Jack Taylor fliegt raus

Titel: Jack Taylor fliegt raus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen

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und griff nach den Blumen. Mann, waren die ein Hit!
    Wir setzten uns.
    Immer wieder sah sie auf die Blumen, dann auf mich. Wenn ich formulieren müsste, wie ich mir vorkam, müsste ich zugeben: schüchtern. Fast fünfzig Jahre alt und schüchtern. Sie sagte:
    »Ich glaube, ich bin ein bisschen schüchtern.«
    »Ich auch.«
    »Wirklich, Jack? Ich bin entzückt.«
    Eine Kellnerin kam und wir bestellten massiv
    Chow Meins
    Dim Sum
    Süßsauer.
    Dann fragte die Kellnerin:
    »Was zu trinken?«
    Ich ging sofort in die Vollen und sagte:
    »Ich nehm noch eine Coc a … Ann?«
    »Äh, für mich auch, bitte.«
    Als sie weg war, sagte Ann:
    »Das ist es, deine Augen, sie sind weiß.«
    »Weiß?«
    »Nein, ich mein e … , klar.«
    »Schon okay, ich weiß, was du meinst.«
    Schweigen. Dann sagte sie:
    »Soll ich fragen ode r … nicht dran rühren?«
    »Mir ist das selbst neu; frage munter drauflos.«
    »Ist es schwierig?«
    »Ein bisschen.«
    Dann kam das Essen und wir waren erst mal schwer beschäftigt. Ich sah ihr gern beim Essen zu. Sie merkte es und fragte:
    »Was?«
    »Ich sehe dir so gern beim Essen zu.«
    »Das ist doch gut, oder?«
    »Würd ich sagen.«

D anach machten wir einen Gang über die Quay Street. Sie hakte sich bei mir unter. Unter den guten Gesten rangiert diese ganz oben. Bei Jury’s blieben wir stehen und sie sagte:
    »Ich muss jetzt auf den Friedhof. Ich gehe jeden Tag und dann ist es heute auch noch so schön. Ich möchte so einen Tag mit Sarah teilen.«
    »Ich komme mit.«
    »Wirklich?«
    »Es wäre mir eine Ehre.«
    In der Dominick Street in ein Taxi, und kaum saßen wir, sagte der Fahrer:
    »Sie haben von der Szene auf dem Platz gehört?«
    Ann sagte:
    »Ja, war das nicht grässlich?«
    Ich sagte nichts. Der Fahrer war da natürlich ganz anders und sagte:
    »Die Menschen haben die Polizei und die Gerichte satt. Ihnen langt es.«
    Ann wollte davon nichts hören. Sie sagte:
    »Sie heißen doch aber nicht gut, was da geschehen ist.«
    »Hören Sie, Gnädigste, wenn Sie die Typen sehen könnten, die hier jede Nacht einsteigen und wie die sich benehmen.«
    »Aber jemanden einfach anzuzünden.«
    »Waren das nicht dieselben Bälger, die das Pennern angetan haben? Sogar die Bullen haben das gewusst.«
    »Trotzdem.«
    »Also, Gnädigste, bei allem gebotenen Respekt, wenn Ihrem Kind so was passierte.«



    REZEPT FÜR DIE AUFZUCHT EINES POETEN :
    »So viel Neurose, wie das Kind verträgt.«
    W. H. Auden

S chweigend gingen wir zu Sarahs Grab. Sie hatte mich nicht mehr untergehakt.
    Dem irischen Gott sei’s geklagt. Das Untergehaktsein hätte ich mir noch viel länger gefallen lassen.
    Das Grab war unglaublich gut gepflegt. Das schlichte Holzkreuz mit ihrem Namen. Ringsum waren
    Bären
    Snoopy
    Süßigkeiten
    Armbänder.
    Und in Formation aufgereiht.
    Ann sagte:
    »Ihre Freunde. Sie bringen ihr immer Sachen.«
    Ich glaube, das brach einem am meisten das Herz. Ich sagte:
    »Ann, überlass ihr die Rosen.«
    Ihre Miene erhellte sich.
    »Wirklich, Jack, das macht dir nichts aus? Sie liebt Rose n … oder liebte. Ich kriege die Zeit nie richtig hin. Wie kann ich sie diesem schrecklichen Tempus überantworten, der Vergangenheit?«
    Sie legte sanft die Rosen hin und setzte sich dann neben das Kreuz. Sie sagte:
    »Ich werde DICHTERIN in den Stein meißeln lassen. Sonst nichts. Sie wollte so sehr eine sein.«
    Ich wusste nicht, wie man sich bei Toten benimmt. Kniete oder setzte ich mich hin? Dann wurde mir klar, dass Ann mit ihrem Kind sprach. Leise, behutsame Laute, die in meiner Seele widerhallten.
    Ich entfernte mich rückwärts. Begann zu spazieren und stieß fast mit einem älteren Paar zusammen, welches sagte:
    »Herrlicher Tag, stimmt’s?«
    Heiland. Ich ging weiter und kam beim Grab meines Vaters an. Ich sagte:
    »Dad, ich bin nicht aus eigenem Antrieb hie r … , aber geht uns das nicht allen so?«
    Kein Zweifel, ich drehte durch. Wenn Sutton mich gesehen hätte, hätte er mich mit Schnaps zwangsernährt. Der Grabstein stand und das ist das Schlimmste. Das ist so endgültig, Einspruch zwecklos. Wenn es nur das schlichte Kreuz ist, bleibt es wenigstens provisorisch.
    Ann erschien hinter mir, fragte:
    »Dein Dad?«
    Ich nickte.
    »Hast du ihn gemocht?«
    »Oh Gott, und wie.«
    »Wie war er?«
    »Tja, ich glaube, ich wollte nie er sein, aber ich wollte auf jeden Fall so gemocht werden, wie die Leute ihn mochten.«
    »Was hat er gearbeitet?«
    »Bei der Bahn. Damals war das kein schlechter Job. Jeden