Jack vs Chris
Hause. Mein Weg führt mich geradewegs zu meinem Briefkasten, wie an jedem Wochentag. Kaum dass ich ihn geöffnet habe, fallen mir ein Zettel und Bilder sofort ins Auge. Ich nehme alles und erkenne sofort die Handschrift von Jack. Schnell stecke ich die Sachen in meine Jackentasche. Mein Herz beginnt heftig zu klopfen und mir läuft ein angenehmer Schauer über den Rücken. Ich renne die Treppe zu meiner Wohnung hinauf, und kaum habe ich die Tür hinter mir geschlossen, nehme ich mit zitternder Hand die Sachen aus meiner Jacke und betrachte sie genauer. Auf dem Zettel steht nur in seiner filigranen Handschrift: „Stufe drei, nichts anderes antworten.“ Etwas verwundert über diese Aufforderung stecke ich den Zettel wieder in meine Jacke und widme mich den Bildern. „Ja, das ist es, das hat er gut gemacht!“, erklingt es in mir. Zufrieden nicke ich und ein Prickeln geht durch meinen Körper, als ich an Jack und den Keller, aber vor allem was er mit mir dort gemacht hat, denke.
Ich entschließe mich, noch kurz zu Theo ins Krankenhaus zu gehen. Kaum bin ich dort, treffe ich auf Theos Mutter, die gerade mit dem Arzt spricht. Ich erkundige mich, wie es ihm geht und frage sie, ob ich die Erlaubnis bekomme, Theo besuchen zu dürfen. Erfreut, dass sich noch jemand außer ihr um ihren Sohn sorgt, erteilt sie mir die Genehmigung. Der Arzt weist mich darauf hin, dass die Besuchszeit schon vorbei ist, und bittet den Besuch auf Morgen zu vertagen. Ich verabschiede mich von den beiden und gehe zu dem Zimmer von Theo, auch wenn ich ihn nicht besuchen kann, will ich doch einen kurzen Blick durch die Scheibe auf ihn werfen. Er liegt immer noch so da wie beim letzten Mal. Auf einmal fällt mein Blick auf den Pfleger, der bei ihm im Zimmer ist und sich liebevoll um ihn kümmert. Ich kenne ihn nicht und doch beschleicht mich ein sonderbares Gefühl. Unbewusst reibe ich an meinem Handgelenk. Mit einem Schulterzucken wende ich mich um und mache mich auf dem Heimweg.
Da ich heute frei habe, entschließe ich mich schon am Morgen zu Theo ins Krankenhaus zu fahren. Kaum auf der Etage angekommen sehe ich Frau Bauer, die sich mit zwei Polizisten unterhält. Mein Herz beginnt zu rasen und meine Hände schwitzen. Ich will mich schon umdrehen, da werden sie auf mich aufmerksam. Langsam gehe ich zu ihnen und frage, ob mit Theo etwas sei?
„Sie sind Herr Lorson?“, werde ich von den Polizisten begrüßt. Als ich es bejahe, meint er: „Wir hätten ein paar Fragen an Sie.“
„Darf ich fragen, um was es geht? Und muss das jetzt sein? Ich will eigentlich Theo besuchen, ihm geht es doch gut?“
„Es sind nur ein paar Fragen, und es dauert auch nicht lange. Wenn Sie kurz Zeit haben, können wir es gleich hier machen.“ Ergeben nicke ich. „Wie Sie vielleicht bereits wissen, hat Frau Bauer ihren Mann als vermisst gemeldet.“
Mir schießen die Bilder von Herrn Bauer durch den Kopf, wie er tot auf dem Tisch liegt: „Oh, das wusste ich noch gar nicht. Seit wann wird er vermisst?“
„Seit Montagabend. Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?“
„Ich? Mal überlegen, ich sah ihn das letzte Mal Montag um die Mittagszeit. Da kam er mit Frau Bauer aus dem Krankenhaus und sie gingen in den Park.“
Nickend notiert der eine Polizist meine Angaben, während der andere auch schon zur nächsten Frage kommt: „Sie hatten auch eine Verabredung mit Frau Huber am Freitag, ist das richtig? Um was ging es da?“
„Ja, das ist richtig. Ich habe beim Jugendamt den Verdacht der Kindesmisshandlung an Theo durch seinen Vater angedeutet.“
„Und wissen Sie, ob, und wenn ja, wie sie diesen Fall bewertet hat?“
Meine Hand fährt in meine Jackentasche und ich spüre den Zettel, den mir Jack geschrieben hat, umschließe ihn fest: „Ja, Sie sagte was von Stufe drei. Darf ich fragen, warum Sie das alles Wissen wollen?“
„Wir haben Frau Huber in einem Motel tot aufgefunden. Herr Bauer ist unser Hauptverdächtiger. Also, wenn Sie ihn sehen, melden Sie uns das umgehend und seien Sie vorsichtig. So, das war es auch schon. Wir wollen Sie nicht länger aufhalten. Sollten wir noch was wissen wollen, melden wir uns bei Ihnen“, entgegnet der eine Polizist und verlässt mit seinem Kollegen grußlos die Etage.
Mein Blick geht zu der Frau, die blass neben mir steht: „Geht es Ihnen gut Frau Bauer?“
„Ich kann das alles nicht glauben, wozu er imstande ist. Ich werde nach Hause gehen und meine Sachen packen, und erst mal zu
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