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Jack Taylor liegt falsch

Jack Taylor liegt falsch

Titel: Jack Taylor liegt falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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ich das wäre, säße ich nicht hier.«
    Der Tresenmensch beugte sich vor und sagte:
    »Du wirst am Telefon verlangt.«
    »Jetzt nicht.«
    Dann wieder zu mir:
    »Du rennst mit einem Polizisten durch die Stadt.«
    »Stimmt.«
    »Heiland, Jack, und dann auch noch mit einem englischen.«
    »Er ist halb Ire.«
    »Quatsch.«
    Das Wort schüttelte seinen zarten Körper. Ich fragte:
    »Bist du krank?«
    »Leberkrebs.«
    »Oh Gott.«
    »Ich glaube nicht, dass Gott was damit zu tun hatte. Vielleicht Sellafield, das liegt wenigstens in England. Welche Art Hilfe hat dir vorgeschwebt, Jack?«
    »Es gibt da ein Mädchen, es heißt Laura Nealon.«
    »Ich kenne die Familie.«
    »Ich möchte, dass sie beschützt wird.«
    »Wer ist hinter ihr her, außer du selbst?«
    »Ein englischer Typ, heißt Ronald Bryson, arbeitet manchmal bei der Simonsgesellschaft.«
    Bill schüttelte den Kopf.
    »Was hast du ständig mit den Engländern? Erst hast du Jahre damit verbracht, nach London zu gehen, jetzt rennt London dir die Bude ein.«
    »Da sprichst du was an.«
    »Okay, Jack, du weißt, wie das funktioniert, sonst wärst du nicht hergekommen. Ich werde das arrangieren, worum du bittest. Aber ich brauche dich nicht dran zu erinnern, eine warme Mahlzeit gibt es nicht umsonst.«
    »Das heißt, ich schulde dir was.«
    »Genau.«
    »Was möchtest du?«
    »Wer weiß? Du kriegst einen Anruf, wirst um einen Gefallen gebeten. Nichts, worüber man verhandeln könnte.«
    »Ich weiß, wie es läuft.«
    »Pass auf, dass du’s wirklich weißt, Jack.«
    Das Interview war vorüber. Ich stand auf, fragte:
    »Wie geht’s deiner Mutter?«
    »Sie ist tot, danke.«
    Im Jahre 1987 definierte zum ersten Mal ein Polizeiausbildungs-Komitee in einem Bericht über Bewerber für den Polizeidienst eine Philosophie für den modernen Polizisten. Der Bürger erwartete von Polizeibeamten, dass si e …
    … die Weisheit Salomonis, den Mut Davids, die Kraft Samsons, die Geduld Hiobs, die Führungsstärke Mosis, die Sanftmut des Barmherzigen Samariters, die strategische Umsicht Alexanders des Großen, den Glauben Daniels, das diplomatische Geschick Lincolns, die Toleranz des Zimmermanns von Nazareth und schließlich eine intime Kenntnis der biografischen sowie der Natur- und Gesellschaftswissenschaften besitzen.
    Wenn sie all das hatten, waren sie vielleicht gute Polizisten.
    Teile davon waren durch meine Träume gewirbelt, und ich schlief bis zwölf Uhr mittags durch. Ich war zutiefst kaputt. Alle Vorfälle der vergangenen Tage hatten eine Stimme gefunden und plärrten:
    »Genug.«
    Ich hatte Nachrichten für Keegan, Laura und Sweeper hinterlassen. Für Keegan, um »Danke!« zu sagen. Für Laura, um »Gehen wir tanzen!« zu sagen. Für Sweeper, um »Fast geschafft!« zu sagen. Die drei Nachrichten enthielten nur zwei Lügen. Ohne Koks war ich mit einem heißen Grog und einem der von Keegan bereitgestellten Bücher ins Bett gegangen. Schatten der Vergangenheit von Horace McCoy, einem Klassiker des Noir, obwohl McCoy am bekanntesten für Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss ist. Nach dem halben Grog schlief ich bereits. Immerhin war alles, was bei mir brannte, die Glühbirne.
    Ich duschte lange, sprengte die Spinnweben weg. Ein scheuer Blick in den Spiegel. Zeit, den Bart zu stutzen, schaffte es ohne Tremor, auch ein Fortschritt. Frisches Sweatshirt, neue Jeans, und es konnte losgehen. Treppab zu einem Briefumschlag. Erkannte die Handschrift: Kiki. Ein bisschen Gewicht, also würde es ausführlich werden; zuerst Kaffee. Ich fühlte mich gut und nicht dumm. Zwei Streifen Toast mit brutzelnden Speckstreifen. Bzw. rashers, wie ich Keegan beigebracht hatte. Verputzt, zweites Käffchen, eine Rote angemacht und Kiki eingeatmet. Öffnete den Brief.
    Lieber Jack,
    der Begriff Metaphysik evoziert in verschiedenen Köpfen nicht immer dasselbe. Bei manchen Menschen bewirkt er ein Gefühl der Aversion, denn für sie bedeutet er vage Spekulationen, unkontrollierbare Behauptungen und ein Überschreiten der Grenzen der Vernunft, der Poesie verwandter als dem gesprochenen Wort. Andere sehen in der Metaphysik das genaue Gegenteil, nämlich ein außerordentlich obstinates Bemüh’n, klar und zwingend zu denken. Würde es Dir helfen, Jack, wenn Du den Ursprung des Begriffs kenntest? Im Werk des Aristoteles finden sich einige kurze Abhandlungen, die sich mit dem befassen, was er »erste Philosophie« nannte. Diese wurden zu einem zehn Bücher umfassenden Werk vereint, welche, so vermutet man,

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