Jack vs Chris
zum Verlies und krame in einer Tüte nach einem Schloss. Es war eigentlich zur Befestigung der Fesslung gedacht … doch nun dient es mir als Sicherheit, dass keiner meine Tat entdeckt. Darum muss ich mich später kümmern. Ich muss zu Tiger, er hat sicher Hunger, und auch mein Magen will gefüllt werden. Ein weiterer Griff in die Tüte befördert Wasser und Lappen hervor, womit ich mich notdürftig reinige.
Sehnsüchtig erwartet mich zuhause der Tiger und was für einen Hunger mein Kleiner hat! Gierig verschlingt er das Essen, während ich duschen gehe. Erleichterung macht sich in mir breit. Lächelnd schmiere ich mir ein Brot, richte mir eine Tasse Tee und genieße den Feierabend.
Bin ich froh, meinen Job behalten zu haben.
DIE ANNÄHERUNG
Jack
Mittwoch der 21.:
Das kann alles nicht wirklich passiert sein, immer noch wallt die Wut in mir hoch. Meine Handgelenke verzieren Schnitte und sie sind blau, ein Daumen geprellt, und an meinen Hals möchte ich erst gar nicht denken. Dem Arzt habe ich von einer kleinen erotischen Sitzung erzählt, der daraufhin zu lachen begann und mich versorgte. Was sollte ich ihm auch sonst erzählen? Die leichte Rauchvergiftung hat er erst gar nicht hinterfragt, und meinen Nacken hat er auch bewusst ignoriert. Dieser Kleine … hat mich wirklich markiert. Ein C hat sich in mein Fleisch gegraben, und trotz verschriebener Salbe hat man mir nicht in Aussicht gestellt, dieses Zeichen wieder los zu werden. Wütend und grimmig laufe ich durch die Stadt. Ich muss mich ablenken und weiß auch schon einen Weg. Dieser Bengel wird mich kennenlernen, ich werde ihm den Schock seines Lebens verpassen. Mit der Zunge fahre ich über meine Lippen, fast macht Wut meiner guten Laune platz. Während Chris seinem Frust und seiner Rache freien Lauf gelassen hat, war mein Überwachungssystem so nett, mir die Bilder davon zu liefern. Ich gebe gerne zu, dass mir meine Kinnlade hinabgesackt ist, als ich mein eigentliches Opfer in Action sah, diese dunklen, blauen Augen, sein wüst aussehendes blondes Haar. Er war in einem regelrechten Rausch, und in diesem wirkte er sehr … Nun gut, ich sollte mit den Gedanken bei meinem Plan bleiben. Zwei Tage brauche ich noch, bis ich die Kraft habe, das zu tun, was getan werden muss.
Mit Leichtigkeit öffne ich das Schloss und trete in meine Foltergrotte ein. Der Geruch des Todes hat sich hier drin gestaut, die Sauerei, die Chris angerichtet hat, lässt mich tief durchatmen. Das wird viel Arbeit werden. Schmunzelnd sehe ich dem Mann ins Gesicht, der zu seinem ersten Opfer auserkoren wurde. Zwischen seinen Lippen steckt wie eine Zigarre sein Geschlechtsorgan. Keine schlechte Leistung.
Chris sollte allerdings an einer präziseren Ausführung arbeiten, und vor allem sein Opfer nicht tagelang irgendwo verwesen lassen. Das lockt nur neugierige Menschen an, und die können wir so gar nicht gebrauchen. Wer dieser Mann wohl ist?
Suchend gleitet mein Blick durch das Verlies und entdeckt die Hose des Mannes. Angewidert hebe ich sie auf und fische das Portmonee heraus. Irritiert halte ich ein paar Sekunden später den Ausweis in der Hand … dieser Nachname, wieso kommt er mir so bekannt vor? Automatisch nehme ich mein Portmonee hervor, ziehe Chris‘ Ausweis hervor. Ein merkwürdiger Zufall, oder? Der Nachname der Beiden, er ist derselbe. Ebenso der Geburtsort: Die Option, dass sie Vater und Sohn sind, ist also in engere Auswahl zu nehmen. Darüber werde ich mir später Gedanken machen und fange an, alles wieder herzurichten.
Chris
Freitag der 23.:
Lächelnd begrüße ich die Kinder, die mal lachend, mal eher verschlafen in den Kindergarten kommen. Ich fühle mich heute einfach großartig, voller Energie, positiver Energie. Es ist Freitag, somit steht das Wochenende ins Haus, allerdings auch eine ungeliebte Pflicht. Ich habe noch etwas zu erledigen, doch davon will ich mir jetzt nicht meine gute Laune vermiesen lassen. Fast unauffällig schiebt Herr Bauer Theo in den Kindergarten. Keines Blickes würdigt er mich, stattdessen wendet er sich einfach ab und lässt seinen Sohn stehen. So wie er es die letzten Tage schon gemacht hat. Und wie an jedem dieser Tage, gehe ich auf Theo zu und knie mich mit einem Lächeln vor ihm hin: „Hallo Theo, hast du gut geschlafen?“
Sein Blick hebt sich, von Tränen verschleierte Augen sehen mich an: „Nein!“, kommt dann nur mit zarter Stimme zur
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