Jack vs Chris
wurde.“
Am Tee nippend schüttele ich den Kopf. Wie sollte ich das auch der Polizei erklären? „Hallo, ich habe einen Mörder gebeten, mich sexuell zu befriedigen, er hat mich im Verlies hängen gelassen, dann gerettet und aufgepäppelt, weil er mich wahrscheinlich töten wollte. Ich habe ihn überwältigt, gebrandmarkt und mit einer Schlinge um den Hals hängenlassen!“ Bestimmt würde ich dafür einen Friedensnobelpreis bekommen, oder einen anderen tollen Orden. Nein, es ist gänzlich unmöglich, das der Polizei zu sagen.
Es scheint Stunden zu dauern, bis ich zwei neue Schlüssel in der Hand halte und meine Tür von innen verschließe. Zuerst füttere ich Tiger, der es mir mit einem umgarnen meiner Beine dankt. Dann schnappe ich mir eine Sprudelflasche und verschwinde im Bad. Eine heiße Dusche und die notdürftige Versorgung der Wunden später, befinde ich mich endlich im Bett. Mein Bett! Wie sehr ich mich danach gesehnt habe. Müde schließe ich die Augen, doch mein Kopf arbeitet weiter. Zeigt mir Bilder der letzten Minuten mit Jack. Sein Aufkeuchen klingt in meinen Ohren, seine Versuche sich zu wehren lassen meinen Körper erzittern. Irgendwann schlafe ich ein, werde jedoch von den Bildern verfolgt und wache schweißgebadet auf. Ich habe Jack gesehen, wie er um jeden Atemzug kämpft, die Schlinge sich immer weiter in sein Fleisch schneidet und seine Beine drohen nachzugeben. Der Ausdruck in seinen Augen zeugte vom Entweichen des Lebens, und es hat mich erregt.
Schwer schlucke ich, versuche eine Regelmäßigkeit in meine Atmung zu bekommen und den Herzschlag auf eine gesunde Frequenz zu senken. Sehe es immer noch vor mir, doch plötzlich ändert sich das Gesicht, wirkt aufgedunsen, alt und verbraucht. Mit einem Würgen springe ich aus dem Bett und hetze zur Toilette. Welch widerliches Bild mir gezeigt wurde, ich will es nicht sehen, nicht daran denken, geradeso schaffe ich es zur Toilette, bevor sich mein Mageninhalt den Weg hinaus sucht. Nicht mehr als Galle, vermischt mit Wasser, trifft die Schüssel. Selbst dieser widerliche Geschmack in meinem Mund ist angenehmer, als die Bilder in meinem Kopf. Wieso ausgerechnet er? Wieso ausgerechnet jetzt?
Mit krampfendem Magen richte ich mich auf. Lasse erst das Wasser der Spülung und dann das des Wasserhahns laufen. Erschöpft spritze ich mir das kühle Nass ins Gesicht und richte den Blick in den Spiegel. Da dachte ich, meine Erinnerungen erfolgreich verdrängt zu haben und dann kommen sie auf einmal wieder. Was ich dann im Spiegel entdecke, jagt mir einen Schauer über den Rücken. Ein Lächeln liegt auf meinen Lippen, ein Lächeln, wie es Jack zu tragen pflegt. Meine blauen Augen sind verdunkelt und der Blick jagt selbst mir Angst ein. Das kann nicht mein Spiegelbild sein, ich muss träumen, oder? Ich sehe es vor mir, wie ich dieses aufgedunsene Gesicht umfasse und es immer wieder gegen eine Wand schlage, wie vergilbte Zähne den Weg zum Boden finden. Die arrogante Selbstgefälligkeit vergeht ihm, als sich die Klinge eines Rasiermessers in sein Fleisch schneidet. Auf seiner Brust entsteht ein ‚C‘, und das hier wird seine Hölle. Ich sehe es vor mir, seine um Gnade winselnde Gestalt, das Flehen, was ich mit einem abfälligen Lachen quittiere. Mit all meiner Kraft hieve ich den schweren Körper auf einen Tisch, schnalle ihn an und entkleide die wulstigen Glieder. „Du hast mich leiden lassen, nun bist du dran!“, höre ich meine verzerrte Stimme sagen.
„Miau“, durchbricht Tiger die Gedanken, schmiegt sich an meine Beine und brummt wohlig. Ich verdränge die Bilder aus meinem Kopf, nehme das kleine Geschöpf auf den Arm und dann mit in mein Bett. Er war lange genug allein, ausnahmsweise darf er bei mir schlafen. Mein kleiner Tiger.
Verschlafen versuche ich, der nassen Zunge zu entkommen, doch egal wie sehr ich mich auch winde, sie folgt mir penetrant. Das Miauen ist kaum zu ertragen, und doch lässt es mich freudig lachen. Wie sehr ich den Kleinen vermisst habe. Sobald er seine Frühstücksmilch hat, darf ich mich frisch machen. Die Bilder haben sich in der Nacht nicht mehr zurückgemeldet, es war ein nichtssagender Traum, der mich in den Schlaf geleitet hat. Meine Freunde und ich bei einer Party, es war einfach nur lustig, entspannend, eben ein normaler Abend unter Freunden. Ich fühle mich heute viel besser. Fast losgelöst vernehme ich mein eigenes Pfeifen und lache über das
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