Jack Taylor fliegt raus

toten jungen Mädchens.
    Ann hielt es mir immer noch hin. Ich sagte:
    »Ich werd’s versuchen. Ich kann nicht versprechen, dass es mir gelingt, aber versuchen werde ich es.«
    Sie legte den Arm um mich, küsste mich auf den Hals und sagte:
    »Danke, Jack.«
    Auf dem Nachhauseweg spürte ich das Gewicht des Tagebuchs wie eine Bombe in meiner Jacke. Ich überlegte, ob ich Cathy B. anrufe. Sie bitte es zu lesen. Aber ich konnte es nicht so einfach weiterreichen. Das hätte Ann gar nicht gut gefunden. Fluchte wie ein Kutscher und war unter zehn Minuten zu Hause. Ich legte es unters Bett, damit ich es nicht beim ersten Licht sah.Auf gar keinen Fall würde ich diese Seiten nachts aufschlagen.

A m nächsten Morgen Düschchen, Käffchen, Auf-und-ab-Rennerchen, dann Beschluss, es anzugehen.
    Der Einband war abgenutzt, das rosa Leder vom Gebrauch durchgescheuert.
    Innen stand:
    Dies Tagebuch ist das Eigentum von
    Sarah Henderson,
    Dichterin,
    Irland,
    und es ist PRIVAT .
    Also nicht heimlich gucken, Mom!
    Manno! Es war schlimmer, als ich dachte.
    Leerte meinen Kopf und versuchte es noch mal. Viele Eintragungen waren vorhersehbar. Schule, Freundinnen, Musik, Klamotten, Diäten, Verschossenheiten.
    Gelang mir, da durchzukommen, aber immer wieder:
    Mom sagt, ich kann zu Weihnachten
    ein Handy kriegen.
    Sie ist einfach die BESTESTE .
    Und ich wollte nur noch schreien. Dann änderte sich der Ton. Jetzt war sie erregt, erhitzt, verzaubert.
    Bart hat gefragt, ob er mich nach Hause fahren soll.
    Sein Auto ist mega. Ich bin ja so was von
    verschossen.
    Dann Bar t … Nur der Nam e … Oder ein Herz mit Bart und Sara h … seitenlang.
    Die letzte Eintragung:
    Ich kann dies Tagebuch nicht mehr führen.
    Bart sagt, das ist was für Kinder. Er hat
    mir ein Goldarmband versprochen, wenn ich
    auf die Party am Freitag gehe.
    Ich ging zum Telefon, rief Cathy an. Sie sagte:
    »Wo zum Teufel hast du gesteckt?«
    »Verdeckt ermittelt.«
    »Unter der Bettdecke.«
    »Auch dort.«
    »Du wirst doch wohl was wollen?«
    »Was ziemlich Einfaches.«
    »Klar.«
    »Als du Planter beschattet hast, hast du dir da Notizen gemacht?«
    »Sowieso.«
    »Braves Mädel. Wie heißt er mit Vornamen?«
    »Mal nachsehen.«
    Dann:
    »Da ist er, Augenblic k … Ja, hier hab ich ih n … Bart… holomew.«
    »Großartig!«
    »Nicht auflegen. Hör zu. Ich habe einen Gig.«
    »Toll, wann?«
    »Diesen Samstag, im Roisín; kommst du?«
    »Definitiv. Kann ich jemanden mitbringen?«
    »Hunderte.«

 
     
     
    KLAGEGESANG , GALWAY
    Du lagst auf der Lauer – seit
    April
    von
    einem Ort
    der Nachsicht aus
    … den man Stärke nennt

D as Roisín Dubh hat die meisten größeren Musik-Events vorgestellt. Es hat sich trotzdem diese Atmosphäre der Intimität erhalten. Echt überfüllt. Ann trug eine kurze Lederjacke,verwaschene501er,dasHaarzurückgebunden.Ichsagte:
    »Die richtige Aufmachung für einen gepflegten Konzertbesuch.«
    »Ist es okay?«
    »Dynamit.«
    Ich trug Schwarzblende. Sweatshirt und Cordhose in der nämlichen Farbe. Ann sagte:
    »Du siehst aus wie ein Ex-Priester.«
    »Gegen das Keuschheitsgelübde verstoßen?«
    »Nei n … , pleite.«
    »M m … Daran könnten wir arbeiten.«
    Wir quetschten uns durch die Menge, näher an die Bühne ran. Ich sagte:
    »Hör zu, ich geh nur schnell nachsehen, wie es Cathy geht.«
    »Wird sie nervös sein?«
    »Ich bin nervös.«
    Cathy war in einer winzigen Garderobe und sagte:
    »Ich wusste, dass du kommst.«
    »Ach ja?«
    »Auch ein alter Knabe wie du hat manchmal Ausgang. Hie r … «
    Sie drückte mir ein Glas gegen den Bauch, einen doppelten, nein, einen dreifachen Irgendwas. Ich fragte:
    »Was ist das?«
    »Jac k … , wie in Daniel’s. Bringt dich auf Betriebstemperatur.«
    »Nein, danke.«
    »Was?«
    »Ich trinke nicht.«
    Sie drehte sich um und sagte:
    »Was?«
    »Seit ein paar Tagen. Ich arbeite dran.«
    »Wow!«
    Meine hinteren Zähne hätte ich dafür gegeben. Das Licht schien das Glas einzufangen, ließ die Flüssigkeit funkeln. Ich wendete den Blick ab. Cathy fragte:
    »Und der Bart? Was ist damit?«
    »Eine Option.«
    »Das ist eine irische Antwort. Informationsgehalt: absolut null. Hau a b … Ich muss mich fokussieren.«
    Ich beugte mich vor, küsste ihr auf den Scheitel, sagte:
    »Greif nach den Sternen, Schütze Arsch.«
    Ann hielt Getränke und sagte:
    »Zwei Col a … , ohne vorgreifen zu wollen.«
    »Cola ist toll.«
    Verschiedene Menschen riefen Hallo, kommentierten den Bart, unterzogen Ann einer