Jack vs Chris
lacht er hustend. Übelkeit macht sich in mir breit und der Geruch nach Zigaretten und Alkohol lässt mich würgen. „Nun kotz mir nicht vor die Füße. Suche den hier, kennst du den?“, kommt es lallend, und dabei hält er mir ein Foto vor die Nase.
Ich sehe mich, vor fast zehn Jahren. Meine Haare waren schwarz gefärbt, ich wollte meinem Inneren Ausdruck verleihen. Was mich jedoch jetzt zum Lachen bringt, ist, dass mein Erzeuger mich nicht zu erkennen scheint, und genau das wird seinen Tod bedeuten. „Sieht aus wie Chris, aber etwas jünger“, fördere ich mein schauspielerisches Talent zutage, welches mehr als mies ist. Doch für ihn reicht es.
Die Augen des Mannes, der sich mein Vater nennt, sind blutunterlaufen, so dass man die Farbe nicht mehr wahrnimmt. Sein Gesicht ist aufgedunsen und rot gefleckt. Man erkennt von weitem, dass es sich um einen Alkoholiker handelt. „Ja, ja, mein Sohn. Weißt du, wo er steckt?“ In meinem Kopf rattert es, ich brauche Zeit, ein paar Vorbereitungen müssen getroffen werden.
„Haben Sie eine Nummer? Ich gucke, dass ich ihn finde, und melde mich dann“, schlage ich ihm vor. Ein eifriges Nicken, als er ein Handy aus der eng anliegenden Hosentasche fischt. Wie mich dieser Anblick anekelt, sein wulstiger Bauch, über dem sich ein weißes T-Shirt spannt, die ehemals blaue Jeans, die sicher zwei Nummern zu klein ist und somit den Bauch abschnürt und noch gewölbter erscheinen lässt. Die braunen Haare liegen verfettet an der Kopfhaut und der Dreitagebart lässt ihn wie ein Penner wirken. Nicht, dass er etwas anderes wäre.
Mit zittrigen Fingern scheint er seine Nummer im Handy zu suchen, drückt es mir dann schlussendlich in die Hand und lässt es mich selbst machen. Kaum habe ich die Nummer, verabschiede ich mich auch schon und eile zum nächsten Baumarkt.
Es fängt an zu dämmern, als ich die Nummer wähle und meinen Erzeuger zu dem ehemaligen Verlies bestelle. Durch Zufall bin ich darauf gestoßen. Traute erst meinen Augen nicht, als ich die Gasse entdeckte und meine Erinnerungen zurückkamen. Die Gasse ist eigentlich für die Anlieferung der Geschäfte gedacht, die zu dieser ihren Hinterausgang hatten. Die Dämmerung und Uhrzeit sorgen für Stille. Das Schloss am Verlies ist schnell aufgehebelt und was meine Augen beim Anschalten der Beleuchtung entdecken, ist der reinste Traum. Eine Streckbank, ein Schrank voller Folterinstrumente. Achtlos lasse ich die Einkäufe in eine Ecke fallen, die werde ich wohl nicht benötigen, wie ich gerade sehe. Einzig eine Sache werde ich von mir selbst benutzen. Eng liegt das körperwarme Metall in der Jackentasche und war bis eben noch von meiner Hand umschlossen.
Ein Rufen erregt meine Aufmerksamkeit, immer wieder schreit der Kerl, den ich mal als Vater kannte, meinen Namen, befiehlt mich brüllend herbei, mit Worten, die ich nicht einmal denken möchte. Immer mehr Wut sammelt sich in meinem Inneren, die langsam aber sicher zum Ausbruch kommt. „Hier ist er!“ Ich strecke kurz den Kopf aus dem ehemaligen Kellergewölbe.
„Verdammte Scheiße, du kleines …“ Ich blende aus, diese Worte will ich nicht hören, möchte sie nicht in mein Inneres lassen. Zu oft habe ich sie gehört und mich dadurch wie der dreckigste Unrat gefühlt. Ich stehe bereit an der steinigen Mauer, seitlich neben dem Eingang, warte darauf, dass er eintritt.
Fest liegt ein Knüppel in meiner Hand, den ich ihm in dem Moment in den Nacken schlage, als er hereinkommt. Ächzend geht er in die Knie, als ich ihn auch schon packe und zu der Streckbank ziehe, die ich senkrecht hochgestellt habe. Sehr praktisch, diese Erfindung, die einem ermöglicht, das Opfer in jede erdenkliche Lage zu bringen. Seine Versuche sich zu wehren, bringen gar nichts, zu unkoordiniert sind die Bewegungen. „Was soll das? Wo ist Chris?“ Er sieht mich verwirrt und wütend an. Ein Lachen dringt aus meiner Kehle, tief aus dem Inneren und hört sich für mich sehr befremdlich an.
„Lange nicht gesehen, oder?“ Ein Schlag trifft ihn auf die Wange. Irritiert schüttelt er den Kopf frei, versucht sichtlich, gegen den Alkoholnebel anzukämpfen, zu verstehen, was ich gesagt habe. Während er seinen versoffenen Verstand zwingt zu arbeiten, entferne ich die Kleidung von seinem Körper. Die wird er nicht mehr benötigen, nie wieder. Die wulstigen, aufgedunsenen Rettungsringe fallen fast seitlich hinab, als ich die Hose entferne.
Komplett entblößt
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