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Jack Taylor liegt falsch

Jack Taylor liegt falsch

Titel: Jack Taylor liegt falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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nicht. Ich nahm mein Getränk, und er machte sich tresentechnisch zu schaffen. Einen Schluck hatte ich intus, ein Zigarettchen angesteckt, als die Tür aufging. Hereinmarschiert kam Michael Tate, der einen Müllsack trug. Er rief:
    »Sie lassen sich volllaufen.«
    »Mit Ihrer Riesengage musste ich einfach feiern.«
    Er sah aus, als wolle er zum Angriff übergehen, sagte:
    »Es stimmt, was allgemein gesagt wird, Sie sind nichts als ein Trunkenbold.«
    »Endlich mal ein Wort, das man nicht so oft hört.«
    Dergestalt war seine Empörung, dass er nicht ganz die Worte finden konnte, um sie angemessen zu artikulieren, weshalb er sich mit einem schlichten
    »Sie sind eine Schande!«
    begnügen musste.
    Ich beschloss, ihn beruhigen zu wollen zu versuchen, und sagte:
    »Nun kriegen Sie sich wieder ein, ich kümmer mich um die Schwäne.«
    »Hätten Sie dann bitte die Freundlichkeit«, er hob die Mülltüte, »zu erläutern, wie Sie sich um diesen zu kümmern gedenken?«
    Und schmiss sie auf mich drauf.
    Die Tüte ging auf, und ich wurde mit Blut, noch mal Blut und Stücken vom Schwan bedeckt. Ich sprang auf, machte:
    »Bwoah, Heiland.«
    Ich konnte Jeff hören, und Jeff sagte:
    »He!«
    Tate machte auf dem Absatz kehrt und ging hinaus. Jeff sah sich die Schweinerei an und sagte:
    »Oh mein Gott.«
    Ich bemühte mich um Lockerheit und sagte, während mir das Entsetzen die Kehle zuschnürte:
    »Ich darf mir nicht mehr so viel Arbeit mit nach Hause nehmen.«

Chirurgischer Stahl.
Tief unten innen
Ein Eisblock
Hält mich kühl
Hält mich normal
Diamanten schneiden wertvollen Tod
Harter Stahl blinkt in den
Dunklen Nischen
Splitterndes Glas
Rot und blau
Dringt in meinen Blutstrom ein
Und attackiert mein
Herz. Chirurgischer Stahl
Schneidet das alte heraus.
    Dolores Duggan

K eegan traf ich später am Tage. Ich sehnte mich nach Gesellschaft ohne Rechtsprechung. Meine Klamotten hatte ich wegschmeißen müssen. Allmählich legte ich mir Garderoben zu wie ein minderer Elton John. Brachte eine Stunde unter der Dusche zu, versuchte, den Blutgeruch loszuwerden. Es hatte Zeiten gegeben, da ich wie alle Bürger von Galway regelmäßig die Schwäne fütterte. Es war Teil des Erbes und, wie alle besseren Teile meines Lebens, längst vorbei. In seinem Buch Die Kunst des Verschwindens sagt Jim Dodge:
    »Ich weiß rein gar nichts. Das muss bedeuten, dass ich endlich normal bin, und von da aus kann man prima anfangen, wieder wahnsinnig zu werden.«
    Jawoll.
    Vor Kurzem wurden neben dem Hidden Valley Lidl und Argos und natürlich die obligatorischen Luxus-Apartments eröffnet. Ich traf meinen Nachbarn, der einen Einkaufswagen schob, vollgestopft mit schönen Dingen aus beiden Firmen. Ich sagte:
    »Damit kommen Sie durch den Winter.«
    »Wenn ich sechs Monate lang nichts esse.«
    Er starrte zu den neuen Gebäuden hinüber und sagte:
    »Mir ist endlich der Unterschied zwischen Wohnungen und Apartments klar geworden.«
    Das wollte ich hören, sagte:
    »Ja?«
    »Wenn man vom Amt was zugeteilt kriegt, ist das eine Wohnung, aber wenn man es kauft, ist es ein Apartment.«
    »Leuchtet mir ein.«
    »Wollen Sie einen Witz hören?«
    »Äm m … «
    »Kommt ein Mann in eine Bibliothek und bestellt einen Hamburger mit Pommes. Sagt die Bibliothekarin: ›Das ist hier eine Bibliothek.‹«
    Ich kannte die Pointe. Aber in Irland gilt das eherne Gesetz, dass man ni e – und zwar im Sinne von ni e – eine Geschichte unterbricht. Er lachte bereits, in voller Bereitschaft, die Pointe abzufeuern. Ich sagte:
    »Und?«
    »Flüstert der Mann: ›Bitte einen Hamburger mit Pommes.‹«
    Die Chancen standen gut, dass er ihn noch sechsmal erzählen würde, jedes Mal aufs Neue bezaubert. Einer der Gründe, weshalb ich heimgekehrt bin. Die Engländer erzählen Witze mit einer Mischung aus Grausamkeit und Bitte um Entschuldigung. Sie freuen sich nicht am Gelächter, sondern am Lächerlichmachen. Kiki hatte mich einst zu irischen Witzen befragt. Die englische Vorliebe für Witze bei gleichzeitigem Totalausfall, was englische Witze betrifft. Ich sagte:
    »Sie lachen über das, wovor sie Angst haben. Wir dagegen haben keine Angst vor ihnen.«
    Sie war erstaunt, fragte:
    »Die Engländer haben Angst vor den Iren?«
    »Aus gutem Grund.«
    Ich hatte mich mit Keegan bei Garavan’s verabredet, mal an die Basis, nicht in die Ballistik. Er trug eine grüne Wachsjacke, einen Pullover von den Aran-Inseln und eine Tweed-Mütze. Er fragte:
    »Was meinst du?«
    »Synge.«
    »Was soll ich

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