich hätte sie mir selbst ausgesucht.
    Später, als die Turbulenzen der Pubertät alles verwüsteten, stellte er mir die Kriminalromane vor. Dadurch blieb ich Leser.
    Außerdem legte er Bücher zurück. Später bekam ich dann ein Paket, mit
    Lyrik
    Philosophie
    und als Köder
    amerikanischen Krimis.
    Jetzt war ich im genauen Wortsinne bibliophil geworden. Ich liebte nicht nur die Lektüre, ich liebte die Bücher als solche. Hatte gelernt, den Geruch, die Bindung, den Druck zu schätzen, zu genießen, wie sich die Bände anfühlten.
    Mein Vater hatte mir ein großes Bücherregal gebaut und ich hatte gelernt, die Bücher alphabetisch und nach Sparten einzuordnen.
    Außerdem verlotterte ich. Hurling, Apfelwein, kaum je zur Schule. Aber zu Hause betrachtete ich meine Bibliothek mit einem Glühen im Herzen.
    Weil ich es liebte, wie ein Band aussah und sich anfühlte, fing ich an ihn zu lesen. Auf die Weise begann ich Lyrik zu finden. So richtig habe ich sie mein Lebtag nicht gefunden, aber sie war immer in Reichweite.
    Kein Sterbenswörtchen davon je zu einer Menschenseele. Wenn man in unserer Straße Lyrik erwähnte, büßte man die Klöten ein.
    Mein Vater stand oft vor meiner wachsenden Sammlung und sagte:
    »Selbst bei Kenny’s könnten sie stolz darauf sein.«
    Meine Mutter, angewidert, hatte ihren Spruch für Partys:
    »Stopft sich den Kopf mit verrückten Ideen voll. Wenn der Mann kommt, der die Miete kassiert, sage ich ihm, ein paar Gedichte kann er haben.«
    Mein Vater sah mich an, und ich bewegte lautlos den Mund:
    »Sie meint es gut.«
    Später lag ich im Bett und hörte ihr Geschimpfe:
    »Und

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