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Jack Taylor liegt falsch

Jack Taylor liegt falsch

Titel: Jack Taylor liegt falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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Flasche Whiskey gekrochen, aber dann hätten sie mich ermordet. Ließ es also gemächlich angehen. Cathy machte Irish Stew, und es schmeckte fantastisch. Laura fragte:
    »Wie hast du das gelernt, du bist doch Engländerin?«
    »Ich hab einfach alles reingetan, beim Fleisch und bei den Kartoffeln bloß nicht zimperlich, dann habe ich es eben gerade fast zu lange gekocht, und Jeff hat gesag t … : ›Und jetzt noch poitín.‹«
    Sie sprach es aus wie eine Frau aus Connemara. In meinem unordentlichen Leben bin ich so selten Teil einer häuslichen Szenerie. Nicht, dass ich das nicht wollte. Klar wollte ich es, aber ich war nicht bereit zu den kleinen Akten der Hingabe, die uns dort hinanführen. Von Natur aus bin ich im Wesentlichen egoistisch, und um an einem Familienleben teilnehmen zu können, muss man anderen Platz machen. Außerdem war ich Meister in der Kunst der Sabotage. Um Oscar zu paraphrasieren: Jeder Alkoholiker zerstört das Image, nach dem er sich sehnt. Ich wollte mich besaufen können, wann ich wollte, und bis morgens früh lesen, wenn ich wollte, und konnte zugunsten von Gesellschaft nicht auf so was verzichten. Und trotzdem wäre ich liebend gern anders gewesen. In der Wärme einer Familie sitzen und unbekümmert sein. Aber an jenem Tag hatte ich Glück. Ich wusste, wie viel mir der Augenblick bedeutete. Gott sei Dank brauchte ich nicht erst zu warten, bis ich hinterher klüger war. Die Stürme, auf meiner Wetterkarte stets präsent, schienen weniger bedrohlich. Cathy verbalisierte, ohne es zu wissen, das Totengeläut und sagte:
    »Das sollten wir öfter machen.«
    Ich wusste so sicher wie das Amen in der Kirche, dass wir es nie machen würden. Das Wissen machte den Glanz stumpf, tilgte ihn aber nicht. Laura fasste mich unter, als wir zum Hidden Valley gingen. Sie fragte:
    »Hat dir die CD gefallen?«
    Heiland, ich hatte völlig vergessen, dass sie mir das Paket in die Hand gedrückt hatte. Ich hatte es in meine Jacke gestopft und nie wieder dran gedacht. Ich sagte:
    »Ich wollte es erst aufmachen, wenn wir zusammen sind.«
    »Och, du bist so romantisch, Jack.«
    Kann man so sagen. Ich warnte sie:
    »Das Haus ist in einem ziemlichen Zustand.«
    »War da s … er?«
    »Nein, das waren Rüpel.«
    Das Haus war makellos. Nichts deutete auf das Chaos hin. Sogar das Bücherregal war aufgefüllt, allerdings offenbar ausschließlich mit McBains achtzig Veröffentlichungen. Ich sagte:
    »Wow!«
    »Jack, das Haus sieht großartig aus.«
    »Sieht es.«
    Ich konnte nicht glauben, dass Keegan das Regal wieder aufgefüllt hatte. Das beeindruckte mich dumm und krumm. Die Bücher würde ich mir später genauer ansehen. Freude schlägt so ziellos zu, man muss sie sorgfältig rationieren. Ich sagte:
    »Trinken wir was.«
    »Gehen wir ins Bett.«
    »Machen wir beides.«
    Machten wir.
    Es war gut. Kein Zweifel, ich verbesserte mich. Zum ganz heißen Traumliebhaber würde ich es nie bringen, aber die Konzentration war schon mal da. Was mir an Expertenschaft mangelte, machte ich mit Energie wett. Im Bette liegend, öffnete ich das Zhivago-Paket, sah die CD an, machte:
    »Oh mein Gott.«
    Sie setzte sich alarmiert auf:
    »Gefällt sie dir nicht?«
    Es war Just Another Town von Johnny Duhan. Ich sagte:
    »Ich liebe sie, aber sie stößt eine Kiste voller Erinnerungen auf, die vielleicht über meine Kräfte gehen.«
    Damals im Jahre 82 war ich noch in Uniform und ging mit einem Mädel aus Bohermore aus. Mann, ich habe diese LP zu Tode gespielt. Ein Titel, »Shot Down«, war praktisch der Atem, den ich einsaugte. Das Mädel sagte dann immer:
    »Haben wir heute Johnny-Duhan-Tag?«
    Hatten wir. Und das mehr, als jeder anständige Mensch ertragen konnte. In den dunklen Jahren hielt ich Schritt mit jedem Johnny-Duhan-Album. Seine Songs wurden immer tiefer, und ich schmierte endgültig ab. Bevor das Mädel mich verließ, sagte sie:
    »Versteh mich nicht falsch, Jack, ich mag traurige Songs, aber d u … Du brauchst sie.«
    Ich wusste, dass sie recht hatte. Es hat nie eine Gelegenheit gegeben, da ich, wenn ich mit einer Blechblaskapelle konfrontiert wurde, nicht weinen wollte. Gehen Sie da mal mit dem Freud drüber. Später, als die CD spielt e – mit »später« meine ich jetzt Wochen späte r – und Sweeper in der Küche saß und »Just Another Town« lief, sagte er:
    »Das ist das erste Mal, dass ich meine Kindheit und Jugend als Lied höre.«
    Ich gab ihm das Ding, was hätte ich sonst tun sollen? In den schrecklichen Monaten

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